Zigi-Hersteller lockt an Festival mit Stripperinnen

Vorletzte Woche fand das jährliche Greenfield Festival statt. Rund 84'000 Menschen besuchten das Openair in Interlaken BE. Mittendrin: Leser Simon T.*

Dieser staunt über eine Erfahrung gegen Ende des Festivals: «Meine Freundin und ich waren am vorletzten Samstag am Greenfield. Irgendwann mitten in der Nacht wurde das Gelände nach und nach geschlossen. Eine der letzten, wenn nicht gar die letzte Trinkgelegenheit, gab es in einem Winston-Festzelt», erzählt er.

Beim Tabakhersteller angekommen, hätten sie sich zwei Drinks bestellt. «Der DJ spielte laute Musik, überall Discolicht – es herrschte ausgelassene Stimmung.» Und dann kommts: «Plötzlich schlängelte sich eine halbnackte Stripperin über die Bartheke und machte den Spagat. Das hat uns ganz schön überrascht.»

Die Stripperin selbst habe erklärt, dass sie von den für das Festzelt zuständigen Organisatoren engagiert worden sei. «Wir fragten uns: Ist es überhaupt erlaubt, Zigaretten mit Erotik zu bewerben?», sagt Simon T. Nau.ch hat nachgefragt.

Beim Hersteller heisst es, zum Zelt hätten nur Volljährige Zutritt gehabt. «Dies wird durch das Sicherheitspersonal kontrolliert.» Beim Greenfield würden die Shows aus einer Feuerkünstler- und Tanz- beziehungsweise Akrobatikperformance einer gemischtgeschlechtlichen Gruppe bestehen.

«Auch ein Stelzenkünstler wirkt bei der Gruppe mit. Es waren somit auch Männer dabei.» Männliche Stripper gab es laut Nau-Leser Simon T. aber keine.

Die Shows würden laut Hersteller bis circa 2.30 Uhr dauern. «Wir trauen erwachsenen Personen zu, sowohl mit Tabakkonsum als auch mit einer Tanzperformance umgehen zu können», schreibt man abschliessend.

Weniger lustig findet man das bei der Tabakprävention Schweiz. Den Strip-Auftritt kritisiert man scharf. «Dass Winston mit halbnackten Tänzerinnen Werbung macht, ist schockierend. Aber es gibt kein Gesetz, welches diese Art von Werbung verbietet», erklärt Geschäftsführer Luciano Ruggia. Und weiter: «Ethisch oder moralisch ist es bedenklich, aber die Industrie spielte schon immer mit Frauenkörpern und Werbung.»

Die Erklärung, dass nur Erwachsene Zutritt haben, sei blödes Gerede. «Die Gäste im Festzelt werden Fotos machen und diese auf Social Media hochladen. Dort werden die Bilder dann auch von Minderjährigen gesehen.»

Dadurch würden Minderjährige die Botschaft erhalten, dass die Zigaretten sexy seien. «Das fördert die Attraktivität der Produkte.»

Auch Markus Meury von Sucht Schweiz spricht von einer «billigen Masche, die je länger, je weniger wirken kann. Speziell wenn man weiss, dass Rauchen laut Studien heute fürs Dating mehr und mehr ein Hindernis ist.»

Ob speziell Jugendliche damit zum Rauchen verführt werden, sei Sucht Schweiz nicht bekannt. «Aber so oder so fängt die Mehrheit der Rauchenden als Minderjährige mit dem Rauchen an.»

*Name der Redaktion bekannt