Der Wolf soll im Kanton Graubünden deutlich dezimiert werden. Ganze Rudel auszulöschen, ist aber offenbar kaum realistisch.
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Der Wolf darf bald auch schon geschossen werden, ehe er zum Problem für Schafherden wird. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ganze Wolfsrudel zu töten, ist laut dem Präsidenten des Wildhüterverbands kaum möglich.
  • Nach dem Abschuss eines Tiers würden sich die anderen zurückziehen.
  • Des Weiteren sei es sehr schwierig, die einzelnen Mitglieder überhaupt zu identifizieren.
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Der Wolf darf in der Schweiz ab dem 1. Dezember zur Prävention geschossen werden. Für viele ist das eine Erleichterung, andere wiederum kritisieren den Bund für den Beschluss.

Der Kanton Graubünden hat bereits betont, im Winter ganze Wolfsrudel töten zu wollen. Wie viele Abschussgesuche man in Bern platzieren werde, gab Regierungsrätin Carmelia Maissen noch nicht bekannt.

Fest steht aber jetzt schon: Die Pläne sind schwer umzusetzen. Urs Büchler, Präsident des Schweizer Wildhüterverbands, sagt zum «Bündner Tagblatt»: «Dass ein ganzes Rudel mit fünf und mehr Tieren in einer Aktion erlegt werden kann, betrachte ich als praktisch unmöglich.» Es müsse schon sehr gut laufen, «damit man zwei bis drei Tiere auf einmal schiessen kann».

Wolf lernt und zieht sich zurück

Der Wolf sei nämlich ein «überaus intelligentes Wesen». Würden Mitglieder eines Rudels getötet, ist er noch mehr auf der Hut. «Er wird sich also noch stärker absichern, bevor er sich ins offene Gelände wagt. Deshalb wird es ausgesprochen schwierig sein, die restlichen Tiere eines Rudels zu erlegen», so Büchler.

Finden Sie es gut, dass Wölfe präventiv geschossen werden dürfen?

Die vom Rudel verbleibenden Wölfe würden sich in andere Gebiete zurückziehen. Entsprechend sei es nach dem Abschuss eines Wolfs «überaus schwierig, die restlichen Mitglieder eines Rudels überhaupt zu finden».

Wolf Wolfspopulation Präventive Regulierung
Der Wolf ist auf dem Vormarsch: Die Population in der Schweiz hat sich seit 2020 ungefähr verdreifacht: Von 100 Wölfen in 11 Rudeln auf 300 Wölfe in 32 Rudeln. (Symbolbild)
Wolf Wolfspopulation Präventive Regulierung
Dies stellt insbesondere die Alpwirtschaft zunehmend vor Herausforderungen: Die Zahl der Wolfsrisse hat seit 2019 einen rasanten Anstieg erlebt. (Symbolbild)
Wolf Wolfspopulation Präventive Regulierung
Seit Dezember dürfen Kantone bei der Jagd präventiv handeln und nicht wie bis anhin erst nach entstandenem Schaden.
Wolf Wolfspopulation Präventive Regulierung
Gerissene Schafe liegen vor dem Tessiner Regierungsgebäude anlässlich einer Protestaktion von Tessiner Bauern gegen die Wolfspolitik der Tessiner Regierung. (Archivbild)
Wolf Wolfspopulation Präventive Regulierung
Neu dürfen Wölfe unter bestimmten Bedingungen auch präventiv geschossen werden. Also um zukünftige Schäden zu verhüten und nicht erst nachdem Schäden entstanden sind. (Symbolbild)

Dazu sei es kaum möglich zu wissen, ob ein Wolf einst einem Rudel angehörte oder alleine unterwegs ist. Die restlichen Tiere eines Rudelverbands identifizieren und in einer zweiten Aktion schiessen, erachtet Büchler «als praktisch unmöglich. Die Tiere sind ja nicht individuell erkennbar.»

Was ebenfalls gegen das Auslöschen mehrerer Wolfsrudel spricht, ist das Personal. Eine Regulation in dieser Grössenordnung sei nur mit einer «massiven» Aufstockung machbar.

Schwierige Jagd

Einfach wäre die Jagd ohnehin nicht, hält der Wildhüter fest. «Wölfe haben ungemein feine, scharfe Sinne und sie sind überaus lernfähig und intelligent. Es braucht darum eine gute Strategie, fundierte Kenntnisse und viel praktische Erfahrung, damit eine solche Aktion gelingt.» Jährlich würden nur rund die Hälfte aller zum Abschuss freigegebenen Wölfe erlegt werden.

Im Winter ist die Jagd aufgrund der Spuren im Schnee vermeintlich einfacher. Doch «es ist strapaziös, wenn man bei Minustemperaturen eine Nacht lang ausharren muss», merkt Urs Büchler an.

Dem Abschuss zum Opfer fallen wohl eher junge und unerfahrene Tiere. Die lernfähigeren dürften davonkommen und ihr Wissen dem Nachwuchs weitergeben.

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