Thema Selektion: Lehrpersonen stellen sich gegen Schulleitungen

Simon Huber
Simon Huber

Bern,

Die Schulleitungen wollen die Selektion nach der sechsten Klasse abschaffen. Der Lehrerverband stellt sich währenddessen dagegen.

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Rund um die Selektion ist eine bildungspolitische Diskussion entstanden. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Lehrerverband will an der Selektion festhalten.
  • Der Verband der Schulleitungen fordert derweil schon länger die Abschaffung des Prozesses.
  • Sie finden, dass die Trennung nach Leistung soziale Ungleichheiten verstärke.

Ob Schülerinnen und Schüler nach der Primarschule weiterhin in unterschiedliche Leistungsniveaus eingeteilt werden sollen, ist umstritten. Alternativ fordern einige, dass alle gemeinsam unterrichtet werden – unabhängig vom Leistungsstand.

Kritiker bemängeln, dass soziale Herkunft stark über den Bildungsweg entscheidet: Kinder mit Migrationshintergrund oder bildungsfernem Elternhaus haben statistisch gesehen schlechtere Chancen – selbst bei gleicher Leistung.

Lehrerverband spricht sich für Selektion aus

Trotz dieser Kritik will der Verband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) an der Selektion festhalten. In einem neuen Positionspapier betont der LCH, dass eine faire und durchdachte Zuteilung zu passenden Bildungswegen notwendig sei. So könne man gezielte Förderung ermöglichen.

Zudem schreibt der Verband: «Eine gerechtere Gestaltung der Bildungswege stärkt nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern auch die Gesellschaft und Wirtschaft.»

Die Selektion müsse aber gerecht gestaltet sein – mit klaren Kriterien, Mitwirkung der Eltern und der Hauptverantwortung bei den Lehrpersonen.

Schulleiterverband hat eine andere Meinung

Anders sehen es viele Schulleiterinnen und Schulleiter: Bereits 2023 hatte sich der Verband der Schulleitungen Schweiz (VSLCH) für die Abschaffung der Selektion ausgesprochen.

Würdest du die Abschaffung der Selektion nach der Primarschule befürworten?

Sie argumentieren, dass die Trennung nach Leistung soziale Ungleichheiten verstärke. Einige Schulen verzichten bereits heute auf Niveaugruppen – mit positiven Erfahrungen.

ddagmar
LCH-Präsidentin Dagmar Rösler fordert schweizweit flexible Systeme, die einfache Niveauwechsel ermöglichen. - keystone

Der LCH betont, dass sein Kurs ein Kompromiss sei – auch innerhalb des Verbands gebe es unterschiedliche Meinungen: Während Sekundarlehrpersonen meist an der Selektion festhalten, befürworten viele Primarlehrkräfte durchlässigere Modelle.

So fordert der Verband nun schweizweit flexible Systeme, die einfache Niveauwechsel ermöglichen. Auch die aktuelle Belastung des Bildungssystems spielt eine Rolle. «Für eine grundlegende Reform fehlt derzeit schlicht die Kraft», sagt LCH-Präsidentin Dagmar Rösler zur «NZZ».

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Kommentare

User #4784 (nicht angemeldet)

Diese Selektion findet schon nach dem Kindergarten statt, bei der Einteilung der 1.Klässler.Da setzt man Klassen schon so zusammen, dass es immer "die eine schlimme Klasse"im Jahrgang gibt.

User #4784 (nicht angemeldet)

Lustigerweise kann man sich dann nach der Schule die Bildung für teuer Geld kaufen, egal woher man kommt, Hauptsache man kann zahlen. Es lebe die (Weiter-) Bildungsindustrie, die muss ja auch was verdienen. Man sollte Talente fördern und Aufbauen aber man züchtet lieber Frust und "Fachkräftemangel".

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