Singles in der Schweiz finden ihr Glück über «Berg-Tinder»
In Anspielung an die Dating-App Tinder wird das rote Buch «Berg-Tinder» genannt und soll alle die ansprechen, die genug vom digitalen Daten haben.

Um die grosse Liebe zu finden, mussten sie erst einen Gipfel erklimmen: Cathy und Patrick hielten sich heute nicht in den Armen, wenn sie nicht beide die Wandflue bestiegen hätten. Den Anfang hat Cathy gemacht: Die 58-Jährige kletterte im vergangenen Oktober auf den 2133 Meter hohen Gipfel in den Schweizer Voralpen. Dort angekommen, trug sie sich in ein rotes Buch ein und hinterliess ihre Kontaktdaten.
«Ich habe geschrieben, dass ich gerne gemütlich wandere und danach gerne ein Gläschen trinke», sagt sie lachend. Eine Woche später stieg Patrick auf den Gipfel und entdeckte Cathys Nachricht. Neun Monate später sitzen sie Arm in Arm auf einer Weide im Kanton Freiburg, den Wandflue-Gipfel im Hintergrund.
Dass sich die beiden so gefunden haben, ist kein Zufall, sondern der ureigene Zweck des roten Buchs auf dem Gipfel. In Anspielung an die Dating-App Tinder wird es «Berg-Tinder» genannt und soll alle die ansprechen, die, wie Cathy, genug vom digitalen Daten haben. Die Idee: Statt über einen Algorithmus sollen die Menschen über ihre Liebe zu den Bergen zueinander finden.
Wer den Gipfel erklommen hat, habe also wahrscheinlich gleich etwas gemeinsam, sagt Thibaud Monney. Der 29-Jährige hat den «Berg-Tinder» erfunden, die Idee kam ihn in einem einsamen Moment auf dem Gipfel.
Mehrere Paare finden sich durch Bücher
Monney stand in 1829 Meter Höhe auf dem Dent de Broc mit Blick auf den malerischen Greyerzersee, als er spontan beschloss, sich in eines der in Leder eingebundenen Bücher, die man auf den Gipfeln der Schweizer Voralpen findet, einzutragen. «Ich bin hier oben wegen des Sonnenuntergangs und ich bin alleine. Beim nächsten Mal werden wir zu zweit sein», schrieb er.
Seine Freunde überredeten den passionierten Wanderer schliesslich, spezielle Bücher für solche Nachrichten auf den Gipfeln zu hinterlassen. Monney selbst hinterlegte nur sieben im Kanton Freiburg. Andere Wander übernahmen die Idee und legten auf weiteren Gipfeln Bücher aus. Darin finden sich Nachrichten wie: «Ich liebe die Berge, Ski fahren und Klettern». Jemand anderes sucht einen Partner oder eine Partnerin, die «Sport, Metal und tatöwierte Frauen mag».
Mehrere Paare hätten sich bereits durch die Bücher gefunden, sagt Monney. Viele Menschen hätten ihm über die Bücher gedankt. «Wenn jemand dank der Bücher die Liebe oder eine Freundschaft findet, dann habe ich sicher jemanden glücklich gemacht», sagt er.
Er selbst sei zwar nach seiner ersten Nachricht vom Dent de Broc angerufen worden, die Liebe fand er aber erst später. Seine heutige Freundin habe einen Fernsehbeitrag gesehen, in dem er vom «Berg-Tinder» erzählte, und ihn kontaktiert. «Jetzt bin ich glücklich», sagt Monney.