Zahlen zeigen: In Zürich gibt's schon 1200 arbeitslose Banker
Die Bankenmetropole Zürich ist ein volatiler Arbeitsmarkt: Fast 1200 Banker sind ohne Job – und es werden noch mehr.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem Ende der Credit Suisse steigt die Zahl der arbeitslosen Banker in Zürich.
- Viele Banken haben Hunderte von weiteren Entlassungen angekündigt.
- Die arbeitslosen Banker sind teilweise schwer zu vermitteln.
In Zürich, wo sonst das Herz des Schweizer Finanzplatzes schlägt, herrscht Unruhe: 1194 Banker sind Ende August gemäss der Wirtschafts-Seite «tippinpoint» arbeitslos. So viele wie seit Jahren nicht mehr. Und die Zahl steigt weiter.
Nach dem spektakulären Untergang der Credit Suisse reisst die Entlassungswelle nicht ab. Die Wirtschaft schwächelt, die Übernahme durch die UBS sorgt für Umstrukturierungen. Und auch andere Schwergewichte wie Julius Bär oder der Börsenbetreiber Six kündigen Hunderte von Stellenstreichungen an.
Seit der CS-Abwicklung im März 2023 ist die Zahl arbeitsloser Banker regelrecht explodiert. Ein Anstieg von fast 60 Prozent, so «tippinpoint».
Besonders bitter: In einer Branche, in der der Job oft zum Lebensinhalt wird, stehen nun Unzählige vor dem Nichts.
Nach 30 Jahren als Banker machte sich Beat Jakob selbständig. Heute unterstützt er entlassene Finanzprofis dabei, beruflich neu durchzustarten. Im Interview mit der «NZZ» verrät er, dass Banker gar nicht so einfach zu vermitteln sind.
«Überrissene Lohnvorstellungen»
Jakob: «Viele Banker haben überrissene Lohnvorstellungen, wollen unbedingt in der Stadt Zürich arbeiten oder nicht in ein kleineres Unternehmen wechseln. Es gibt aber nun einmal nur noch eine Grossbank in der Schweiz, und deren Stellen sind begehrt.»
Weiter sagt Jakob, dass viele der Banker, die er berate, sich über ihren Beruf definieren würden: «Diese Menschen fühlen sich durch eine Kündigung in ihrem Stolz angegriffen, verlieren ihr Selbstwertgefühl.»
Er habe schon Klienten gehabt, die selbst in ihrem privaten Umfeld eine so grosse Angst davor hatten, als Versager zu gelten, dass sie die Kündigung verheimlichten: «Eine junge Frau, die Anfang 30 entlassen wurde, verschwieg es sogar gegenüber ihrem Partner.»
Nach der Entlassung sieht Jakob oft traurige Bilder in seinen Sitzungen: «Viele haben das Bedürfnis, einmal alles auszusprechen. Den Frust, die Wut, alle Gefühle. Manche müssen erst einmal weinen, und das ist okay – sogar gut.»