Kürzlich musste in Österreich eine Familie mit kleinen Kindern aus einem Klettersteig gerettet werden. Auch in der Schweiz unterschätzen viele die Gefahren.
Der Klettersteig Brunnisstöckli in Engelberg - Foto: Rainer Eder, Engelberg-Titlis Tourismus

Das Wichtigste in Kürze

  • In Österreich wurde eine Familie mit kleinen Kindern aus einem Klettersteig gerettet.
  • Diese hatte die Begehung unterschätzt – etwas, das auch in der Schweiz oft vorkommt.
  • Besonders in touristischen Gebieten ist das Risiko gross, erklärt ein SAC-Bergführer.
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In Sandalen und mit drei Kindern im Alter von 5, 7 und 12 Jahren: Eine deutsche Familie musste letzte Woche in Österreich von einem Klettersteig gerettet werden.

Die jüngeren Kinder waren erschöpft, dennoch lehnten die Eltern zunächst die Hilfe eines anderen Kletterers ab. Schliesslich musste die Familie vom Rettungsdienst rund 200 Meter abgeseilt werden.

«Klettersteig wird oft unterschätzt»

Auch in der Schweiz ist das ein Problem. «Das Begehen eines Klettersteiges wird oft unterschätzt», warnt SAC-Bergführer und Ausbildungsleiter Rolf Sägesser. Die Leute würden sich denken «es sind ja Kabel, Leitern und Tritte installiert – also kein Problem».

Waren Sie schon einmal auf einem Klettersteig?

Doch die Klettersteige, oder eben Via Ferratas, unterscheiden sich vom Sportklettern. Dadurch, dass die Route bereits mit einem Stahlseil abgesichert wird. Zudem helfen oft auch Stifte oder Tritte aus Metall, den Berg zu erklimmen.

Besonders trügerisch seien auch in der Schweiz Klettersteige, die leicht erreichbar oder kurz seien. «Auch Klettersteige in touristischen Gebieten, die über Flyer und Prospekte vermarktet werden, stellen ein höheres Risiko dar», erklärt Sägesser.

Klettersteig
Bei einem Klettersteig helfen Tritte und Griffe aus Stahl beim Aufstieg.
Klettersteig
Deshalb wird die Begehung jedoch oft unterschätzt.
Klettersteig
Gute Schuhe und die richtige Ausrüstung sind aber unbedingt nötig.
Klettersteig Kinder
Richtig ausgerüstet können auch Kinder mit ihren Eltern auf einen Klettersteig gehen.
Klettersteig
Leicht erreichbare Klettersteige in touristischen Gebieten sind besonders trügerisch.

So geschehe es laut dem Experten immer wieder, dass besonders unerfahrene Personen gerettet werden müssten. Ob auch schon Familien mit Kindern betroffen waren, wie in Österreich, weiss er jedoch nicht.

Gemäss Sägesser führen dann meist mehrere Faktoren dazu, dass Personen auf einem Klettersteig in Not geraten: Selbstüberschätzung, falsche Einordnung der eigenen Fähigkeiten, schlechte oder ungenügende Ausrüstung, Zeitmanagement oder Blockierung. Letztere seien dabei die häufigste Ursache.

Nur wenige Vorfälle bei mittelschwerem Klettersteig in Kandersteg BE

Am Klettersteig Allmenalp in Kandersteg BE gibt es solche Vorfälle zwar nur selten. «Bei 4000 Begehungen ist pro Jahr etwa einmal jemand überfordert», erzählt Sven Schärer. Gemäss dem Bergführer und Präsident der Interessengemeinschaft des Klettersteigs verhalten sich die meisten Besucher vorbildlich und sind angemessen ausgerüstet.

Klettersteig Allmenalp
Klettersteig über den Allmenbachfall in Kandersteg. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

«Ich kann mir aber vorstellen, dass die Leute bei einfachen Steigen weniger gut vorbereitet sind», so Schärer. Den Klettersteig Allmenalp stuft er als «mittelschwer» ein.

Rettung per Helikopter oft nicht möglich

Wenn man aber doch mal feststeckt, gestaltet sich die Rettung aus der Not meist schwierig. «Oft kann keine Direktrettung mit dem Helikopter erfolgen oder nur unter erschwerten Bedingungen», warnt der Sägesser. «Dies muss man sich immer vor Augen halten.»

Bergrettung Mahdlgupfklettersteig Österreich
Hier wird die deutsche Familie, die auf dem Mahdlgupfklettersteig in Oberösterreich in Bergnot geriet, von Rettungskräften abgeseilt. - Bergrettung OÖ

Dann bleibt nur noch eine sogenannte terrestrische Rettung. Dabei gelangen die Bergretterinnen und Bergretter zu Fuss und mit Seilen zu den betroffenen Personen. Dies sei einfacher als in anderem Gelände, «weil Klettersteige bereits mit Seilen und Haken gesichert sind», erklärt Alpine Rettung Schweiz. «Die Rettungskräfte können sich deshalb schneller sichern als bei einer Bergsteigerroute.»

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