Türkisch-Islamische Stiftung erwirbt massenhaft Schweizer Immobilien
Die Türkisch-Islamische Stiftung kauft seit Jahren Immobilien in der ganzen Schweiz. Experten vermuten, dass die Geldflüsse aus der Türkei stammen könnten.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit 2017 hat die Stiftung Immobilienkäufe von rund 16 Millionen Franken getätigt.
- Experten vermuten, dass die Finanzierung wahrscheinlich direkt aus der Türkei stamme.
- Verbindungen zu der türkischen Religionsbehörde Diyanet werfen Fragen auf.
Die Türkisch-Islamische Stiftung, eine Dachorganisation von etwa fünfzig Moschee-Vereinen in der Schweiz, ist mehr als nur ein religiöser Bildungsanbieter.
Sie organisiert Pilgerreisen und islamische Bestattungen und bietet Unterricht für Konvertiten, Muslime und Kinder an. Und: Sie ist auch im Immobilienmarkt aktiv.
Seit 2017 hat sie Immobilien im Wert von rund 16 Millionen Franken erworben oder plant dies zu tun. Dies würden interne Dokumente zeigen, die der «NZZ am Sonntag» vorliegen.
Die Käufe würden demnach eine breite Palette von Immobilien umfassen: ein Gebäude in Giubiasco im Tessin für 2,5 Millionen Franken. Aber auch mehrere Wohnungen im Thurgau für 1,6 Millionen. Und ein Haus mit Umschwung in Solothurn für knapp eine halbe Million Franken.
In Zürich Oerlikon plant die Stiftung laut der Zeitung das grösste Projekt: einen Neubau für 7 Millionen Franken. Beteiligte sprechen von einer Moschee mit Wohnungen. Offiziell nennt die Stiftung das Projekt «Kulturzentrum», wie die Zeitung weiter schreibt.
Expertin: Geld stammt wohl aus der Türkei
Aber woher kommt das Geld für den Immobilien-Expansionskurs? Experten vermuten, dass die Finanzierung wahrscheinlich direkt aus der Türkei stamme.
Rebecca Schönenbach, eine deutsche Expertin für islamisches Finanzwesen, sagt der «NZZ am Sonntag»: «Die Geldflüsse bei Türkei-nahen Vereinen ähneln sich. Sie mögen gewisse eigene Einnahmen generieren, doch der Hauptteil stammt jeweils direkt aus Ankara.»
Der Präsident des Stiftungsrats, Bilal Yildiz, bestreitet diese Behauptung vehement: «Bei Allah, wir erhalten kein Geld aus dem Ausland». Er behauptet stattdessen, dass das Geld für die Immobilien von Spenden und «Eigenmitteln» der angeschlossenen Moschee-Vereine stamme. Einsicht in Ihrer Finanzen gewährt die Stiftung der Zeitung aber nicht.
Verbindungen zur türkischen Religionsbehörde Diyanet?
Die Stiftung sei seit ihrer Gründung mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet verflochten, schreibt die Zeitung. Diyanet habe ein Jahresbudget von fast 3 Milliarden Franken. Damit nehme die Behörde auch im Ausland Einfluss, sowohl religiös als auch politisch.
Der Name der Schweizer Stiftung auf Türkisch laute «Isvicre Türk Diyanet Vakfi». Beobachter würden in der Stiftung den Schweizer Ableger von Diyanet sehen, die den türkischen Staatsislam hier vertreten soll. Die Stiftung bestreite bis heute aber jede Verbindung zu Diyanet, obwohl ihre türkische Bezeichnung das Gegenteil zeige.
Stiftung ändert plötzlich Namen
Nicolas Stockhammer, ein österreichischer Politologe und Islam-Experte sagt gegenüber der «NZZ am Sonntag» dazu: «Die Diyanet-Strukturen sind eigentlich eine türkische Einflussoperation im Rahmen des politischen Islams». Er sieht in Organisationen wie dieser Stiftung mögliche Instrumente zur Ausbreitung einer konservativen Islamvorstellung.
Yildiz weist diese Vorwürfe zurück und spricht von «Missverständnissen». Überraschend enthüllt er der Zeitung, dass die Stiftung während der Recherche ihren Namen und die Statuten geändert habe.
Das Türkisch im Namen wurde gestrichen, neu hiesse die Stiftung nur noch Schweizerisch-Islamische Stiftung. Und auch türkische Staatsangehörige seien im Stiftungsrat nicht mehr zugelassen. Eine Änderung, die bereits vor Jahren beschlossen worden sei, aber noch nicht im Handelsregister stehe, beteuert Yildiz gegenüber der Zeitung.











