Ausschlaggebend für den individuellen Aufbau des Organs ist eine Kombination aus genetischen Voraussetzungen und persönlichen Lebenserfahrungen.
Je drei Hirnscans von zwei Zwillingen: Sogar bei eineiigen Zwillingen, welche die dieselbe DNA teilen, verlaufen die Furchen und Wülste des Gehirns einzigartig.
Je drei Hirnscans von zwei Zwillingen: Sogar bei eineiigen Zwillingen, welche die dieselbe DNA teilen, verlaufen die Furchen und Wülste des Gehirns einzigartig. - Lutz Jäncke, Universität Zürich
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gehirne bilden die Erfahrungen von Personen ab.
  • Dadurch wird jedes Gehirn absolut einmalig.

Die Anatomie des menschlichen Gehirns ist fast so einzigartig wie der Fingerabdruck. Dass Erfahrungen im Gehirn Spuren hinterlassen, ist nichts Neues. So weisen Profimusiker oder Schachspielerinnen Besonderheiten in den Hirngebieten auf, die sie für ihre Expertise besonders stark beanspruchen.

Die Forschungsgruppe um Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich, ging nun aber der Frage nach, ob man anhand bestimmter anatomischer Merkmale des Gehirns auf die Person schliessen kann, der das Organ gehört. «Wir vermuteten, dass solche Erfahrungen, die sich aufs Hirn auswirken, mit genetischen Veranlagungen interagieren und sich so im Laufe der Jahre bei jeder Person eine ganz individuelle Hirnanatomie entwickelt», wird Jäncke in einer Mitteilung der Uni Zürich zitiert.

Identifikationsgenauigkeit über 90 Prozent

Um ihre Vermutung zu überprüfen, untersuchten die Forschenden die Gehirne von 191 gesunden älteren Personen. Für jede Person konnten die Wissenschaftler schliesslich eine individuelle Kombination von neuroanatomischen Kennwerten ausmachen. Die Identifikationsgenauigkeit lag selbst bei den sehr allgemeinen neuroanatomischen Kennwerten bei über 90 Prozent, wie die Forscher im Fachjournal «Scientific Reports» berichteten.

«Mit unserer Studie konnten wir bestätigen, dass das Gehirn des Menschen sehr individuell aufgebaut ist», so Jäncke. So beeinflusse die Kombination von genetischen und nicht-genetischen Einflüssen offenbar nicht nur die Funktionsweise des Gehirns, sondern auch dessen Anatomie.

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