Waffen aus der Schweiz gelangen an deutsche Unterstützer von Erdogan
Geld, Waffen, Zufluchtsort. Für den Erdogan-Schlägertrupp Osmanen Germania ist die Schweiz zentral. Deutschland ermittelt nun gegen Schweizer Mitglieder.

Das Wichtigste in Kürze
- Die kriminellen Osmanen Germania gelten als Erdogan-nahe und sind in Deutschland verboten.
- Die deutsche Justiz ermittelt nun – auch gegen Mitglieder aus der Schweiz.
In Deutschland gelten sie als «Schlägertrupp»: Die Osmanen Germania sind laut den Akten einer deutschen Ermittlungsbehörde der bewaffnete Arm des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Zu der Gruppierung bekennen sich Mitglieder aus ganz Europa. Nun ermittelt die deutsche Staatsanwaltschaft – gegen Mitglieder aus der Schweiz.
Offiziell sind die Osmanen Germania ein Box-Club. Nicht so für das deutsche Innenministerium. Dieses sieht in der Organisation eine «schwerwiegende Gefährdung» für die Allgemeinheit, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Sie werden der organisierten Kriminalität zugeordnet: Unter anderem werden ihnen versuchter Mord oder Totschlag und Zwangsprostitution vorgeworfen – und sie sollen im Auftrag Erdogans dessen politische Interessen in Europa vorantreiben.

Im Visier sind Kurden und Erdogan-Kritiker. Es kam bereits mehrmals zu Gewaltdelikten. Zudem würden sie Schusswaffen und Gelder besorgen, die dann der Türkei zur Verfügung gestellt werden. Und hier kommen auch Schweizer mit ins Spiel. Denn: Gegen drei helvetische Osmanen wird in Darmstadt (D) ein Strafverfahren geführt. Sie sollen verbotenerweise Waffen und Munition ihren deutschen Kollegen übergeben haben.
In der Schweiz ist die Erdogan-nahe Organisation nicht verboten – und wird deshalb als Zufluchtsort gebraucht. Laut deutschen Behörden diene die Schweiz der Verwaltung von Geld und Waffen. «In der Schweiz wurden wiederholt deutsche oder aus Deutschland stammende Mitglieder der Osmanen Germania festgestellt», bestätigte ein Fedpol-Sprecher der «NZZaS». Während die deutsche Justiz zahlreiche Verfahren führt, gebe es in der Schweiz nur «Hinweise auf vereinzelte Straftaten». Trotz der politischen Brisanz – Stichwort: Erdogan – wurden in der Schweiz keine Verfahren eröffnet.