Suizide erreichen bei Seniorinnen und Senioren Rekordwerte
Betagte und ältere Menschen scheiden häufiger freiwillig aus dem Leben. Verantwortlich dafür ist vor allem die Sterbehilfe.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Suizidrate der über 85-Jährigen hat sich vervierfacht.
- Bei den 65- bis 84-Jährigen nehmen sich Menschen doppelt so oft das Leben.
- «Wir helfen nicht Menschen, die lebensmüde sind», heisst es bei Exit.
Ihr Todesdatum bestimmen ältere Schweizerinnen und Schweizer zunehmend selber. 2023 haben sich Seniorinnen und Senioren 42-mal häufiger das Leben genommen als Menschen anderer Altersgruppen. Dies zeigt eine Analyse des Westschweizer Radio und Fernsehens (RTS).
Das Jahr 2023 ist kein Ausreisser. In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Suizidrate der über 85-Jährigen vervierfacht. Bei den 65- bis 84-Jährigen handelt es sich um eine Verdoppelung.
Verantwortlich für die Rekordwerte ist die Sterbehilfe. Mit steigendem Alter steigt der Anteil der begleiteten Suizide. 2023 waren bei den 65- bis 84-Jährigen 80 Prozent der Suizide begleitet. Bei den über 85-Jährigen waren 90 Prozent begleitete Suizide.
Depressionen als Ursache
Exit ermöglicht seit 2014 Sterbehilfe auch Menschen mit Mehrfacherkrankungen ohne unmittelbare Lebensgefahr. Voraussetzung dafür ist, dass sie urteilsfähig sind.
Wegen Depressionen begleitet Exit niemanden in den Tod. «Wir helfen nicht Menschen, die lebensmüde sind», sagt Jean-Jacques Bise, Co-Präsident von Exit. Wenn eine psychisch kranke Person Sterbehilfe bekomme, sei die Krankheit der Grund, nicht die Depression.
Die Hauptursache für nicht begleitete Suizide sind bei älteren Menschen Depressionen, gepaart mit sozialer Isolation. Dies bestätigt Pierre Vandel, Facharzt für Alterspsychiatrie am Universitätsspital Lausanne.
Weniger Suizide bei Jüngeren
Früher wählten Frauen deutlich weniger häufig den Freitod. Seit den 2010er-Jahren wächst dieser Anteil aber auch bei den Frauen stark. Dabei setzen sie fast ausschliesslich in Form von begleiteten Suiziden ihrem Leben ein Ende. Männer begehen dagegen nach wie vor oft nicht begleitete Suizide.
Laut Pierre Vandel drücken Männer ihre Gefühle weniger aus als Frauen. Deshalb sei es schwieriger, suizidale Gedanken zu erkennen und rechtzeitig Hilfe zu bieten.
Die Kinder- und Jugendnotrufnummer 147 registrierte 2024 eine Zunahme an Kriseninterventionen im Zusammenhang mit Suizidgefahr. Damit geht jedoch keine steigende Suizidrate einher. Laut RTS ist die Selbstmordrate bei der jüngeren Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um rund 30 Prozent gesunken.
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Brauchst du Hilfe?
Bist du selbst depressiv oder hast du Suizidgedanken? Dann kontaktiere bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).
Unter der kostenlosen Hotline 143 erhältst du anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.
Für Kinder oder Jugendliche steht die Notrufnummer 147 zur Verfügung.
Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch