Wanderer in Nazi-Uniformen nennen sich «apolitisch»

Die Nazi-Wanderer vom Berner Oberland nennen sich «Project Edelweiss» und bezeichnen sich selber als «apolitisch».

Wandergruppe Nazi
Die Wandergruppe in Nazi-Uniformen sorgte für Entrüstung. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • 25 Männer in Wehrmachtsuniformen lösten im Simmental einen Polizeieinsatz aus.
  • Die Gruppe bezeichnet sich als «apolitisch» und stellt historische Gebirgsmärsche nach.
  • Ein Experte sieht in der Aktion eine Art historisches Rollenspiel.

25 Männern war vergangene Woche im Simmental im Berner Oberland auf einer Wanderung und lösten einen Polizeieinsatz aus. Der Grund: Sie trugen Uniformen der deutschen Wehrmacht aus den 30er- und 40er-Jahren.

Mit anderen Worten: Die Männer wanderten in Nazi-Uniformen. Andere Berggänger informierten die Berner Kantonspolizei. Darüber berichtete zuerst «Radio SRF».

Die grosse Frage: Wer sind die Männer in Nazi-Kleidung, die in den Schweizer Alpen in einem Zeltlager übernachteten? Die Antwort liefert eine Recherche von «CH Media».

Sollten Nazi-Symbole in der Schweiz verboten werden?

Demnach stammten die Männer aus verschiedenen europäischen Ländern – auch aus der Schweiz – sowie aus den USA. Die Gruppe nennt sich «Project Edelweiss» – auf einer entsprechenden Website war eine Juli-Wanderung in der Schweiz angekündigt.

Auf der englischsprachigen Website ist von einem «Reenactment» die Rede – also dem möglichst realitätsgetreuen Nachstellen historischer Ereignisse. Besonders in den USA sind solche Nachstellungen von Schlachten aus dem Bürgerkrieg (1861–1865) weit verbreitet.

«Project Edelweiss» bezeichnet sich als «apolitisch»

Das «Project Edelweiss» wurde 2009 ins Leben gerufen. Als Ziel wird angegeben, «eine Hochgebirgsunterweisung österreichischer und deutscher Gebirgsjäger» nachzustellen.

Das «Project Edelweiss» legt nach eigenen Angaben Wert darauf, dass Teilnehmende körperlich fit sind und einen «apolitischen Ansatz» verfolgen. Bisher hätten 100 Personen aus 18 Ländern an den Treffen teilgenommen, heisst es.

Brisant: Die Gebirgsjäger gehörten zur spezialisierten Infanterie der Wehrmacht und waren auf Einsätze im Gebirge vorbereitet. Einige ihrer Einheiten waren an Kriegsverbrechen und Massakern an der Zivilbevölkerung beteiligt.

Adolf Hitlers erste Gebirgsdivision war unter dem Namen «Edelweiss-Division» bekannt. Auch eine Militäroperation der Nazis im Jahr 1942 im Kaukasus trug den Namen «Operation Edelweiss».

Nazi-Experte: «Aus meiner Sicht ist das eine Kostümgruppe»

Hans Stutz, der die rechtsextreme Szene seit Jahren beobachtet, bewertet den Vorfall gegenüber «CH Media» jedoch eher zurückhaltend. «Aus meiner Sicht ist das eine Kostümgruppe, die sich unter historischen Bedingungen im Hochgebirge bewegt», sagt er.

Allein das Tragen von Wehrmachtsuniformen reiche nicht aus, um die Beteiligten als Nazis einzuordnen. Auf der Website der Gruppe fänden sich keine politischen Inhalte oder rechtsextremen Aussagen.

Iffigenalp
Die Iffigenalp im Berner Simmental: Hier wanderte die internationale Gruppe in Nazi-Uniformen. - Webcam Iffigenalp

Stutz räumt aber ein: «Für Berggänger, die Wanderer in solchen Uniformen sehen, kann die Begegnung natürlich trotzdem verstörend sein.»

Nazi-Symbole in der Schweiz nicht verboten

Von der Polizei wurden die Männer übrigens nach einer Personenkontrolle angewiesen, ihre Jacken mit Nazisymbolen auszuziehen. Damit sollten mögliche «Auseinandersetzungen mit Drittpersonen» vermieden werden.

Mit strafrechtlichen Folgen muss die Gruppe aber nicht rechnen. Denn nationalsozialistische Symbole sind in der Schweiz bisher nicht verboten.

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