Die Verlegerin Renate Nagel ist tot. Ihrer Schwester zufolge verstarb sie bereits am 29. Juli im Alter von 86 Jahren.
Renate Nagel
Renate Nagel (zweite von rechts) bei der Verleihung des Oertli-Preises im Jahr 1982. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Verlegerin Renate Nagel ist tot.
  • Wie ihre Schwester mitteilt, starb sie am 29. Juli im Alter von 86 Jahren.

Die Verlegerin Renate Nagel ist bereits am 29. Juli im Alter von 86 Jahren gestorben. Das teilte ihre Schwester Beate Kohler mit. Renate Nagel stand einst für das Zürcher Verlagshaus Nagel&Kimche, wo die Bücher namhafter und erfolgreicher Schweizer Autorinnen und Autoren erschienen sind.

Die Liste ist der Autorinnen und Autoren liest sich nahezu wie ein Who's who der schweizerischen und teils deutschen Literatur des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.

Ob Hans Boesch, Christoph Geiser, Lukas Hartmann, Eveline Hasler, Franz Hohler, Rolf Lappert, Kurt Marti, Mariella Mehr, Grete Weil oder Walter Vogt – für sie alle war der Verlag Nagel&Kimche lange Jahre verlegerische Heimat. Hinzu kamen Kinderbuchautorinnen und -autoren wie Hanna Johansen, Hans Manz, Gudrun Mebs oder Gudrun Pausewang.

Nagel&Kimche hat sich damals als Autorenverlag verstanden, der die Schreibenden im besten Sinn an sich zu binden wusste. Das Ziel war nicht, einzelne Bücher auf den Markt zu werfen, sondern ganze Oeuvres zu betreuen.

Hinter diesem Haus stand Renate Nagel. Zusammen mit der Juristin Judith Kimche hatte sie Anfang der 1980er Jahre Nagel&Kimche gegründet. Das erste Verlagsprogramm erschien 1984.

Zuvor hatte Renate Nagel Geschichte, Philosophie, Anglistik und Politische Wissenschaft in Deutschland, den USA und der Schweiz studiert und mit der Promotion abgeschlossen. Ab 1966 war sie beim Verlag Benziger als Cheflektorin für das Literatur- und Jugendbuchprogramm zuständig.

Literarische Adresse in der Schweiz

Nagel&Kimche war bereits wenige Jahre nach seiner Gründung zur literarischen Adresse in der Schweiz geworden. 1998 verkaufte Renate Nagel den Verlag aus Altersgründen an Hanser. Der Münchner Verlag hat Nagel&Kimche fast zwanzig Jahre lang mit eigenem Programm in Zürich weitergeführt und 2017 an den Verleger Oliver Kneidl weiterverkauft.

Von der früheren verlegerischen Heimat für Autorinnen und Autoren ist kaum etwas geblieben. Nagel&Kimche hat einen Exodus hinter sich. So erscheinen beispielsweise die Bücher von Lukas Hartmann und Charles Lewinsky bei Diogenes oder die von Franz Hohler bei Luchterhand. Anfang dieses Jahres ging Nagel&Kimche an die Verlagsgruppe Harper Collins.

Die Verlegerin Renate Nagel wurde indes verschiedentlich für ihre Arbeit ausgezeichnet. So zeichnete sie die Stadt Bern für besondere verlegerische Verdienste aus. Mit dem Oertli-Preis, bereits 1982, wurde sie für ihren persönlichen Einsatz «für den Literaturaustausch zwischen den Sprachregionen der Schweiz» gewürdigt.

Zudem, auch das etwas wie eine Auszeichnung, beherbergt das Schweizerische Literaturarchiv in Bern viele Vor- und Nachlässe jener Autorinnen und Autoren, deren Bücher Nagel&Kimche verlegt hat – und einen Teil des Verlagsarchivs.

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