Spas stellen Sex-Verbot-Schild auf – das kann schief gehen
Immer wieder vergnügen sich Liebeshungrige im Thermalbad. Eine Schweizer Spa-Kette hat dafür eigens ein Anti-Sex-Piktogramm entwickelt. Das kann schief gehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Sex im Thermalbad ist strengstens verboten.
- Immer wieder können Besuchende jedoch nicht die Finger voneinander lassen.
- Eine Schweizer Spa-Kette greift durch – und setzt auf ein Anti-Sex-Bildli.
- Sexologinnen warnen aber: «Ein Piktogramm kann unbeabsichtigt Neugier wecken.»
Im luzernischen Rigi Kaltbad darf es nicht heiss zur Sache gehen. Zumindest nicht zu heiss: Im Mineralbad und Spa gilt ein strenges Sex-Verbot.
Das Foto eines erstaunten Besuchers zeigt: Damit auch niemand auf dumme Ideen kommt, gibt es am Eingang ein keckes Piktogramm.
Auf dem Schild mit den Baderegeln sind nicht nur die Zigi oder der Fotoapparat durchgestrichen. Sondern auch ein Pärchen, das sich aufeinanderliegend vergnügt. Ein richtiger Hingucker!
Das Bad gehört zu den Aqua-Spa-Resorts, die neben Rigi Kaltbad über fünf weitere Standorte in der Schweiz verfügen. Sprecher Josef T. Molnar klärt gegenüber Nau.ch auf: «Das Piktogramm zum ‹Sex-Verbot› ist seit mehreren Jahren Teil unserer Haus- und Baderegeln.»
Bei Sex im Thermalbad droht Hausverbot
Er erklärt: «Es wurde eingeführt, um die Botschaft klar und unmissverständlich zu vermitteln, dass intime Handlungen in unseren öffentlichen Badeanlagen nicht gestattet sind.»
Damit möchten die Aqua-Spa-Resorts gewährleisten, dass sich alle Gäste «jederzeit wohl und respektiert fühlen».
Und das Bildli scheint Wirkung zu zeigen.
«Verstösse gegen diese Regel sind sehr selten», sagt Molnar. «Sollte es dennoch dazu kommen, greifen unsere Mitarbeitenden ein und sprechen die betroffenen Gäste direkt an.»
Und: «In wiederholten oder gravierenden Fällen behalten wir uns vor, Personen der Anlage zu verweisen und ein Hausverbot auszusprechen.»
Und das Symbol gibt es nicht nur in Rigi Kaltbad, sondern auch an den anderen fünf Standorten der Spa-Kette. «Die Erfahrungen zeigen, dass sich unsere Gäste weitestgehend an die Regeln halten und Verständnis für diese Massnahme haben.»
Immer wieder geht es in Schweizer Thermalbädern verboten heiss zu und her. Ein Beispiel: Das Spa auf dem Zürcher Hürlimann-Areal – gehört ebenfalls zu Aqua-Spa-Resorts – machte immer wieder als «Spermalbad» Schlagzeilen.
Weiteres Piktogramm zeigt «dezentes Herz»
Auch andere Spa-Betreiber ermahnen ihre Gäste an das Sex-Verbot. Darunter das Parkresort Rheinfelden AG mit der Wellness-Welt Sole Uno.
«In unserer Hausordnung verweisen wir grundsätzlich auf die ‹guten Sitten›. In unserer Sauna-Etikette finden Gäste den Hinweis, dass Zärtlichkeiten zu Hause stattfinden sollten», sagt Sprecherin Anke Krummnacker zu Nau.ch.
Dieser Hinweis ist in der Saunalandschaft ausgehängt. Ein eindeutiges Piktogramm wie bei den Aqua-Spa-Resorts gibt es zwar nicht. Stattdessen habe man ein «dezentes Herz» beim Punkt «Zärtlichkeiten zu Hause» gewählt.

Generell gelte: «Sobald Pärchen zu innig miteinander werden, schreiten sowohl das Bade- wie auch das Saunapersonal ein. Und weisen die entsprechenden Personen zurecht.»
In der Regel führe das zu keinen Konsequenzen, so Krummnacker. Ausser den Anweisungen des Personals würde nicht Folge geleistet. «In einem solchen Fall kann ein Hausverbot ausgesprochen werden.»
St. Galler Bad setzt auf «gesunden Menschenverstand»
Ohne Piktogramme kommt das Mineralheilbad St. Margrethen SG aus. «Wir appellieren bei unseren Gästen an den gesunden Menschenverstand», sagt Geschäftsführer Marcel Rebmann zu Nau.ch und verweist auf die Hausordnung.
Aber: «Natürlich gibt es ab und an Gäste und Paare, die man wieder daran erinnern muss, dass sie nicht zu Hause in den eigenen vier Wänden sind. Aber im normalen Rahmen», sagt er.
Im Notfall rückt die Polizei aus
Auch das Bernaqua im Berner Einkaufszentrum Westside kennt keine Piktogramme. Die Hausordnung lässt aber keinen Interpretationsspielraum übrig.
Sprecherin Neda Golafchan sagt, was nach einer Beschwerde der Gäste beim Aufsichtspersonal passiert: «Die Personen, die zuwiderhandeln, werden angesprochen. Bei Bedarf werden Sicherheitsdienst, gegebenenfalls Polizei, alarmiert und die entsprechenden Personen werden aufgefordert, die Anlage zu verlassen.»
Tanja Rutschmann vom Thermalbad in Bad Zurzach AG sagt: «Unsere Bademeister reagieren recht schnell und weisen die Gäste darauf hin, gewisse Zärtlichkeiten doch zu Hause auszutauschen.»

Verstösse kommen jedoch «sehr selten» vor. «Den Gästen droht bei Verstoss ein Hausverbot», sagt sie.
Anderenorts bleiben die Besuchenden keusch. «In der Leukerbad Therme gibt es kein entsprechendes Piktogramm und Verstösse sind uns keine bekannt», heisst es aus dem Wallis. Gleich klingt es beim Fortyseven in Baden AG.
Doch warum ist Sex im Thermalbad für einige so reizvoll?
Die beiden Berner Sexologinnen Karoline de Falco und Melina Wyss wissen, warum bei manchen nicht nur das Wasser sprudelt.
Entspannende Atmosphäre im Spa erhöht sexuelle Erregbarkeit
Sie erklären bei Nau.ch: «Thermalbäder schaffen durch Wärme, Wasser und Ruhe eine Umgebung, die sich sowohl physiologisch als auch psychologisch auf den Menschen auswirkt.»
Und: «Die entspannende Atmosphäre fördert die Regulation des Nervensystems, steigert das Wohlbefinden und kann zugleich die sexuelle Erregbarkeit erhöhen.»

Auch die nackte oder teilweise entblösste Haut könne bei vielen Menschen erotische Fantasien oder Empfindungen verstärken. «Manche Paare nutzen die intime Atmosphäre gezielt, um Zweisamkeit, Nähe und Aufmerksamkeit füreinander bewusst zu pflegen.»
Ein Sex-Verbot muss diese Lust nicht hemmen – ganz im Gegenteil.
«Ein explizites Verbot kann den Reiz des Verbotenen steigern. Insbesondere in einem Umfeld, das vermeintliche Ungestörtheit vermittelt», sagen die Expertinnen. Manche fühlen sich im Wasser unbeobachtet, was die Hemmschwelle zusätzlich senken kann.
Sind Anti-Sex-Piktogramme der richtige Weg, um die Lust zu brechen?
Piktogramm kann kontraproduktiv sein
Laut den Sexologinnen de Falco und Wyss können Piktogramme durchaus zur Orientierung helfen. Allerdings seien die meisten ohnehin im Klaren darüber, dass sexuelle Handlungen in öffentlichen Bädern tabu sind.
Ein solches Symbol kann im schlimmsten Fall sogar die Fantasie zusätzlich anregen. «Ein Piktogramm kann Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und dadurch unbeabsichtigt Neugier oder Anreize schaffen.»
Übrigens: Rechtlich können sexuelle Handlungen an öffentlichen Orten als «exhibitionistische Handlungen» geahndet werden. Dabei kann es zu Bussen kommen, im schweren Fällen kann auch eine Geldstrafe verhängt werden.