Süchtige klauen E-Bikes in Schweiz - kriegen dafür Koks
E-Bikes sind in der Schweiz begehrtes Diebesgut. Abhängige stehlen sie für wenige Gramm Kokain, wie die SRF-Sendung «Rundschau» zeigt.

Das Wichtigste in Kürze
- 2024 wurden in der Schweiz über 54'000 Velos und E-Bikes gestohlen.
- Süchtige berichten, dass sie E-Bikes stehlen und dafür kleine Mengen Drogen erhalten.
- Gestohlene E-Bikes landen über die Grenzregionen in Albanien oder dem Maghreb.
In der Schweiz verschwinden jedes Jahr zehntausende Fahrräder. Besonders betroffen sind teure E-Bikes. Die SRF-Sendung «Rundschau» hat dokumentiert, wie ein präpariertes Rad nach einem Diebstahl aus Basel über mehrere Stationen bis nach Albanien gelangte. Der Fall zeigt, dass hinter den Taten mehr steckt als spontane Gelegenheitsdelikte.
Mehrere suchtkranke Personen schilderten in dem Beitrag, dass sie gezielt E-Bikes entwenden, um ihre Abhängigkeit zu finanzieren. Manche berichteten, dass Dealer in Basel gar Velos direkt als Zahlungsmittel akzeptierten.
Andere erzählten, dass Händler nach E-Bikes fragten und Süchtige dann mit Werkzeug loszogen. «Sie kommen auf die Gasse und fragen, ob es E-Bikes gibt», erklärte eine Betroffene. «Dann gehen die Süchtigen los, brechen sie auf und verkaufen sie.» Für ein E-Bike im Wert von mehreren Tausend Franken gibt es oft nur Drogen im Gegenwert von 100 bis 150 Franken.
Also ungefähr der Preis von einem Gramm Kokain.
Basel als Brennpunkt – E-Bikes landen in Albanien oder Maghrebstaaten
Besonders viele Diebstähle werden in Basel-Stadt gemeldet. 2024 verschwanden in der Schweiz über 54'000 Velos und E-Bikes – jedes neunte in der Rheinstadt. Die Polizei verweist auf die hohe Velodichte und der Nähe zur Grenze mit Frankreich.
«Die Menge der Velos, die gestohlen werden, ist mittlerweile so gross, dass wir davon ausgehen müssen, dass es sich nicht nur um Kleinkriminalität handelt, sondern es müssen eigentlich Strukturen dahinterstehen», sagte Christian Plüss von der Kantonspolizei Basel-Landschaft.

Viele Räder gelangen demnach zunächst ins Elsass, von dort weiter in die Maghrebstaaten oder auf den Balkan. Im dokumentierten Fall tauchte das gestohlene Basler E-Bike gute sechs Monate später zunächst im Kosovo, dann in Albanien auf. Dort stellte die Polizei es bei einer Privatperson sicher und eröffnete ein Verfahren wegen mutmasslichen Ankaufs von Diebesgut.
Der albanische Investigativjournalist Artan Hoxha meinte im Gespräch mit der «Rundschau», dass es sich wohl um ein eher neues Phänomen handle, dass gestohlene E-Bikes aus der Schweiz in seiner Heimat landen. Er warnte jedoch: «Wenn es eine Gruppe schafft, E-Bikes von der Schweiz nach Albanien zu bringen, kann sie ohne Probleme auch andere Dinge transportieren, zum Beispiel Drogen.»