Die 24-jährige Stella aus Zürich lebt in Saus und Braus – dank ihrer Sugardaddys. Sie schwärmt von ihrem Nebenerwerb. Doch er birgt auch Gefahren.
Sugarbabe
Ein Sugardaddy kann für junge Frauen zur Abhängigkeitsfalle werden, warnt eine Expertin. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Sugarbabe Stella verdient bis zu 12'000 Franken im Monat – von einem einzelnen Sugardaddy.
  • Die Sugardating-Szene birgt aber auch ihre Gefahren, warnt eine Expertin.
  • Besonders gefährdet sind Teenagerinnen – doch auch für Erwachsene gibt es Risiken.
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Dinner-Dates in Luxus-Beizen, Wochenendausflüge in Fünf-Sterne-Hotels, teure Geschenke und Bargeld: Der Lifestyle eines Sugarbabes klingt verlockend.

Die Zürcherin Stella* (24) zum Beispiel hat nur Gutes zu sagen über ihren Nebenerwerb, der sich inzwischen zur Haupteinnahmequelle gemausert hat. «Der höchste Betrag, den ich als Sugarbabe verdient habe, war 12'000 Franken in einem Monat», sagt sie zu Nau.ch.

Zudem sei die Liaison mit dem Kunden persönlich, man baue eine Vertrautheit auf, ehe es zu Sex komme. Nachteile sieht die junge Zürcherin keine – sie trifft sich auch nur mit Männern, mit denen es passt. Das Bild eines romantischen Candlelight-Dinners mit einem spendablen George-Clooney-Lookalike ist allerdings ein zu verklärtes.

Expertin warnt vor Abhängigkeit

Bereits den Begriffen hört man an, dass der Sugardaddy in der Regel deutlich älter ist als das Sugarbabe. 38 Jahre war der grösste Altersunterschied zwischen Stella und einem Kunden. Allein diese Tatsache dürfte in vielen Fällen zu ungleichen Machtverhältnissen innerhalb der Beziehung führen.

«Ein grosser Altersunterschied kann allenfalls die eigene Überlegenheit zum Ausdruck bringen. Etwa in Bezug auf Geld, Lebenserfahrung und so weiter», erklärt Milena Brüni von der Fachstelle für Opferberatung und Kinderschutz Okey.

Sex gegen Geld?

Sie warnt vor Abhängigkeit: «Das beginnt oft schleichend. Zum Beispiel, wenn ein Sugardaddy einem Sugarbabe das Studium finanziert.» Setze er es dann unter Druck, sich auf sexuelle Handlungen gegen seinen Willen einzulassen, könne ein Nein schwierig sein. Das Sugarbabe will ja sein Studium nicht gefährden.

Sugardaddys suchen gezielt minderjährige Sugarbabes

Noch problematischer ist jedoch die Tatsache, dass viele Sugardaddys minderjährige Sugarbabes in Kauf nehmen oder gar gezielt heraussuchen. Das zeigte im Sommer eine Tamedia-Recherche.

Journalistinnen und Journalisten erstellten auf einer Sugardating-App ein Fake-Profil einer 18-Jährigen. Mehreren Männern gegenüber gestand das Fake-Sugarbabe, es sei in Wirklichkeit erst 16 oder sogar 15 Jahre alt.

Sugarbabe
Viele Sugarbabes machen positive Erfahrungen mit Sugardaddys. (Symbolbild)
Snapchat
Doch die Sugardating-Szene hat auch ihre dunklen Seiten: Einige ältere Männer kontaktieren auch Minderjährige. (Symbolbild)
Teenager
Laut einer Expertin können viele Jugendliche noch nicht genau abschätzen, welche Konsequenzen ihr Online-Handeln hat. (Symbolbild)

Erschreckend: Der Hälfte der Sugardaddys war das egal. Ein 61-jähriger Solothurner fragte sogar, ob die Teenagerin noch Jungfrau sei und forderte «es Föteli».

Milena Brüni sagt: «Mit Minderjährigen ist die Situation natürlich eine andere. Gehen Erwachsene eine sexuelle Beziehung mit einer Person unter 16 Jahren ein, ist dies eine Straftat.» Ausser, der Altersunterschied sei maximal drei Jahre.

Teenager fordern einander zu Sex-Kontakten gegen Geld auf

Illegal also, aber keine Einzelfälle. «Uns fällt in den Beratungen auf: In den letzten Jahren schildern uns viele Minderjährige, dass Unbekannte sie in den sozialen Medien auffordern, pornografische Bilder zu versenden.» Sogar Treffen würden verlangt.

«Wir empfehlen den Jugendlichen immer, ihre Medien auf privat zu stellen und nicht auf die Kontaktanfragen einzusteigen.» Laut Brüni können viele Jugendliche noch nicht genau abschätzen, welche Konsequenzen ihr Online-Handeln habe.

Was auch vorkommt: dass Jugendliche von gleichaltrigen oder älteren Teenagern zu sexuellen Kontakten gegen Geld mit Fremden aufgefordert oder gar genötigt würden. «Auch in Freundschaften kann schnell Abhängigkeit entstehen. Beispielsweise, wenn eine Jugendliche ihre beste Freundin nicht verlieren möchte.»

Ayleen
Jan-Heiko P. tötete im Sommer 2022 die 14-jährige Ayleen. Er hatte ihr vorgeschlagen, ihr Sugardaddy zu sein. - keystone

Solche Kontakte können gar tödlich enden, wie das Beispiel der 14-jährigen Ayleen aus dem deutschen Gottenheim nahe der Schweizer Grenze zeigt. Das Mädchen schrieb über mehrere Monate mit Sugardaddy Jan-Heiko P., die beiden hatten sich mutmasslich über Snapchat kennengelernt.

P. bot der 14-Jährigen Geld gegen intime Bilder und forderte Treffen. Als sie nicht einwilligte, drohte er damit, Ayleens Familie und sich selbst umzubringen. Im Juli 2022 traf sie ihn deshalb trotzdem – wenig später war sie tot.

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