Am Freitag entgleisten im Kanton Bern zwei Züge. Womöglich war der starke Wind dafür verantwortlich. Es wäre nicht das erste Mal.
Züge
Der entgleiste Triebwagen des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) am Freitag in Büren zum Hof BE. - sda - KEYSTONE/Manuel Lopez
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Freitag sind im Kanton Bern zwei Züge entgleist.
  • Die Entgleisungen wurden womöglich durch starken Wind verursacht.
  • Es wäre nicht das erste Mal, dass Züge in der Schweiz wegen starkem Wind entgleisen.

Falls die beiden Zugentgleisungen in Lüscherz BE und in Büren zum Hof BE vom Freitag vom Wind verursacht worden sind, sind es nicht die ersten Unfälle dieser Art in der Schweiz. Dreimal hoben starke Winde seit 1996 Züge aus den Schienen.

Am 19. Januar blies starker Wind eine Komposition der Appenzeller Bahnen bei Wasserauen, AI um. Das sagte Christoph Kupper von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust gegenüber «20 Minuten».

«Dort hat man dann eine Windmessanlage installiert», sagt Kupper, dessen Team in den letzten Jahren immer wieder Zugunfälle untersucht hat, im Interview. «Wenn es zu stark windet, verkehren die Züge nicht mehr.»

Verbindung am Freitag eingestellt

Auch am Freitag meldete die Bahnverkehrsinformation Railinfo, die Verbindung von Appenzell nach Wasserauen sei zwischen Weissbad und Wasserauen wegen starker Winde eingestellt worden.

Entgleisungen wegen starker Winde gab es laut Kupper 1996 auch bei der Wengernalpbahn im Berner Oberland und 2018 bei der Montreux-Oberland-Bahn im Berner Simmental.

Züge bieten grosse Angriffsfläche

Auf die Frage, ob Schmalspurbahnen anfälliger sind für solche windbedingten Entgleisungen, sagt Kupper: «Der Unterschied zwischen 1435 Millimeter und 1000 Millimeter Spurbreite kann durchaus einen Einfluss haben.» 1,4 Meter Spurbreite ist die Normalspur. Die beiden entgleisten Züge der Aare Seeland Mobil (asm) im Berner Seeland und des Regionalverkehrs Bern-Solothurn bei Büren zum Hof haben eine Spurweite von einem Meter.

Züge seien zwar tonnenschwer, sagt Kupper weiter, doch sie böten dem Wind auch eine grosse Angriffsfläche. «Entscheidend ist, wie der Wind genau auf den Zug trifft.» Starke Windböen seien auch schwer vorauszusagen, weil sie örtlich ganz unterschiedlich sein könnten.

Fachleute untersuchen Unfallhergang

Wie die Berner Kantonspolizei am Freitagabend mitteilte, untersuchen Fachleute der Sust in Büren zum Hof den Unfallhergang. In einer ersten Phase würden Fahrdaten und meteorologische Daten ausgewertet, sagt Kupper. Schon heute sei es so, dass die Bahnunternehmen bei Sturm eine Risikobeurteilung machen müssten.

Dass bei zunehmenden Wetterextremen das Risiko für solche Unfälle steige, sei ein «realistisches Szenario». «Wir haben diese Frage erst kürzlich mit der Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Verkehr, erörtert. Hier sind wir daran, die Grundlagen zu erarbeiten», so Kupper. Neue Vorschriften für ein Fahrverbot bei starken Winden seien «zu prüfen».

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