Seit einem Monat verweist der Bund in seiner Kampagne aufs Energiesparen. Bisher ohne Erfolg, wie neue Daten zeigen.
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Die Energiesparbemühungen von Herr und Frau Schweizer könnten sich gelohnt haben. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit einem Monat läuft die Energiesparkampagne des Bundes.
  • Doch der Stromverbrauch in der Schweiz sinkt nicht.
  • Umstritten ist, ob es deshalb schärfere Massnahmen braucht.

«Energie ist knapp, verschwenden wir sie nicht»: Schon einen Monat läuft die Energiesparkampagne des Bundes. Herr und Frau Schweizer werden dazu aufgerufen, bereits jetzt Energie zu sparen, damit eine allfällige Mangellage ausbleibt. Kostenpunkt der Kampagne: zehn Millionen Franken.

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Seit September wirbt der Bund mit einer Energiesparkampagne, um die drohende Mangellage abzuwenden. - energieschweiz.ch

Nun zeigen neue Daten, dass der Stromverbrauch in der Schweiz nicht sinkt. Bis jetzt lässt sich aus den aktuellen schweizweiten Verbrauchszahlen vom Verband europäischer Übertragungsnetzbetreiber für den Monat September kein Spareffekt herauslesen.

Es braucht ein Schockerlebnis

Fragt man bei einzelnen Energieunternehmen nach, zeigt sich ein ähnliches Bild. So etwa beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ). Laut Auskunft gegenüber CH Media sei nicht mit einem sinkenden Verbrauch zu rechnen.

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Dasselbe gilt für den Berner Energieversorger EWB. Der leichte Rückgang im September liege im Bereich der normalen Schwankungen.

Das Problem: Die Leute würden erst verzögert reagieren. Damit das Verhalten geändert werde, bräuchte es normalerweise ein Schockerlebnis – wie «hohe Preise oder ein Blackout». Davon geht René Baggenstos, Geschäftsführer des Luzerner Energieberatungsunternehmens Enerprice, aus.

Energiesparkampagne Bund
Bundesrätin Simonetta Sommaruga (M) lanciert an der Seite von Stefan Brupbacher, Direktor von Swissmem, Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), Bundesrat Guy Parmelin, Roberto Schmidt, Präsident der Konferenz Kantonaler Energiedirektoren (EnDK), Monika Rühl, Vorsitzende Economiesuisse und Vizekanzler Andre Simonazzi, Bundesratssprecher (l-r), die Energiesparkampagne für den kommenden Winter.
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Im September haben Schweizer aber gleich viel Strom verbraucht wie vor dem Appell. (Symbolbild)
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In Zürich beispielsweise rechnet die EWZ nicht damit, dass weniger Strom verbraucht wird.
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Laut René Baggenstos, Geschäftsführer des Luzerner Energieberatungsunternehmens Enerprice, braucht es ein Schockerlebnis, damit sich die Leute bewegen. So zum Beispiel steigende Preise. (Symbolbild)
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Fraglich ist, ob schärfere Massnahmen ergriffen werden müssen. Im Bild: Die SBB-Uhr in Wankdorf BE wurde wegen der Stromknappheit abgestellt.

Zudem ist fraglich, in welchem Sektor – Industrie, Haushalt, Dienstleistung – die Stromnutzung gestiegen bzw. gesunken ist. Bedeutet: Zurzeit ist unklar, welche Ebene von einer möglichen Verschärfung der Massnahmen betroffen sein würde.

Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung hält jedoch fest, dass die Lage beim Strom weniger angespannt sei als beim Gas. Es geht davon aus, dass die Schweiz beim Strom ohne Massnahmen wie Kontingentierungen oder Verbrauchsverbote durch den Winter kommen wird.

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