Übergriffe: Kita-Verband fordert schwarze Liste für Personal

Stephan Felder
Stephan Felder

Bern,

Ein Kita-Mitarbeiter soll sich an mehreren Kindern vergangen haben. Jetzt fordern Fachleute ein nationales Register für Betreuungspersonal.

Kita
Nach Übergriffen an einer Berner Kita fordert der Verband Konsequenzen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Berner Betreuer soll 50 Übergriffe an mindestens 15 Kindern verübt haben.
  • Der Verband Kibesuisse verlangt eine lückenlose Aufklärung sowie eine schwarze Liste.
  • Die Branche warnt vor Generalverdacht gegen männliche Mitarbeitende.

Ein Kita-Skandal erschüttert die Schweiz.

Ein Betreuer soll sich im Schlafsaal über Jahre an mehreren Kleinkindern vergangen haben.

Die mutmasslichen Übergriffe sollen in zwei Einrichtungen passiert sein. Eine davon liegt in der Region Bern.

Laut Staatsanwaltschaft Bern soll der Mann rund 50 Übergriffe an mindestens 15 Kindern begangen haben.

Der Fall löst in der Branche Entsetzen aus

Die Anklage wurde Ende Juli erhoben, der Prozess ist für April angesetzt. Der Beschuldigte befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft.

In der Branche sorgt der Fall für viele Diskussionen. «Ein Fall einer solchen Dimension ist uns nicht bekannt», sagt Maximiliano Wepfer von Kibesuisse, dem Verband Kinderbetreuung Schweiz.

Soll eine schwarze Liste eingeführt werden?

Wepfer spricht gegenüber SRF von einem massiven Vertrauensbruch. «Umso wichtiger ist es, dass dieses Vertrauen wieder hergestellt wird», betont der Mediensprecher.

Er fordert eine umfassende Aufarbeitung der Vorgänge.

Forderung nach einem nationalen Register für Betreuungspersonal

Der Verband sieht eine strukturelle Lücke: Für Kita-Mitarbeitende existiert keine schwarze Liste mit Personen, die ein Berufsverbot erhalten haben.

Kibesuisse fordert daher ein nationales Register für Betreuungspersonal.

Unterstützung kommt auch von Manuel Michel, Leiter des Amts für Integration und Soziales im Kanton Bern.

Er bestätigt bei SRF: «Wir waren in engem Austausch mit den Strafverfolgungsbehörden.»

Die betroffene Kita habe korrekt reagiert und ihre Meldepflicht erfüllt, so Michel. Alles Weitere müsse nun die Justiz entscheiden.

Seit 2024 liegt die Überprüfung des Leumunds von Kita-Mitarbeitenden in der Verantwortung der Kantone. Dabei werden Strafregisterauszüge kontrolliert.

«Für den Anstellungsprozess sind aber immer noch die Kita-Trägerschaften zuständig», erklärt Michel.

Männer stehen nach solchen Fällen unter Generalverdacht

Der Fall belastet auch männliche Betreuungspersonen, die ohnehin unter besonderer Beobachtung stehen.

Brauchst du Hilfe?

Bist du Opfer von sexualisierter Gewalt geworden? Die Opferhilfe hilft dir dabei, die Erfahrung zu bewältigen und informiert dich über deine Rechte und weitere Schritte: www.opferhilfe-schweiz.ch.

Rahel Jakovina, Geschäftsführerin der Stiftung «Kindertagesstätten Bern», spürt das in ihrem Alltag.

Ihre Organisation führt sieben Kitas mit 160 Angestellten, darunter 40 Männer.

«Wir spüren, dass die Männer grundsätzlich sehr stark auf das Thema Nähe und Distanz sensibilisiert sind», sagt sie.

Gerade in öffentlichen Situationen seien sie sich der Wahrnehmung besonders bewusst.

Jakovina warnt aber davor, männliche Fachkräfte unter Generalverdacht zu stellen. Gewalt könne von jedem Menschen ausgehen, unabhängig vom Geschlecht.

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