Über 600'000 Autos fahren ungeprüft durch die Strassen
Eigentlich müssten Autos in der Schweiz regelmässig von den kantonalen Ämtern überprüft werden. Allerdings hinken diese deutlich hinterher.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei 600'000 Fahrzeugen in der Schweiz wäre eine Kontrolle überfällig.
- Die Strassenverkehrsämter kommen mit der Bearbeitung nicht mehr hinterher.
- Es gibt mehrere Gründe – unter anderem die steigende Anzahl Fahrzeuge.
Normalerweise müssen Autos in der Schweiz regelmässig kontrolliert werden. Einen Neuwagen muss man erstmals nach fünf Jahren stellen. Danach gibt es eine Prüfung drei Jahre später und anschliessend jeweils im Zweijahresrhythmus.
So weit die Theorie. Aber fast wie bei der Fahrprüfung ist die Praxis dann eine andere Geschichte.

Denn wie SRF berichtet, sind aktuell mehr als 600'000 ungeprüfte Fahrzeuge auf den Schweizer Strassen unterwegs. Ungeprüft bedeutet in dem Fall, dass sie bereits vor einem Jahr hätten geprüft werden müssen.
Stand 2024 beträgt der Anteil der ungeprüften Vehikel am Gesamtbestand somit 9,27 Prozent. 2023 waren es beispielsweise noch 8,13 Prozent. Allgemein nimmt die Zahl seit 2019 stetig zu.
Durchschnittsalter wächst überraschend schnell
Es gibt verschiedene Gründe, die erklären, weshalb der Kontrollmotor ins Stocken geraten ist. Einerseits gibt es schlicht mehr Fahrzeuge – es müssen also mehr Kontrollen gemacht werden.
Dazu steigt auch das Durchschnittsalter der Fahrzeuge. Wer zu Beginn des Textes aufgepasst hat, weiss: Ältere Fahrzeuge müssen häufiger kontrolliert werden. Also bedeutet auch diese Entwicklung mehr Arbeit für die Kontrolleure.
Diese wurden auch etwas überrascht, gibt Sven Britschgi, Geschäftsführer der Vereinigung für Strassenverkehrsämter (ASA), zu: «Dass das Durchschnittsalter der Autos so schnell wächst, haben wir nicht erwartet.»
Dazu gibt es laut Britschgi auch Spätfolgen der Coronapandemie. Die Vorschriften zwangen viele Ämter dazu, bei den Kontrollen zurückzuschalten oder den Motor ganz abzustellen. Die verpassten Prüfungen mussten in der Folge nachgeholt werden.
Taxis, Lastwagen und Cars haben Vorrang
Stephan Lanz, Leiter des Berner Strassenverkehrsamts, erklärt gegenüber SRF, man mache nun eine Art Triage. «Taxis, Lastwagen oder Cars werden möglichst fristgerecht geprüft. Personenwagen müssen länger warten», so Lanz.
Insgesamt waren Stand April 2025 83'788 Berner Fahrzeuge ungeprüft. Beim Abbau dieses Bergs sollen drei weitere Stellen helfen. «Um die Rückstände längerfristig abzubauen, braucht es aber noch mehr Personal», blickt Lanz voraus.
Gefahr für Sicherheit überschaubar
Die gute Nachricht: Gravierende Folgen für die Verkehrssicherheit dürfte der Rückstand nicht haben. Laut dem Astra machen Unfälle aufgrund technischer Mängel oder mangelnden Unterhalts nur ein Prozent aller Unfälle aus.
Allerdings muss man als Lenker aufpassen. Man ist selbst dafür verantwortlich, dass das Fahrzeug die Anforderungen erfüllt. Wer mit einem ungeprüften Auto einen Unfall baut, wird selbst zur Rechenschaft gezogen – nicht etwa der Kanton.