In Zürich brauchen Autofahrer Geduld. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Stau 2023 deutlich zugenommen. Bürgerliche sehen die Verkehrspolitik als eine Ursache.
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Die Stadt Zürich steht in Sachen Zunahme der Autofahrt-Dauer auf Platz eins. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Stau ist in Zürich zuletzt stark angewachsen – weltweit am meisten.
  • Das liegt auch an der links-grünen Politik der Stadt, sagen Bürgerliche.
  • Die Stadt selbst erklärt diese Entwicklung mit Bauarbeiten oder Einzelereignissen.
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Im neuen Verkehrsranking der GPS-Firma Tomtom findet man Zürich ganz vorne. Das ist keine gute Nachricht: Denn die Rangliste zeigt auf, wo es auf der Welt am meisten Stau gibt.

Genauer gesagt wird analysiert, wie lange man im Schnitt für zehn Kilometer braucht. Die Limmat-Stadt liegt mit 23 Minuten und 30 Sekunden auf Rang 28 von 387. Am längsten dauert es in London (37 Minuten und 20 Sekunden).

Stau Zürich TomTom
Zürich ist auf Platz 28 im weltweiten Stau-Ranking – aber in Sachen Zunahme seit 2022 ist die Stadt Spitzenreiter.
TomTom Stau
Das sind die Top 10, wenn man nur die Dauer und nicht die Zunahme anschaut.

In einer Kategorie belegt Zürich jedoch den unrühmlichen Spitzenplatz. Im Vergleich zum Vorjahr hat diese Dauer nämlich 2023 um 1 Minute und 50 Sekunden zugenommen. So viel wie weltweit nirgendwo sonst.

Tempo 30 oder Velospuren als mögliche Ursachen

Für bürgerliche Politikerinnen und Politiker ist klar: Die Linken sind schuld – zumindest teilweise. Denn das zuständige Tiefbau- und Entsorgungsdepartement wird von SP-Stadträtin Simone Brander geführt.

Die «rot-grün dominierte» Verkehrspolitik spiele eine grosse Rolle, sagt FDP-Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel zu Nau.ch. «Die Zunahme der Fahrzeit liegt wohl auch darin, dass auf immer mehr Strassen in Zürich Tempo 30 eingeführt worden ist.»

Auch der Abbau von bestimmten Spuren würde den Verkehr verlangsamen, sagt das Mitglied der Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt. «Ein Spurabbau zu Gunsten einer breiteren Velospur fördert zwar den Veloverkehr, verlangsamt aber ÖV und Autos.»

Mitte-Nationalrat: Ranking entspricht Zielen der Stadtregierung

Der Zürcher Mitte-Nationalrat Philipp Kutter glaubt, der Spitzenplatz im Ranking sei für die Stadt keine schlechte Nachricht: «Es entspricht klar den Zielen der Verkehrspolitik der Stadt Zürich, dass das Auto zurückgedrängt werden soll.»

Die starke kurzfristige Zunahme sei aber in jedem Fall schwierig zu erklären. Der Verkehrspolitiker vermutet: «Es könnte sich um Erholungseffekte nach der Pandemie handeln. Der Verkehr hat wieder zugenommen, also kommt man auch langsamer vorwärts.»

Philipp Kutter
Mitte-Nationalrat Philipp Kutter. - keystone

Die Verzögerungen hätten in jedem Fall negative Folgen, monieren die Bürgerlichen. «Schaden tut es vor allem dem Gewerbe, das auf das Auto angewiesen ist», so Rueff-Frenkel. Dieses brauche viel mehr Zeit, um von A nach B zu kommen – und diese zusätzliche Arbeitszeit müsse irgendjemand bezahlen. Kutter fürchtet, die Kosten würden auf die Kundschaft abgewälzt.

Doch nicht nur Unternehmen und Kundschaft würden leiden: «Auch der ÖV muss attraktiv bleiben, und das ist er nicht, wenn der Bus im Stau steht», sagt die Kantonsrätin.

Bürgerliche wollen Strassennetz ausbauen

Was soll man künftig also tun, um Stau zu vermeiden? Kutter sagt: «Die Hauptfrage ist, ob man die Verzögerungen überhaupt reduzieren will. Vorausgesetzt es gibt diesen politischen Willen, könnte man das Strassennetz ausbauen oder den Verkehr intelligenter steuern.»

Klar ist auch für Rueff-Frenkel, dass die zunehmende Fahrzeit zu vermeiden wäre. Allerdings sei es halt immer eine politische Frage – und entsprechende Vorschläge haben es im links-grünen Zürich schwer. «Neue Ideen scheitern an Mehrheitsverhältnissen», sagt die FDPlerin.

Sonja Rueff-Frenkel
FDP-Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel. - keystone

Was sagt die Stadt Zürich selbst zum Stau-Ranking?

Tiefbauamts-Sprecherin Evelyne Richiger erklärt: «Über Gründe dieser Resultate können wir nur mutmassen. Für uns wäre es aber möglich, dass Sperrungen und Bauarbeiten zu diesem Resultat beigetragen haben.»

Sollte der Autoverkehr in den Städten reduziert werden?

Zudem könnten auch Einzelereignisse die Zahlen beeinflusst haben. Dazu gehören Unfälle sowie Events wie Konzerte, Sportveranstaltungen, die Street Parade oder das Zürifäscht.

Die Stadt habe das Ziel, umweltschonende, effiziente Mobilität zu fördern. Das Auto gehört nicht dazu. «Erreicht werden soll eine lebenswerte und klimaneutrale Stadt, indem der Anteil des Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehrs erhöht wird.»

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