Donald Trumps Verhaftung, Putins Handkuss für Xi, wütende Flüchtlinge. Alles politische Motive, die mithilfe von KI visualisiert wurden. Ist das gefährlich?
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Diese Bilder sind nicht echt. Sie wurden mithilfe von KI erstellt. - Twitter @EliotHiggins / Instagram @norbert.kleinwaechter

Das Wichtigste in Kürze

  • KI generiert auch politische Inhalte in Bild, Video und Ton.
  • Dem Datenwissenschaftler Elliott Ash zufolge birgt das vorübergehend Risiken.
  • Die Risiken würden aber abnehmen, je häufiger wir KI-Bilder verwenden.
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Alles begann so schön harmlos. 2018 setzte sich Barack Obama hin, um der Weltöffentlichkeit per Video in nüchternem Ton mitzuteilen: «Präsident Trump ist ein absoluter Volltrottel.» Nur, dass Obama das nie gesagt hat.

Der Obama-Deepfake.

Das Video stammt aus der Feder des US-Regisseurs Jordan Peele, in Zusammenarbeit mit «BuzzFeed». Es ist ein Lehrstück in Sachen Fake-News, ein Deepfake. Kein echtes Video von Obama, sondern eine mithilfe von KI erstellte Kopie des ehemaligen US-Präsidenten.

Das ist nun fast fünf Jahre her. Heute warnt kein Fake-Obama mehr vor Falschinformationen. Heute wettert der AfD-Politiker Norbert Kleinwächter mit KI-generierten Bildern gegen Flüchtlinge. Und zwischendurch flattert ein verhafteter Donald Trump durch unsere Twitter-Timeline, gefolgt von Putin, der Xi Jinpings Hände küsst. Auch das ist alles Fake.

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Der AfD-Bundestagsabgeordnete Norbert Kleinwächter benutzt ein KI-generiertes Bild, um Stimmung gegen Geflüchtete zu machen. Gekennzeichnet hat er das nicht. - Instagram @norbert.kleinwaechter

Ist das gefährlich? Die Chef-Korrespondentin der Tech-Newsseite «Axios» bezeichnet KI gegenüber der «Handelszeitung» als Waffe in der Politik. Und dies als Schreckensszenario.

Auch der Datenwissenschaftler Elliott Ash von der ETH sieht Risiken – zumindest kurzfristig, wie er gegenüber Nau.ch erklärt. Solche KI-Bilder könnten die Überzeugungskraft stärken, falsche Narrative untermauern und starke Emotionen hervorrufen. «Vor allem auf kurze Sicht besteht die Gefahr, dass Menschen für politische Zwecke irregeführt oder manipuliert werden

Wie so eine Irreführung aussehen könnte, hat ein Twitter-Nutzer aufgezeigt. Er hat zu den Ermittlungen gegen Donald Trump im Fall Stormy Daniels seine ganz eigene Geschichte zusammengeschustert.

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Mit KI-generierten Bildern lassen sich ganze Fake-Geschichten zusammenspinnen. Hier ein Beispiel. Donald Trump flüchtet von der Polizei.
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Doch der 76-Jährige hat keine Chance. Die Polizisten holen ihn ein, reissen ihn zu Boden und ...
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... führen ihn ab.
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Die Familie steht natürlich am Seitenrand des Geschehens. Sohn Donald Trump Jr. und ...
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... Frau Melania sind ausser sich vor Wut.
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Dann wird's ernst: Donald Trump landet vor Gericht ...
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... und schliesslich im Gefängnis.
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Er bleibt aber nicht lange. Kaum angekommen, bricht er schon wieder aus.
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Nur wohin nun? Natürlich: erst mal zu McDonalds.

Der deutsche Publizist Sascha Lobo sieht KI ebenfalls kritisch, besonders für die Politik. «Es ist erahnbar, dass wir in den nächsten Wahlkämpfen, aber auch in der Weltpolitik eine Form von Propaganda und Fake News bekommen, die wirklich besorgniserregend ist», sagt er in der TV-Sendung «Markus Lanz».

«Und dann kommt das Video, wo Olaf Scholz mit Putin spricht, über irgendwas, was sich jemand ausgedacht hat, wo man sagt: ‹Es wurde geleakt, heimlich aufgenommen.›»

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Olaf Scholz fehlt hier zwar auf dem Bild, es schlägt allerdings in dieselbe Kerbe. In diesem Fake küsst Putin die Hand des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. - Twitter @smady3_smady

Datenwissenschaftler: Risiken werden abnehmen

Um die Zukunft scheint sich Datenwissenschaftler Ash allerdings keine grösseren Sorgen zu machen. «Diese Tools sind neu», gibt er zu bedenken. «Die Bürger und Wähler sind noch nicht an die Existenz solcher gefälschten Bilder gewöhnt.»

Sehen Sie einem Foto an, ob es echt ist oder mit künstlicher Intelligenz gefakt wurde?

Die Risiken würden aber abnehmen, je häufiger KI-Bilder verwendet würden, sagt Ash. Man soll vorsichtig damit sein, die Verwendung von KI-Inhalten in der Politik stark einzuschränken oder zu regulieren. «Stattdessen sollten wir die Menschen darüber informieren, was mit diesen Tools möglich ist», so Ash.

Bis das so weit ist, wird es wohl noch eine Weile dauern. Bis dahin können wir uns die Zeit mit weniger kritischeren KI-Inhalten zur Politik vertreiben.

Etwa mit einem Fake-Streitgespräch zwischen Obama, Trump und Biden über die «Zelda»-Spielereihe oder über «Pokémon». Oder man schaut ihnen bei einer Runde «Dungeons and Dragons» zu – die Möglichkeiten scheinen unendlich.

Ein von einer KI generiertes Streitgespräch zwischen Obama, Trump und Biden.
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