Strukturwandel bei SBB Cargo: Aus für Brig, Chiasso und Buchs?
SBB Cargo steht vor der Schliessung der Depots in Brig, Chiasso und Buchs. Die Güterverkehrssparte solll umgestaltet werden.

Die Güterverkehrssparte der Schweizerischen Bundesbahnen befindet sich in einer existenziellen Schieflage. Mit einem Jahresverlust von 76 Millionen Franken steht SBB Cargo unter enormem Handlungsdruck, so «Lok-Report».
Die Unternehmensleitung sieht sich gezwungen, unpopuläre Massnahmen zu ergreifen. Drei strategisch wichtige Depotstandorte – Brig, Chiasso und Buchs – könnten ab 2027 ihre Pforten schliessen.
Das Lokomotivpersonal wurde bereits über die bevorstehenden Umstrukturierungen in Kenntnis gesetzt. Diese Transparenz soll Vertrauen schaffen, kann aber die Unsicherheit in der Belegschaft nicht vollständig beseitigen.
SBB Cargo plant Revolution im Produktionsmodell
Der arbeitsintensive Einzelwagenladungsverkehr erweist sich als Achillesferse des Unternehmens. Das komplexe Sammeln und Zusammenstellen einzelner Güterwagen verschiedener Absender bindet unverhältnismässig viele Ressourcen.

Mit dem Fahrplanwechsel 2026/27 plant SBB Cargo eine fundamentale Neugestaltung ihrer Betriebsabläufe. Das neue Produktionsmodell soll durch Vereinfachung und Automatisierung deutliche Effizienzgewinne ermöglichen.
Die Transformation folgt laut «SBB» dem strategischen Rahmenwerk «Suisse Cargo Logistics». Dieses Konzept verspricht eine nachhaltige Modernisierung des gesamten Schienengüterverkehrs in der Schweiz.
Personalreduktion und deren gesellschaftliche Dimension
Bereits im ersten Halbjahr musste das Unternehmen 65 Vollzeitstellen abbauen, so «bluewin». Der Grund lag in der Einstellung des Lastwagenverlads, einem bisher wichtigen Geschäftszweig.
Die Gewerkschaften befürchten eine dramatische Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Weniger Depots bedeuten längere Anfahrtswege und eine Intensivierung der Schichtarbeit für das verbleibende Personal.
SBB Cargo versichert einen sozialverträglichen Personalabbau und bekräftigt das langfristige Engagement im Güterverkehr.
Innovative Lösungsansätze für eine nachhaltige Zukunft
Das Unternehmen entwickelt trotz aller Widrigkeiten eine ambitionierte Zukunftsvision. Eine im Sommer angekündigte neue Shuttle-Verbindung zwischen Dietikon und Stabio soll ab 2026 die wichtige Nord-Süd-Achse stärken, berichtet «Lok-Report».

Dieses Pilotprojekt wird über drei Jahre intensiv getestet und evaluiert. Bei positivem Verlauf könnte das Modell als Blaupause für weitere Verbindungen dienen.
Der Bund erhöht den Reformdruck durch die Forderung nach Eigenwirtschaftlichkeit des Güterverkehrs. Gleichzeitig schafft das neue Gütertransportgesetz ab 2026 finanzielle Anreize für den Einzelwagenladungsverkehr.