Wegfall der Bilateralen würde Wachstumspotenzial stark einschränken
Die Schweiz könnte ohne die bilateralen Verträge mit der EU bis 2045 erhebliche wirtschaftliche Einbussen erleiden.

Ein ersatzloser Wegfall der Bilateralen Verträge mit der EU ab 2028 würden die Schweizer Volkswirtschaft markant schwächen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Wirtschaftsprognoseinstituts BAK Economics. Gemäss den Berechnungen läge das BIP-Niveau im Jahr 2045 ohne die Verträge 7,1 Prozent tiefer als mit ihnen.
Über die Jahre würden sich dahin ein Verlust von bis zu 685 Milliarden Franken an nicht erwirtschafteter Wertschöpfung kumulieren, wie Studienautor Alex Körber am Donnerstag bei einer Medienpräsentation ausführte.
Die Analyse, die BAK Economics im Auftrag des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse erstellt hat, kommt dabei nicht zum Schluss, dass durch den Wegfall der Verträge mit der EU ein Schock eintreten würde.
Stattdessen würde aber das Wachstumspotenzial der Schweizer Wirtschaft eingeschränkt, was im Laufe des Zeit schliesslich zu der erheblichen BIP-Einbusse führen würde.
Auswirkungen auf das jährliche BIP-Wachstum
Körber führte aus, dass bei der Studie im Basisszenario mit Bilateralen Verträgen von einem Wachstumspotenzial der Schweizer Volkswirtschaft von jährlich 1,7 Prozent ausgegangen wurde. Ohne Bilaterale Verträge würde sich das jährliche BIP-Wachstum dagegen nur noch auf 1,2 Prozent belaufen.
«Eine Wachstumsschwäche, wie sie in den 1990er-Jahren vor der Einführung der Bilateralen Thema waren, wäre damit zurück», sagte Körber. Besonders gravierend wirkte sich gemäss der Studie der Wegfall der Personenfreizügigkeit aus.
Allein sie trägt rund drei Prozentpunkte zur prognostizierten Minderleistung von 7,1 Prozent bis 2045 bei – unter anderem durch das Fehlen von Arbeitskräften.
Systemische Effekte und mögliche Gegenmassnahmen
Relativ stark ins Gewicht fallen würden aber auch ein Verlust der Forschungszusammenarbeit mit der EU, die Einschränkungen im Luftverkehr sowie der Wegfall des Abkommens über technische Handelshemmnisse.
Hinzu kämen systemische Effekte wie eine sinkende Standortattraktivität, die zu geringeren Investitionen führen dürfte. «Die Bilateralen sind mehr als die Summe der einzelnen Verträge», fasste Körber zusammen.
Nicht berücksichtigt wurden in der Studie mögliche Gegenmassnahmen, mit denen die Politik die negativen Auswirkungen eines Wegfalls der Bilateralen abfedern könnte.