Luzern: Verein versucht, reiche Norweger zur Rückkehr zu bewegen
Wegen hoher Steuern in ihrer Heimat sind viele norwegische Unternehmer in die Schweiz ausgewandert. Ein Verein will sie nun zurückholen.

Das Wichtigste in Kürze
- Weil die Vermögenssteuer in Norwegen angestiegen ist, wandern viele Reiche aus.
- 479 Norweger zog es im Jahr 2022 in die Schweiz. Beliebt ist vor allem die Zentralschweiz.
- Jetzt will ein Verein die Auswanderer überzeugen, in die Heimat zurückzukehren.
In Norwegen wurde nach der Wahl 2022 der Vermögenssteuersatz für Vermögen über umgerechnet rund 1,7 Millionen Franken angehoben. Und zwar von 0,85 auf 1,1 Prozent. Für norwegische Unternehmer bedeutet das, dass sie von einem Tag auf den anderen deutlich mehr Steuern abdrücken müssen.
Einige reiche Norwegerinnen und Norweger haben deshalb ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen hat es in die Schweiz gezogen. Insgesamt 479 Norweger sind im Jahr 2022 eingewandert – davon haben sich 103 in der Zentralschweiz niedergelassen. Besonders beliebt: Luzern und Zug.
Verein will reiche Norweger zurückholen
Einem Verein ist das Auswandern von norwegischen Unternehmern ein Dorn im Auge. «Wir haben schon zu viel Schaffenskraft, Ideenreichtum und Risikowillen verloren. Das tut Norwegen nicht gut», sagt Fischereiunternehmer Roger Hofseth gegenüber der «Luzerner Zeitung».
Er und der Unternehmer Knut Flakk sind die Gründer der «Aktion für norwegischen Besitz». Mit dieser wollen sie ihre Landsleute nach Norwegen zurückholen. Bei einem Treffen in Luzern versuchten die beiden, die rund 20 Interessierten zur Rückkehr zu bewegen.
Einer davon ist Tord Ueland Kolstad. Der Inhaber einer Immobilienfirma lebt seit 2022 mit seiner Partnerin und der jüngsten Tochter in Luzern.
Aus Norwegen auszuwandern, habe er sich schon länger überlegt. Mit dem Anstieg der Steuern sei es aber ernst geworden, sagt er gegenüber der Zeitung. «Umzuziehen ist ein grosser Schritt, aber wir hatten keine andere Wahl. Als Eigentümer hätte ich meine Firma verkaufen müssen, um die Vermögenssteuern bezahlen zu können.»

Seine Familie habe die Schweiz bereits vom Ferienmachen gekannt. «Ausserdem ist hier der Steuerdruck viel tiefer, der Lebensstandard ist hoch. Das Land ist stabil und bietet günstige Rahmenbedingungen für das Unternehmertum. Das sieht man ja auch daran, wie wichtig die KMU für die Schweiz sind», erklärt er.
«Sind nicht mehr frustriert»
Auch vom guten Wetter in seiner neuen Heimat schwärmt er. Luzernerinnen und Luzerner würden das zwar anders sehen – «aber ich komme aus Bodø, nördlich des Polarkreises». Dort herrsche «tatsächlich oft schlechtes Wetter».
Dass viele Ausgewanderte nach dem Treffen in Luzern nach Norwegen zurückkehren, glaubt der 53-Jährige nicht. «Klar, die Gründer sind frustriert, weil die Steuern hoch sind und sie als Unternehmer belasten. Aber diejenigen, die am Treffen teilnahmen, die haben ihre Wahl getroffen. Die sind nicht mehr frustriert, sondern mögen die Stabilität der Schweiz.»
Die «Aktion für norwegischen Besitz» will auf demokratischem Weg die gestiegene Vermögenssteuer abschaffen. «Das Ziel ist, dass nach der Wahl 2025 ein neues Parlament die Steuer abschafft. Und dass die Bevölkerung versteht, dass dies nötig ist, weil sie für Unternehmen und Gesellschaft zerstörend ist», hält Hofseth fest.
Ob die in die Schweiz ausgewanderten Norweger sich dann davon überzeugen lassen zurückzukehren, bleibt abzuwarten.