«Verbrecher»: Meteorologe Kachelmann gerät ins Ösi-Kreuzfeuer
Das Wichtigste in Kürze
- Jörg Kachelmann betitelte die Wetter-Leute des ORF als «Verbrecher».
- In Österreich kam es in diesen Tagen zu heftigen Niederschlägen, es gab drei Tote.
- Der Schweizer warf dem Sender Verharmlosung vor, ORF mache sich mitschuldig.
- Das Echo aus dem Nachbarland folgt prompt.
Es sind heftige Worte, die Jörg Kachelmann letzten Donnerstag wählt. «VerbrecherInnen ORF Niederösterreich. Die tun so, als ob 300 Millimeter Regen nur eine kleine Inkonvenienz seien. Kein Wort von den Auswirkungen und ein kleiner Schmäh dazu, ist ja bald vorbei.»
Der Schweizer Meteorologe wütete weiter: «Wenn Menschen in Niederösterreich sterben, hat sie auch das ORF auf dem Gewissen.» Mittlerweile sind die Unwetter in Österreich grösstenteils durch. Die tragische Bilanz: Mindestens drei Menschen sind ums Leben gekommen.
Was Kachelmann kritisiert: Der ORF-Wettermoderator des niederösterreichischen Landesstudios nannte das drohende Unwetter letzte Woche «fad». Aus Sicht des Schweizers wurde viel zu wenig Alarm geschlagen.
Zudem gibt es Sondersendungen erst seit Samstag. «In zivilisierten Ländern» hätte das schon seit Mittwoch stattfinden müssen, schiesst Kachelmann weiter.
Die Kritik schlägt auch in Österreich hohe Wellen. Der Sender will dies nicht auf sich sitzen lassen. Und setzt zum Konter an.
«Verschwörungstheorien» und «Lust auf Empörung»
Johannes Bruckenberger, der Teil der Chefredaktion im ORF-Newsroom ist, unterstreicht, dass man seit vergangener Woche gross berichtete. «Inklusive Wetterwarnungen, unter anderem mit Aufmacher und Analyse.»
Zwar nimmt er den Namen Kachelmann nicht in den Mund. Trotzdem ist klar, an wen folgendes gerichtet ist. «Ungerechtfertigte Pauschalkritik oder gar Verschwörungstheorien, wie sie derzeit in grosser Gereiztheit in sozialen Netzwerken kursieren, weisen wir zurück.»
Auch «Zeit im Bild»-Newsanchor Martin Thür verteidigt die Berichterstattung. An manchen Tagen habe es bis zu drei Aufmacher gegeben sowie Live-Schaltungen. «Vielleicht hilfreiche Fakten für jene, die ehrliches Interesse statt Lust an Empörung haben.»
ORF-Niederösterreich-Direktor Alexander Hofer schüttelt bei der Kachelmann-Kritik den Kopf. «Der erhobene Vorwurf ist so jenseitig, dass er sich von selbst ad absurdum führt.»
Wie informierst du dich übers Wetter?
Kritik von Jörg Kachelmann «auf mehreren Ebenen haltlos»
Nicht nur der Sender selbst, auch andere österreichische Medien nehmen sich dem Thema an. So führt die «Kleine Zeitung» etwa einen Faktencheck durch. Und Kachelmann kommt in diesem schlecht weg. «Kachelmanns Kritik auf mehreren Ebenen haltlos», so der zusammenfassende Titel des Mediums.
Österreicher hätten am Donnerstag kein Medium konsumieren können, ohne mit der gefährlichen Wetterlage konfrontiert zu werden. So auch beim ORF, heisst es.
Den von Kachelmann kritisierten Clemens Krautzer von «Niederösterreich Heute» müsse man zudem aus der Schusslinie nehmen. Er habe von «irrsinnigen Regenmengen in Österreich» gesprochen, welche am Samstag auf 300 Liter pro Quadratmeter ansteigen können.
Eine Nau.ch-Anfrage zur Kritik aus Österreich liess Jörg Kachelmann unbeantwortet.