Schweizerische Nationalbank: Drückt sie die Zinsen noch stärker?
Am Donnerstag steht die Schweizerische Nationalbank vor einer heiklen Entscheidung: Soll sie die Geldpolitik weiter verschärfen?

Das Wichtigste in Kürze
- Morgen steht die SNB vor der Entscheidung über das weitere Verfahren der Geldpolitik.
- Ökonomen sind sich uneinig, was sie entscheiden wird.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht am Donnerstag anlässlich ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung vor einer heiklen Entscheidung. Ökonomen sind sich uneins, was sie entscheiden wird. Die Situation ist offen wie seit Jahren nicht mehr.
In der vergangenen Woche hat die Europäische Zentralbank ein Massnahmenpaket angekündigt. Damit will sie der Wirtschaft im Euro-Raum unter die Arme greifen. Mit nochmals höheren Strafzinsen für Banken und frischen Milliarden wird die Zinswende nochmals für unbestimmte Zeit nach hinten geschoben.
Nun stellt sich die Frage, ob die Schweizerische Nationalbank nachziehen wird. Dafür gibt es einen guten Grund: Gilt doch ein stabile Zinsdifferenz zur EZB als eine gute Voraussetzung dafür, dass der Franken nicht wieder stark ansteigt. Konkret würde also ein Zinsschritt der Schweizer Notenbanker einer Aufwertung des Frankens entgegenwirken. Diverse Ökonomen gehen denn auch davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank der EZB folgen wird und den Leitzins senken wird.
Schweizerische Nationalbank: 10 oder 25 Basispunkte?
Uneinigkeit herrscht in diesem Ökonomen-Lager nur über die Schrittgrösse. Während einige mit einem Schritt von 25 Basispunkten rechnen, gehen andere von einem Schritt um zehn Basispunkte aus. Ein solch kleinerer Schritt ist in den Augen der Experten der Grossbank UBS zwar eine Möglichkeit. Er könnte aber am Ende als halbherzig bewertet werden und der SNB eher Kritik einbringen.
Das Gegenlager erwartet keinen Zinsschritt. Für die Strategen der St. Galler Kantonalbank wäre ein Zinsschritt der Schweizer Nationalbank «ein sehr starkes Signal. Es würde die Möglichkeiten der SNB, zukünftig auf Krisen zu reagieren, zusätzlich beschränken».
«Keine Notwendigkeit»
David Marmet von der ZKB verweist zudem auf die wirtschaftliche Situation in der Schweiz. «Das Schweizer Wachstum wird sich zwar abschwächen, die Wirtschaft wird aber immer noch wachsen», betont der Chefökonom. Zudem liege die Arbeitslosenrate auf einem 10-Jahres-Tief.
Und: Die aktuelle Inflation entspreche der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angepeilten Zielinflation zwischen 0 und 2 Prozent. «Die Schweizer Wirtschaft ist folglich nicht in einem Notfallmodus und daher ist der Handlungsdruck der SNB zurzeit auch nicht akut.»
Auch Thomas Gitzel von der VP Bank sieht die Währungshüter unter keinem akuten Zugzwang. «Im Mittelpunkt der SNB steht nach wie vor der Wechselkurs; letztere ist also die abhängige Grösse und nicht die EZB», meint er. Seit der EZB-Sitzung haben sich die Wechselkurse aber nicht wirklich verändert. Einer Aufwertung des Frankens könnten die Währungshüter also vorerst mit Devisenkäufen entgegenwirken.