15 Jahre lang moderierte Ruedi Josuran das «Fenster zum Sonntag» auf SRF. Nächsten Sommer ist damit Schluss. Nau.ch besuchte ihn in seiner Heimatgemeinde Stäfa.
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Ab kommenden Sommer wird Ruedi Josuran das SRF-Format «Fenster zum Sonntag» nicht mehr moderieren. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit 15 Jahren moderiert Ruedi Josuran den SRF-Talk «Fenster zum Sonntag».
  • Ab kommenden Sommer wird damit jedoch Schluss sein.
  • Nau.ch hat sich mit dem Moderator über diesen Entscheid unterhalten.
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Die Mitteilung kam nicht aus heiterem Himmel, doch zu verdauen hatte Ruedi Josuran viel. Denn seit 15 Jahren moderiert er den SRF-Talk «Fenster zum Sonntag», ist alle zwei Wochen mit berührenden Lebensgeschichten in den Schweizer Stuben präsent. Doch nächsten Sommer wird Josuran pensioniert.

Das «Aus» ist alles andere als einfach für den Moderator. Er brachte sein ganzes Herzblut ein und hatte auch mit gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen: «Angefangen hat es mit einem Herzinfarkt, zuletzt hatte ich Nierenkrebs überwunden, und trotz allem habe ich keine einzige Sendung verpasst.»

Die Suche nach seiner Nachfolge läuft bereits. Wie es ihm dabei geht, was seine Pläne für die Zukunft sind und ob er danach wieder am Bildschirm zu sehen ist, darüber haben wir uns mit Ruedi Josuran unterhalten.

Nau.ch: Ruedi Josuran, alle zwei Wochen sind Sie im «SRF»-Talk «Fenster zum Sonntag» präsent. Im Sommer 2024 ist Schluss damit. Wie gehen Sie damit um?

Ruedi Josuran: Ich habe mich schon einige Zeit damit auseinandergesetzt und es haben auch schon länger Gespräche stattgefunden. Es war ein fairer Prozess und es ist nun mal eine zahlenmässige Realität, dass man ab 65 pensioniert wird. Trotzdem ist es nicht einfach, nach einer solch langen Zeit aufzuhören. Ich habe mein ganzes Herzblut in diese Sendung eingebracht, aber ich war mir immer bewusst, irgendwann ist damit Schluss.

Nau.ch: Das klingt sehr sachlich, aber Hand aufs Herz, der geplante Abschied tut doch sicher auch weh.

Josuran: Ganz klar, und das will ich auch nicht verheimlichen. Es gibt bei mir die rationale Ebene, die mir sagt, dass das total in Ordnung ist, was passiert. Aber da gibt es eben auch die emotionale Ebene, und die tut sich sehr schwer mit diesem Entscheid. Aber man hat sich entschieden, dass man nun ein neues Gesicht will, und das muss ich akzeptieren.

Nau.ch: Bereits wird eine neue Moderatorin oder ein neuer Moderator per Stelleninserat gesucht.

Josuran: (schweigt kurz) Das ist der normale Verlauf der Dinge. Aber es führt mir bewusst vor Augen, dass es im Sommer definitiv vorbei sein wird. Wir hatten eine 15-jährige, wundervolle Zusammenarbeit mit einem ganz tollen Team, und da ist es normal, dass es schwierig ist, Abschied zu nehmen.

Schauen Sie gerne das «Fenster zum Sonntag»?

Nau.ch: Schauen wir gemeinsam zurück. Gibt es eine Sendung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Josuran: Es waren so viele wunderbare Sendungen. Da ist es sehr schwer, einzelne herauszunehmen.

Ganz spontan kommt mir aber die Sendung mit Philipp Mickenbecker in den Sinn. Das war ein Gespräch, das sehr speziell war. Denn es fand drei Monate, bevor Philipp an Krebs gestorben ist, statt.

Nau.ch: Und welche Menschen haben Sie besonders beeindruckt?

Josuran: Diese alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Aber wir versuchen es dennoch: Der Schriftsteller Pedro Lenz hat mich sehr überrascht, wie er auf eine lockere und unglaubliche Art Einblick in sein Glaubensleben gab.

Der persönliche Höhepunkt für mich war aber Anselm Grün, der wohl meistgelesene Autor von spirituellen Büchern im deutschsprachigen Raum. Ich war vorher bei ihm einige Wochen im Kloster, als es mir nicht gut ging. Und dann habe ich ihn für eine Sendung wieder getroffen und das war für mich sehr berührend.

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Ruedi Josuran (links) war vor seiner Tätigkeit beim «Fenster zum Sonntag» Moderator bei Radio «DRS 1». - keystone

Nau.ch: Sie stehen seit 15 Jahren in der Öffentlichkeit. Können Sie noch unerkannt auf die Strasse gehen?

Josuran: (lacht) Ich bin viel mit dem ÖV unterwegs und da gibt es fast jedes Mal sehr schöne Begegnungen mit Menschen, die mich einfach ansprechen und mir ihre Geschichte erzählen. Ich hatte dadurch sehr viele, schöne und sehr positive Erlebnisse. Oft tut es mir dann leid, wenn mitten im Gespräch auf einem Bahnhof mein Zug einfährt.

Nau.ch: Jetzt heisst es für Sie, den Blick nach vorne zu richten. Was sind Ihre Pläne?

Josuran: Es sind doch noch einige Sendungen, bis es dann nächsten Sommer so weit ist. Da braucht es meine hundertprozentige Konzentration. Sportlich gesprochen geht es für mich jetzt in die Playoffs – das ist die Zeit, in der jedes Spiel von grösster Wichtigkeit ist. So möchte ich auch meine letzten Monate beim «Fenster zum Sonntag» angehen.

Nau.ch: Dennoch werden Sie sich sicher schon Gedanken gemacht haben, wie Sie die Zeit nach «Fenster zum Sonntag» gestalten werden.

Josuran: Wie gesagt, einerseits schmerzt es, anderseits freue ich mich aber auch auf die Zeit danach. Bereits sind einige Leute mit Projekten und Ideen auf mich zugekommen. Aber noch ist alles offen. Ich kann mir durchaus vorstellen, in einem anderen Kontext mit solchen Talks weiterzumachen – vielleicht mit ganz anderen Gästen und in einem speziellen Format. Aber noch ist nichts unter Dach und Fach. Wenn jemand da ist, der gute Ideen und Interesse hat, ich bin für Gespräche offen.

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