Um Nutztiere im Sommer vor dem Wolf zu schützen, schickt eine Westschweizer NGO Freiwillige aus dem Unterland in die Alpen. Die Schäfer waren zunächst skeptisch.
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Eine Hirtin überwacht weidende Schafe im Unterengadin. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Westschweizer NGO will Älpler im Sommer beim Schutz vor dem Wolf unterstützen.
  • Das Konzept: Freiwillige aus dem Unterland schlafen nach einem Crashkurs bei den Herden.
  • Die Meinung der Schäferinnen und Schäfer zum Projekt sind gemischt.
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Die Population der Wölfe in der Schweiz wächst. Und damit nehmen auch die Konflikte mit der Landwirtschaft zu. Einige Bauern fordern Abschüsse. Eine Westschweizer Organisation versucht nun, die Nutztiere auf den Alpen auf einem anderen Weg zu schützen.

Nämlich mit Städtern: Die Nichtregierungsorganisation Oppal sucht auf Social Media Freiwillige aus dem Unterland. Diese sollen sich in einem eintägigen Crashkurs zu Schafhirten ausbilden lassen.

Danach werden ihnen Zelt, Ausrüstung und Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt. Und sie schlafen zwei Nächte bei den Herden.

Allein mit ihrer Präsenz würden sie die Tiere vor den Wölfen schützen, so die Idee. Gefährlich sei das nicht, sagt Gründer Jérémie Moulin gegenüber dem «Tagesanzeiger». «Bisher gab es keine Zwischenfälle. Das Risiko, dass ein Wolf einen Menschen angreift, liegt praktisch bei null.»

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Ein Mitarbeiter von Oppal bildet Freiwillige in einem eintägigen Crash-Kurs zu Schafhirtinnen und -hirten aus. - Instagram/@oppal_suisse

Bisher war Oppal vor allem in der Westschweiz aktiv. Nun sollen vermehrt auch Älpler in der Deutschschweiz unterstützt werden.

«Auf manchen Alpen waren wir drei Wochen. Auf anderen drei Monate – je nach Situation», so der Walliser weiter. Für diesen Sommer hätten sich bisher bereits 450 Freiwillige gemeldet.

Älpler sind skeptisch

Die Meinungen der Älpler zum Projekt sind gemischt. Schafzüchter Georg Schnydrig hält die Aktion aus der Stadt für «Blödsinn», wie er gegenüber der Zeitung sagt. Der Präsident des Vereins «Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere» meint: «Wir brauchen aufgrund der Grossraubtierpräsenz mehr Geld. Für die Erhaltung der Alpenwirtschaft und eine Regulierung von Wölfen

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Oppal-Leiter Jérémie Moulin schützt die Schafe eines Züchters auf der Alp de la Corbassiere im Val de Bagnes vor dem Wolf.
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Angst müssten die Städter nicht haben. Bisher sei es zu keinen Zwischenfällen mit den Wildtieren gekommen.
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Seine Organisation schickt Freiwillige aus dem Unterland auf die Alpen, um die Landwirtinnen und Landwirte zu unterstützen.
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Die Helferinnen und Helfer übernachten zwei Nächte bei den Herden und halten den Wolf allein mit ihrer Präsenz fern.

Ein positive Bilanz zieht hingegen Flavio Oggier aus Baltschieder, der die Alpe Pontimia im Zwischbergental im Süden des Wallis pachtet. Nachdem Wildhüter im vergangenen Jahr einen Wolf nachgewiesen hatten, stimmte er einem ersten Testbetrieb mit Oppal zu. «Wir hatten nichts zu verlieren, das Angebot ist kostenlos», sagt er gegenüber der Zeitung.

Und weiter: «Zuerst waren manche Schäfer skeptisch, da wir merkten, dass die Teilnehmer eher grün angehaucht waren. Sie wollten sogar einen Wolf sehen.»

Schlussendlich hätte aber alles gut geklappt. «Die Freiwilligen geben uns eine zusätzliche Sicherheit in der Nacht. Und sie leisten mit ihrer Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit der Schafe.»

Sollen die Wölfe in der Schweiz geschossen werden?

Im kommenden Sommer wird er deshalb erneut Freiwillige von Oppal auf seiner Alp begrüssen. «Ich finde es gut, dass die, die für den Wolf sind, auch ihren Beitrag leisten», so Oggier.

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