Wiederaufbau von Blatten kostet laut Squaratti «hunderte Millionen»
Vor 25 Jahren wurde Gondo VS durch einen Murgang verschüttet. Blatten trifft es noch schlimmer. Roland Squaratti, damals Gondos Gemeindepräsident, ordnet ein.

Das Wichtigste in Kürze
- Teile des Walliser Dorfes Gondo wurden vor fast 25 Jahren durch einen Murgang verschüttet.
- Nach dem teuren Wiederaufbau wurde das Dorf vier Jahre später neu eingeweiht.
- Drei bis vier Millionen Franken wurden von der Gemeinde damals selbst übernommen.
- Heute geht es Gondo finanziell gut, wie Ex-Gemeindepräsident Roland Squaratti bestätigt.
Der Bergsturz von Blatten VS zerstörte das Dorf im Lötschental fast komplett. Gefahr besteht weiterhin und ein Wiederaufbau ist noch ungewiss.
Die Solidarität der Schweizerinnen und Schweizer ist gross. Bis am Freitagmorgen sammelte die Glückskette bereits über 17 Millionen Franken – auch ohne einen nationalen Solidaritätstag, wie Nau.ch bereits berichtete.
Vor fast 25 Jahren – am 14. Oktober 2000 – traf es Gondo. Ein Drittel des Walliser Bergdorfes in der Nähe des Simplonpasses wurde durch einen Murgang ausgelöscht. 13 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Auch zwei Brüder von Roland Squaratti waren unter den Verstorbenen. Der damalige Gemeindepräsident von Gondo-Zwischbergen leistete unermüdlichen Einsatz, das Dorf wieder aufzubauen. Er wurde daraufhin zum Schweizer des Jahres gewählt.
Einweihung vier Jahre nach der Katastrophe
Vier Jahre nach der Katastrophe wird Gondo am 14. Oktober 2004 neu eingeweiht. Im Dorf wurde unter anderem der Stockalperturm wieder aufgebaut und in ein Hotel verwandelt. Zwei Millionen Franken kostete dieser Bau.
Zudem gründete man für weitere zwei Millionen Franken die Stiftung «Lebensraum Simplon-Süd».
Der Wiederaufbau von Gondo war teuer, wie der damalige Gemeindepräsident Roland Squaratti bestätigt: «Für den Wiederaufbau des Dorfes hat die Gemeinde schlussendlich rund drei bis vier Millionen Franken selbst übernommen.»
Im Dorf entstand unter anderem ein neues Parkhaus. Zudem wurden laut Squaratti «diverse weitere Verbesserungen» gemacht.
Die Kosten für Hangsicherung, Verbauungen im Bachbett, Räumung und Entsorgung des Schutts wurden direkt von der Nationalstrasse A9 bezahlt. Der Fluss- und Brückenbau wurde vom Kanton gedeckt. «Die Gesamtkosten sind daher nicht bekannt», so Squaratti.
Die finanzielle Lage der Walliser Gemeinde sehe rund 25 Jahre nach dem Unglück gut aus. Dies vor allem durch die Einnahmen aus dem Wasserzins der Wasserkraftwerke.
Wiederaufbau von Blatten dürfte hunderte Millionen Franken kosten
Ob man heute die Gefahr früher erkennen würde, kann Squaratti nicht eindeutig beantworten: «Sicher ist man in der Zwischenzeit für solche Sachen sensibler geworden.»

Damals habe man die Gefahr am Bachbett der Doveria gesehen – auf der anderen Talseite. «Abgesehen von möglichen Steinschlägen war aber auf der Nordseite nie eine Gefahr bekannt», fügt er hinzu.
Für die Unwetter in der Schweiz wurde damals von der Glückskette ein nationaler Solidaritätstag durchgeführt – nicht so für Blatten. «Aus meiner Sicht wäre dies sicher angebracht gewesen», meint Squaratti dazu. Jetzt sei es wohl aber zu spät dafür.
Die bisherigen 17 Millionen für Blatten seien als Soforthilfe sicher ein guter Start. «Der Wiederaufbau wird aber hunderte Millionen kosten», so Squaratti.