«When We Were Sisters» handelt von scheinbar unbekümmerten Ferien

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Zürich,

Mit dem Drama «When We Were Sisters» feiert Lisa Brühlmann nach dem Spielfilm «Blue My Mind» ihr Comeback als Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin.

Lisa Brühlmann
Sieben Jahre nach dem Erfolg von «Blue My Mind» präsentiert Lisa Brühlmann ihr neues Coming-of-Age-Drama. (Archivbild) - keystone

Sieben Jahre nach ihrem erfolgreichen Erstlingsspielfilm «Blue My Mind» kehrt Lisa Brühlmann mit einem neuen Coming-of-Age-Drama zurück – dieses Mal als Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin. «When We Were Sisters» feierte am Zurich Film Festival 2024 Weltpremiere. Jetzt (15. Mai) startet der Film in den Kinos.

«Giraffe» heisst eigentlich Valeska. Sie ist 15 Jahre alt, Einzelkind, und ihr Kosename ist nicht einmal annähernd so sperrig wie das Verhältnis zu ihrer exzentrischen Mutter Monica. Noch ist alles ruhig. Die beiden sind auf dem Weg nach Kreta, wo sie mit Monicas neuem Freund Jacques, dessen Tochter Lena und ihrem Hund Charlie die ersten gemeinsamen Ferien verbringen werden.

Während die Erwachsenen in ihrer frischen Verliebtheit aufgehen, wissen die Mädchen vorerst nichts miteinander anzufangen. Letzteres ist aber nicht der Hauptgrund, warum selbst in den unbekümmertsten Momenten ein subtiles Brodeln spürbar ist.

Monica sieht ihre Tochter als Bedrohung für ihr Liebesglück

Monica (Lisa Brühlmann) macht von Anfang an deutlich, dass sie ihre Tochter nicht um sich und ihren Freund haben will. Das Risiko, dass diese ihr Liebesglück zerstören könnte, ist ihr zu gross. Jacques wiederum zeigt sich sichtlich bemüht, auf alle einzugehen und für eine lockere Stimmung zu sorgen.

Doch wenn Carlos Leal, der den arbeits- und zumeist hilflosen Architekten spielt, gebrochen deutsche Sätze wie «hallo, seid ihr zweg» ruft, ist das nur für das Publikum lustig. Die Frauen um ihn herum bleiben unbeeindruckt. Um nicht zu sagen: auf der Lauer.

Insbesondere Valeska, gespielt Paula Rappaport («Emma lügt») ist die ständige Anspannung anzusehen. Meistens schweigt sie, blickt ins Leere, sitzt die Zeit ab. Und sie leidet.

Patchwork-Probleme und ungelöste Spannungen

Als Lenas (Malou Mösli, «Platzspitzbaby») Hund spurlos verschwindet, treten die Schwachstellen in dem Patchwork-Gefüge mit aller Wucht zutage. Monica gibt wie immer ihrer Tochter Valeska die Schuld, diese lässt alles über sich ergehen, Lena trauert und Jacques versucht zu beschwichtigen, ohne jedoch wirklich Stellung zu beziehen. Sein niedergeschlagener Blick, sein Trinken und das Foto seiner Ex im Portemonnaie werden immer häufiger eingeblendet. So auch Monicas von Eifersucht verzerrtes Gesicht und ihre verbissenen Bemühungen, Harmonie herzustellen.

Es geschieht aber auch Schönes. Lena sucht die Nähe zu Valeska, sie sehnt sich nach einer Verbündeten. Sie lässt sich auch dann nicht abwimmeln, als Valeska deutlich macht, dass sie eine dunkle Seele habe und nicht fähig sei, eine Bindung einzugehen. So entwickelt sich zwischen den beiden eine freundschaftliche Beziehung. «Sisters» nennen sie sich und stellen den harzigen Familienferien ein paar unbekümmerte Momente entgegen.

Während die Zürcherin Lisa Brühlmann in «Blue My Mind» auf faszinierende Weise das Innenleben einer Heranwachsenden beleuchtete, zeichnet sie in «When We Were Sisters» ein weit grösseres Bild. Dr Film handelt von der Fragilität einer gesamten Familienkonstellation. Von unterschiedlichen Befindlichkeiten und Absichten. Monica strebt angestrengt nach Glück, Jacques wird alles zu viel, und dazwischen geben sich zwei Mädchen die nötige Geborgenheit.

Ein kraftvolles Coming-of-Age-Drama von Lisa Brühlmann

«When We Were Sisters» ist Brühlmanns erster Film, in dem sie neben ihrer Regie- und Drehbucharbeit auch die Hauptrolle spielte. So unaufgeregt und feinfühlig sie die Geschichte auch erzählt, die Szenen sind kraftvoll und zutiefst berührend. Die Momente, in denen Monica ihren Frust an Valeska auslässt, Jacques vor Verzweiflung die Nerven verliert, die Mädchen zusammen lachen und sich Valeska endlich nicht mehr alles gefallen lässt, wirken lange nach.

Lisa Brühlmann ist es gelungen, viele unterschiedliche Themen in einen Plot zu packen, ohne den Film zu überladen oder Längen entstehen zu lassen. Ausserdem hat sie einen Cast zusammengestellt, der, so klein er auch ist, von der ersten bis zur letzten Minute zu tragen vermag.*

*Dieser Text von Miriam Margani, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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