Toni Brunner macht sexistischen Schnupfspruch – Kritik
An einem Weihnachtsessen legt der ehemalige SVP-Chef Toni Brunner mit Schnupfsprüchen los. Der Schnupf-Verband Schweiz würde solche nicht tolerieren.
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Das Wichtigste in Kürze
- Der ehemalige SVP-Chef und heutige Wirt Toni Brunner empfing zum Weihnachtsessen.
- Vor einem Schnupf machte er politisch nicht korrekte Sprüche.
- «Selbstverständlich goutieren wir sämtlichen Sexismus nicht», so der Schnupf-Verband.
Wo Toni Brunner feiert, ist das Schnupfdösli schnell gezückt. Im Januar erzielten die Schweizer Skistars Marco Odermatt und Loïc Meillard am Chuenisbärgli einen Doppelsieg. Der Erfolg euphorisierte Brunner derart, dass er im Festzelt gleich einen Schnupf nahm.
Kürzlich doppelte der ehemalige Parteipräsident der SVP nach – Sprüche unter der Gürtellinie inklusive. Anlass war das Weihnachtsessen des rechtsbürgerlichen Onlinemagazins «Nebelspalter».
Das Team traf sich dazu in Brunners Landgasthof «Haus der Freiheit» in Ebnat-Kappel SG. Dies zeigt ein Clip, den das Magazin auf Instagram veröffentlicht hat. «Toni Brunner ist ein sehr guter Gastgeber», lobt Chefredaktor und Verleger Markus Somm in seiner Rede.
Toni Brunner: «Lieber mit der Sekretärin ...»
Am Tisch sitzen mehrere Männer und eine Frau mit einer Nikolaus-Mütze. Den kleinen Finger und den Daumen weggespreizt und Schnupftabak auf der Handoberfläche bilden sie einen Kreis.
«Wir fangen doch frei an», sagt Toni Brunner. Und dann legt er los mit dem ersten Schnupfspruch.
«Lieber mit der Sekretärin schlafen als den Chef decken», sagt er. Er habe «noch einen», sagt er. «Lieber am Sunntig bschütte als es Minarett vor de Hütte.» Die Runde lacht kernig.
Die Schnupfsprüche sind jedoch alles andere als politisch korrekt.
Anspielung auf Minarett-Verbot
Beim ersten Spruch wird die Sekretärin sexualisiert.
«Bschütte» im zweiten Spruch bedeutet auf Hochdeutsch «güllen». Am Sonntag zu güllen soll demnach besser sein, als ein Minarett vor dem Haus zu haben.
Der Spruch spielt auf eine Abstimmung aus dem Jahr 2009 an. Damals sprach sich das Stimmvolk für ein Minarett-Verbot aus. Kritikerinnen und Kritiker aus dem Ausland bezeichnete den Entscheid als fremdenfeindlich.
Lauter politisch nicht korrekte Sprüche
Die Schnupfsprüche von Toni Brunner sind keine Ausnahme.
Auf der Website Schnupfspruch.ch wimmelt es von politisch nicht korrekten Sprüchen. Oft sind diese unter der Gürtellinie und stellen das weibliche Geschlecht als Sexobjekt dar.
Markus Styger ist Vizepräsident des Schnupf-Verbands Schweiz. Bei solchen Sprüchen bleibt ihm das Lachen im Halse stecken.
«Selbstverständlich goutieren wir sämtlichen Sexismus nicht», sagt Styger zu Nau.ch. Zu den konkreten Sprüchen von Toni Brunner wolle er sich aber nicht äussern.
Menschen schauten heute lieber weg
Der Vizepräsident amtet auch als Wettkampfleiter von Schnupf-Wettkämpfen. «Bei Wettkämpfen macht man keine Schnupfsprüche», sagt er.
Er bestätigt jedoch, dass manche Schnupfer in privaten Kreisen vor sexistischen oder rassistischen Sprüchen nicht zurückschreckten. «Darunter sind auch Frauen.»
Styger bedauert, dass diese daran nicht gehindert würden –«trotz Tabu».
«Früher stellte man jemanden bei einem dummen Spruch noch in den Senkel», stellt der 69-Jährige fest. Heute schauten die Menschen seinem Eindruck zufolge lieber weg.
«Satire ist Satire»
Toni Brunner war auf Anfrage nicht erreichbar. SVP-Nationalrat Erich Hess hält ihm die Stange.
«Schnupfsprüche können unter der Gürtellinie sein», sagt Hess zu Nau.ch. Diese müsse man im satirischen Kontext verstehen.
«Satire ist Satire und soll auch die Freiheit haben, politisch unkorrekt zu sein», sagt der Berner. Für ihn gebe es deshalb keine Toleranzgrenzen.
Selbst sagt Hess keine Schnupfsprüche auf. Er kenne selber keine, sagt er. «Ich höre aber gerne zu und schnupfe gerne mit, wenn es ein etwas taffer Spruch ist», sagt er lachend. Auch habe er noch nie eine Frau erlebt, die mit solchen Sprüchen ein Problem gehabt habe.













