In der Stadt Freiburg gilt neu vielerorts Tempo 30. Auch an anderen Orten im Kanton gibt es ähnliche Projekte – Fluch und Segen für die lokalen ÖV-Betriebe.
Tempo 30
Tempo 30 ist auch für den Freiburger ÖV eine Herausforderung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Freiburg hat grossflächig Tempo 30 eingeführt.
  • Dadurch kommt es auf bestimmten Bus-Linien zu Verspätungen.
  • Man will jetzt testen und notfalls mehr Busse einsetzen.
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Die Zahl 30 sorgt in Freiburg derzeit für hitzige Diskussionen. Der Grund: In grossen Teilen der Saanestadt darf man neu nur noch mit diesem Tempo unterwegs sein.

Doch nicht nur in der Stadt selbst gibt es neu 30er-Zonen. Mit Düdingen und Flamatt sind in weiteren Freiburger Orten solche Verlangsamungen geplant.

Betroffen sind nicht nur private Autofahrer – auch die Busse müssen sich logischerweise daran halten. Die Transports Publics Fribourgeois (TPF) sind mit ihren Bussen in der Stadt Freiburg und auch in Düdingen unterwegs. In Düdingen und in Flamatt fahren zudem Postauto-Linien.

Freiburger ÖV kann Fahrzeiten wohl nicht einhalten

Das Thema 30er-Zonen stellt die ÖV-Betriebe vor Herausforderungen. Wie TPF-Sprecher Jérôme Gachet auf Anfrage von Nau.ch sagt, hat die Verlangsamung in Freiburg vor allem Folgen für die Bus-Linien 1 und 2. Die Fahrten dauert wohl länger – im Schnitt zwischen 20 und 90 Sekunden, heisst es.

Mit Folgen: Es dürfte laut TPF schwierig sein, auf diesen Linien stets den ursprünglichen Takt zu halten. Allerdings ist laut Gachet klar: «Der Fahrplan bleibt unverändert.» Auch, wenn man ihn offenbar nicht immer einhalten kann.

Freiburg Tempo 30
In weiten Teilen der Stadt Freiburg gilt seit dieser Woche Tempo 30.
Tempo 30
Hier wird die entsprechende Markierung auf der Strasse aufgetragen.
Freiburg Tempo 30
Die Buslinien 1 und 2 haben jetzt deutlich länger.
Tempo 30
Auf diesen Strecken müssen die TPF eventuell mehr Busse einsetzen.
Postauto
Auch in Flamatt und Düdingen gibt es 30er-Projekte. Das betrifft dann Postauto ebenfalls.

Die TPF wollen die Situation zunächst beobachten. Kann der Fahrplan tatsächlich nicht eingehalten werden, soll auf den beiden Linien ein zusätzlicher Bus fahren. Auf den restlichen zehn Linien sollte es zeitlich trotz Tempo 30 indes weiterhin aufgehen.

Postauto sieht Tempo 30 grundsätzlich positiv

Derweil ist man bei Postauto noch optimistischer. Die Gemeinden Düdingen und Flamatt seien zu Stosszeiten derzeit immer wieder von Staus betroffen, so Mediensprecherin Katharina Merkle gegenüber Nau.ch. «Alles, was den Verkehr verflüssigt, ist somit in unserem Sinn», sagt sie.

Es werde sich dann zeigen, ob Tempo 30 tatsächlich helfen werde. Aber schon jetzt gilt laut Merkle: «Ohnehin sind wir wegen der hohen Verkehrsbelastung innerorts oft nicht schneller als mit Tempo 30 unterwegs.»

Was halten Sie von Tempo 30?

Auch schweizweit betrachtet ist das ÖV-Unternehmen der Verlangsamungspolitik nicht abgeneigt: «Postauto unterstützt alle Massnahmen, die zu weniger Lärm und Abgasen führen und steht der Einführung von Tempo 30 positiv gegenüber.»

Wichtig sei aber, dass die Ausgestaltung solcher Zonen ÖV-freundlich umgesetzt werde. Je nachdem, wie diese gebaut werden, kann es laut Merkle Probleme wie Verspätungen geben: «Fahrbahnverschmälerungen oder Bodenschwellen können beispielweise dazu führen, dass Linienbusse wegen ihrer Grösse deutlich stärker abgebremst werden als Autos.»

Verband: Kein Tempo 30 auf Kosten des ÖV

Der Schweizer Verband öffentlicher Verkehr (VöV) will beim Thema 30er-Zonen ebenfalls nicht verallgemeinern.

Mediensprecher Roger Baumann sagt auf Anfrage: «Der VöV ist gegen ein generalisiertes Tempo 30, also ein Tempo-30-Regime ohne Ausnahmen. Das heisst jedoch nicht, dass aus Sicht des VöV auf einzelnen Strassen Tempo 30 nicht auch sinnvoll sein kann.»

Für den Verband ist klar: «Der öffentliche Verkehr darf durch Tempo 30 nicht an Attraktivität einbüssen.» Um Verspätungen oder andere Problem zu vermeiden, ist es wichtig, dass die ÖV-Betriebe in solche Projekte miteingebunden werden. «Eine stärkere und frühere Einbeziehung des öffentlichen Verkehrs wäre generell wünschenswert», so Baumann.

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