Während die Bautätigkeit sinkt, nimmt die Nachfrage nach Wohnungen wegen erhöhter Einwanderung zu. Laut einer Studie droht der Schweiz eine Wohnungsnot.
Wohnungsnot
Eine Maklerin spricht mit Interessenten bei einer Wohnungsbesichtigung. Die Nachfrage nach Wohnungen steigt, doch das Angebot nicht. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit längerem nimmt die Bautätigkeit in der Schweiz ab.
  • Die Leerstände sinken, während die Einwanderung hoch bleibt.
  • Dadurch wird der Wohnraum in der Schweiz immer knapper.

Der Wohnraum in der Schweiz wird immer knapper. Diese Entwicklung hat diverse Gründe. Einerseits nimmt die Bautätigkeit seit längerer Zeit ab, andererseits bleibt die Einwanderung – und somit der Bedarf – hoch. Somit sinken die Leerstände rasant.

Raiffeisen Schweiz hat am Donnerstag eine Studie veröffentlicht: «Immobilien Schweiz 4. Quartal». Darin heisst es, dass sich die Schweiz unaufhaltsam in eine Wohnungsnot bewege.

Zuwanderung steigt

Begründet wird dies vor allem mit einer aufgrund hoher Baulandpreise und rigider Vorschriften rückläufigen Bautätigkeit. Das höhere Zinsniveau und die Bauteuerung minderten die Anreize zusätzlich.

Zudem beanspruche die Bevölkerung immer mehr Wohnraum. Dies benötige mehr Wohnungen als aktuell auf den Markt kommen. Zudem befeuerten der akute Fachkräftemangel und der Krieg in der Ukraine die bereits starke Zuwanderung noch zusätzlich.

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Der Bau eines Hauses ist für viele Schweizerinnen und Schweizer wegen den stark gestiegenen Immobilienpreisen unerschwinglich geworden. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI

Bis vor zwei Jahren stiegen die Leerstände stark. Dann aber nahm die Bautätigkeit ab und die Leerstandsquote begann zu sinken. Seit Jahresanfang ist die Leerwohnungsziffer schweizweit nun auf 1,31 von 1,54 Prozent gefallen. In vielen regionalen Mietwohnungsmärkten herrsche schon Wohnungsknappheit, in einigen gar Wohnungsnot, schreibt Raiffeisen.

Raiffeisen: Mietzinse werden steigen

Die Kantone Genf, Zürich und Zug wiesen bei Mietwohnungen Leerstandquoten von deutlich unter einem Prozent auf. Bis 2024 dürfte die Ziffer auch schweizweit unter die 1-Prozent-Marke sinken.

Damit dürften neben den Eigenheimpreisen jetzt auch die Mieten steigen. «Wer umzieht, wird damit schon bald mit deutlich höheren Anfangsmieten konfrontiert werden», wird in der Mitteilung Raiffeisen-Chef-Ökonom Martin Neff zitiert.

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Eine Eigenheimsiedlung. (Symbolbild) - AFP

Aber auch die Bestandesmieten dürften in absehbarer Zeit spürbar steigen. Denn im ersten Quartal 2023 dürfte der hypothekarische Referenzzinssatzes erstmals um 0,25 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent erhöht werden.

Damit können Mieten, die auf dem jetzigen Referenzzinsniveau basieren, vom Vermieter um rund drei Prozent erhöht werden. Hinzu kommen der gesetzlich erlaubte Teuerungsausgleich und die allgemeinen Kostensteigerungen. So drohten einigen Bestandsmietern bis ins Jahr 2024 Mietzinserhöhungen um bis zu zehn Prozent.

Entspannung am Eigenheimmarkt

Es gebe aber mittlerweile Entspannungszeichen am Eigenheimmarkt. Die Zahl der aktiven Suchabonnemente für Wohneigentum auf Onlineportalen sei gegenüber dem Vorquartal um rund sechs Prozent gesunken. Zudem schienen die Verkäufer kompromissbereiter zu sein.

Die Angebotspreise für Einfamilienhäuser seien im dritten Quartal erstmals seit langem leicht gesunken. Dies sei ein Zeichen einer schwächeren Preisdynamik. Der Preistrend dürfte aber auch künftig nach oben zeigen. «Denn Wohneigentum bleibt in der Schweiz weiterhin sehr knapp», so Neff.

Träumen Sie vom Eigenheim?

Am Markt für Renditeliegenschaften seien dunklere Wolken aufgezogen. Vieles spreche für einen klaren Nachfragerückgang bei Anlageobjekten. Durch die gestiegenen Finanzierungskosten lohnten sich viele fremdfinanzierten Investitionen nicht mehr.

Auch bei institutionellen Anlegern müsse mit grösserer Zurückhaltung gerechnet werden. Festverzinsliche Wertpapiere seien wieder eine Alternative. Damit könnten die Transaktionspreise und damit auch die Bewertungen in den Immobilienportfolios unter Druck kommen. Börsengehandelte Immobilienfonds haben bereits drastisch korrigiert.

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