So verteidigt Camille Lothe (SVP) ihre Fliegerei

Politiker von Links bis Mitte-Rechts satteln um. Statt mit dem Flugzeug, verreisen sie lieber mit Zug, Schiff oder Auto. Das tut der Umwelt wohl und passt zum aktuellen Meinungs-Klima. Immerhin sind bald Wahlen.

Nur auf Eine scheint Gretas mahnender Zeigefinger nicht zu wirken. Belgien, Ballerman, Azoren, Ibiza: Camille Lothe, Präsidenten der Jungen SVP Zürich, hebt dieser Tage häufig ab.

Ein Geheimnis macht sie daraus nicht. Ganz im Gegenteil. Wir haben uns gefragt: «Ist SVP Shootingstar Camille Lothe die Schweizer Anti-Greta?» Die Frage beantwortet Vielfliegerin Lothe nun gleich selber.

Und zwar auf ihrem Youtube-Kanal «Uf dä Punkt». Puderrose sind die Vorhänge, puderrosa die Kerzen, der Laptop und die Tischlampe. Ist sie die Anti-Greta?

Nein, scheint dazu bereits Lothes Frisur zu sagen. Die Präsidentin der Jungen Zürcher SVP und Thunberg könnten in Klimafragen nicht weiter auseinanderstehen. Bei der Frisur aber finden sich die beiden. Denn, Zufall oder Kalkül: Lothe und Thunberg sind Zöpfli-Zwillinge.

«Nein», antwortet Lothe aber auch selber. «Es macht mich zu einer Durchschnittsbürgerin, wie Millionen andere Passsagiere, die sich für das Fliegen entschieden haben.»

Dazu hat die Jung-SVPlerin auch Daten recherchiert. Der Flughafen Zürich etwa habe im letzten Monat einen Passagier-Zuwachs von 4.3 Prozent verzeichnet.

«Über zwei Millionen Leute nahmen in Zürich den Flieger», so Lothe. «Was sich verändert hat, ist, wie wir über das Fliegen denken und reden. Nicht das Fliegen selber.»

Den Leuten ein schlechtes Gewissen – oder gar Vorschriften – machen? Nicht mit Camille Lothe.

«Gemäss vielen Parteien braucht es eine Umerziehung. Alle Parteien von Links bis zur FDP wollen Flugabgaben einführen. Was heisst das? Herr und Frau Schweizer bleiben auf der Strecke.»

Allzu viele Aufrufe kann Lothes Video aktuell noch nicht verzeichnen. In den Kommentaren wird aber deutlich: Sie spricht vielen aus der Seele.

«Ich hoffe, ihr ergriffed s Referendum, wenn die Flugabgab wür cho», schreibt eine Userin. «Zämä flügä u zämä gägä diä Greta-Krankheit akämpfä! Es lebe der Flugverkehr und es lebe die sensationelle Camille», ein anderer.

Mehr zum Thema wird man von Camille Lothe dieser Tage allerdings nicht hören. «Wir sehen uns nächste Woche nicht. Ich fliege nächste Woche nach Ibiza – und schäme mich nicht dafür.»