Ein Bild mit eigenartigen kreisförmigen Schneespuren sorgt im Bündnerland für Fragezeichen. Was hat es damit auf sich? Ein Wildbiologe klärt auf.
Schneespuren
Kreisförmige Schneespuren im Bündnerland - was für ein Tier war das? - Facebook / @Werner Sturm

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Bild vom Pischagrat GR zeigt eigenartige kreisförmige Muster im Schnee.
  • Wildbiologe Lukas Walser meint, es sehe stark nach einer Gämse mit Gämsblindheit aus.
  • Diese Krankheit komme in Graubünden beim Steinbock und bei Gämsen immer wieder vor.
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Ein Facebook-Post zeigt ein kurioses Bild vom Pischagrat im Bündnerland: Kreisförmige Muster sind dabei in den Schneespuren zu sehen. Der User, der das Foto postet, fragt sich: «Hat jemand eine Ahnung, was für eigenartige Spuren das sind?»

In der Bündner Facebook-Gruppe werden dazu verschiedene Vermutungen aufgestellt. Es wird etwa über ein «Ufo» oder einen «Fussgänger» spekuliert.

Kommentare
Die meisten User sprechen in den Kommentaren von der sogenannten Gämsblindheit.
Gämse
Gämse können an der Gämsblindheit erkranken und je nach Grad der Erkrankung sind die Tiere in ihrem Sehvermögen stark eingeschränkt oder vollständig erblindet.
Kühe
Der Erreger für die Erkrankung an einer Gämsblindheit kann von Nutztieren auf den Alpen auf die Wildtiere übertragen werden.
Pischa
Kühe unterhalb von Pischa bei Davos in Graubünden. (Archiv)
Steinböcke
Krankheitszüge der Gämsblindheit kommen in Graubünden beim Steinbock und bei Gämsen immer wieder vor.

Die meisten User glauben jedoch, dass es sich hier um einen Fall der Gämsblindheit handelt.

Und tatsächlich: Diese Spekulation bestätigt Lukas Walser, Wildbiologe beim Amt für Jagd und Fischerei Graubünden, auf Anfrage von Nau.ch: «Dies sieht sehr stark nach Spuren einer Gämse aus, welche an der Gämsblindheit erkrankt ist.»

Je nach Grad der Erkrankung seien die Tiere in ihrem Sehvermögen stark eingeschränkt oder gar vollständig erblindet.

Tiere wollen sich vor dem Absturz schützen

Doch wieso trampeln diese Tiere ausgerechnet ein kreisförmiges Muster in den Schnee? Gemäss Walser sehen die Tiere nichts und verlieren dadurch ihre Orientierung.

Das kann böse enden. Walser sagt: «Da sich Gämsen meist im steilen Gebiet aufhalten, laufen sie stetig in der Gefahr, abzustürzen.» Konkret: «Durch ihre Vorderläufe versuchen sie, allfällige Abgründe zu ertasten», erklärt Walser.

Krankheitsübertragung durch Nutztiere

Bei der Erkrankung der Gämsblindheit handle es sich um eine Bindehaut- und Hornhautentzündung. Empfänglich für diese Erkrankung seien «Schafe und Ziegen, wie auch Gämsen und Steinböcke». Der Erreger könne von Nutztieren auf den Alpen auf die Wildtiere übertragen werden, so Walser.

Haben Sie schon einmal eigenartige Tierspuren entdeckt?

Die Übertragung zwischen den einzelnen Tieren «erfolgt entweder durch direkten Kontakt der erkrankten Tiere oder indirekt». Zum indirekten Kontakt komme es durch Fliegen, die mit dem infizierten Augensekret in Kontakt kommen würden.

Gute Heilungschancen

Krankheitszüge der Gämsblindheit würden in Graubünden beim Steinbock und bei der Gämse immer wieder vorkommen. Aber: «Je nach Stadium der Erkrankung und Widerstandsfähigkeit der Tiere sind die Heilungschancen gut.»

Entscheidend sei, «dass sie möglichst viel Ruhe haben und nicht gestört werden». Denn bei blinden Tieren oder Tieren mit eingeschränktem Sehvermögen würden die Fluchten im steilen Gelände oft mit dem Absturz enden.

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