Der neuste Weltklimarat-Bericht stellt Fleisch als grossen Umwelt-Sünder dar. Eine Fleisch-Steuer könnte den Konsum verringern. Doch die Skepsis ist gross.
Klimawandel
Braucht die Schweiz eine Fleisch-Steuer, um etwas gegen den Klimawandel zu tun? - Keystone/Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der weltweite Fleischkonsum hat sich in den letzten 60 Jahren verdoppelt.
  • Der Weltklimarat schlägt darum Alarm: Die Fleischproduktion schade der Umwelt.
  • In Deutschland wird nun heiss über eine Fleisch-Steuer diskutiert.
  • In der Schweiz hält man von teurerem Fleisch jedoch wenig.

Fleisch schadet dem Klima. Zu dem Schluss kommt der Weltklimarat (IPCC) in einem neuen Bericht. Geht es nach diesem, verbraucht die Fleischproduktion mehr landwirtschaftliche Nutzfläche als vegetarische Nahrungsmittel. Zudem verursacht die tierische Produktion deutlich mehr Treibhausgase.

In Deutschland wird darum heiss über eine Fleisch-Steuer diskutiert. Agrarpolitiker aus dem Bundestag fordern, den Konsum von Fleisch zu verteuern. In der Schweiz ist einen solche Steuer derzeit kein Thema. Wäre es an der Zeit?

Psychologe glaubt an Gewissen, nicht an Preise

Für Wirtschafts- und Konsumpsychologe Christian Fichter ist die Erkenntnis des Weltklimarats nichts Neues. «Aber die dramatische Inszenierung der Klimabewegung rückt den Fleischkonsum vermehrt in den Fokus.»

Klimawandel
Wirtschafts- und Konsumpsychologe Christian Fichter. - Nau.ch

Die Folge: «Aufgrund des Wertewandels werden vermehrt nachhaltig und artgerecht produzierte Fleischprodukte nachgefragt.» Das zeige sich auch im Angebot. Die Klima-Diskussion «verändert unser Konsumverhalten sogar sehr stark», ist Fichter überzeugt.

Am Effekt einer Fleisch-Steuer zweifelt der Psychologe jedoch. «Gekauft wird, was unsere Motive befriedigt und bezahlbar ist. Wenn wir also das Motiv haben, etwas zum Klimaschutz beizutragen, und wenn wir wissen, dass der Fleischkonsum hier kontraproduktiv ist, dann kaufen wir tendenziell weniger Fleisch.»

Daher rät Fichter von einer Verteuerung des Fleisches ab, «denn man muss die Konsumenten nicht gleich mit Steuern erziehen, wenn sie nicht spuren.» Dies führe zu Missstimmung in der Gesellschaft, «und wohin das führt, sehen wir ja am Erfolg populistischer Politiker.»

Fleischsteuer laut Klimaaktivisten «unfair»

Der Fleischkonsum ist auch unter Klimaaktivisten immer wieder ein grosses Thema. So auch am Klimagipfel «Smile For Future» in Lausanne, der am Freitag zu Ende ging. Die Teilnehmer sind sich einig: Der weltweite Fleischkonsum muss sinken. Doch die Frage nach dem «wie» spaltet die jungen Menschen.

Über die Lösung des übermässigen Fleischkonsums sind sich die Klimaaktivisten uneinig. - Nau

Von einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch, wie sie in Deutschland kurz diskutiert wurde, wollen die meisten Teilnehmer nichts wissen. «Das wäre unfair», sagt eine Teilnehmerin aus Italien und verweist auf die einkommensschwächere Bevölkerung.

Ein anderer Teilnehmer findet gar: «Jeder kann machen, was er will.» Er empfiehlt allerdings, Grosshändler zu umgehen und Fleisch nur noch aus regionaler Produktion zu kaufen.

Eine Teilnehmerin aus England fordert vor allem eine Systemänderung. «Es braucht auch persönliche Veränderungen.» Und ein Teilnehmer aus Frankreich wünscht sich anstatt einer Fleischsteuer bessere Unterstützung beim Verzicht: «Die Regierung muss den Menschen bei diesen Veränderungen helfen.»

Sonderbericht zum Klimawandel
Schweiz, Genf: Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace demonstrieren in Genf. - dpa

Die jugendlichen Teilnehmer sind sich einig: Der Fleischkonsum muss dem Klima zu Liebe sinken. Und die Politik muss irgendetwas dafür tun. Bloss was genau, das wurde auch beim Smile For Future Treffen nicht klar.

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