Das Vertrauen in Gesundheitsinformationen aus dem Netz ist «gering», trotzdem konsultieren viele Kranke das Internet. Ein Experte fordert eine Zertifizierung.
Umfrage Gesundheitsinformationen
Nur 30 Prozent der Befragten der «Sotomo»-Studie gaben an, Gesundheitsinformationen aus dem Internet zu vertrauen. Dennoch nutzen viele Menschen das Internet als erste Anlaufstelle bei Gesundheitsproblemen. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer haben ein «geringes» Vertrauen in Gesundheitsinformationen aus dem Internet.
  • Trotzdem suchen viele Menschen mit Symptomen auf Internetseiten nach möglichen Diagnosen.
  • Kommt nun die Zertifizierung für zuverlässige Websites?

Ein unangenehmes Kratzen im Hals, ein leichtes Druckgefühl im Kopf: Im Handumdrehen sind Smartphones gezückt und Symptome in die Suchleiste eingetippt. Die harmlosen Kopfschmerzen können dann schnell Angst vor einem gefährlichen Hirntumor auslösen.

Konsultieren Sie das Internet, um Ihren Gesundheitszustand einzuschätzen?

Doch die Symptomsuche im Internet ist ein zweischneidiges Schwert – in den meisten Fällen ist die tatsächliche Diagnose deutlich glimpflicher. Gesundheitsinformationen aus dem Internet haben hierzulande denn auch keinen sonderlich guten Ruf.

Das zeigt jetzt eine neue Studie des Forschungsinstituts «Sotomo»: Lediglich rund 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung Vertrauen in Gesundheitsinformationen aus dem Internet.

«Dr. Google» wird oft konsultiert

Die Umfrage im Auftrag der «Sanitas-Stiftung» kam trotzdem zum Schluss: Viele Menschen suchen im Internet nach Informationen, um zu einer ersten Einschätzung ihres Gesundheitszustandes zu gelangen.

Gesundheitsinformationen Umfrage
40 Prozent der Befragten nutzen das Internet, um eine erste Einschätzung des Gesundheitszustandes zu erhalten. - Sanitas: Zusatzbericht zum Monitor «Datengesellschaft und Solidarität» 2022

40 Prozent der Befragten nutzen das Internet als erste Anlaufstelle. Nur 20 Prozent der Befragten geben an, im Internet gar nie nach Gesundheitsinformationen zu suchen. Acht von zehn Befragten nutzen das Internet folglich wenigstens gelegentlich zur Einschätzung des Gesundheitszustandes.

Verständlichkeit ist zentral

Gemäss «Sotomo» ist das Vertrauen in medizinische Informationen primär vom Verständnis derselben abhängig: Rund 90 Prozent der Befragten verstehen Informationen von medizinischen Fachpersonen. Entsprechend hoch ist auch das Vertrauen in diese Form von Gesundheitsinformationen.

Umfrage Gesundheitsinformationen
90 Prozent der Befragten haben ein hohes Vertrauen in Gesundheitsinformationen von medizinischen Fachpersonen. Wer den Ausführungen einer Fachperson «sehr gut» folgen kann, vertraut der Information mit 97-prozentiger Wahrscheinlichkeit. (Symbolbild) - Keystone

Bei Gesundheitsinformationen aus dem Internet zeigt sich allerdings ein deutlicher Verständnis- und Vertrauensabfall: Nur 67 Prozent der Befragten verstehen medizinische Empfehlungen aus dem Internet. Folglich vertrauen auch lediglich 29 Prozent der Befragten diesen Informationen.

Gesundheitsinformationen Umfrage
Die Verständlichkeit einer Information ist zentral für das Vertrauen in dieselbe: Der Zusammenhang zwischen Verständnis und Vertrauen ist auch bei Gesundheitsinformationen aus dem Internet vorhanden, liegt jedoch auf einem deutlich tieferen Niveau. - Sanitas: Zusatzbericht zum Monitor «Datengesellschaft und Solidarität» 2022

Die Verständlichkeit einer Information ist also zentral. Doch auch die Umfrageteilnehmer, die eine Fachperson schlecht verstehen, vertrauen ihr noch immer in mehr als der Hälfte der Fälle. Anders verhält sich dies bei den Informationen aus dem Internet: Wer den Ausführungen auf einer Website nicht folgen kann, vertraut der Information fast nie.

Experte fordert Zertifikat für Gesundheitsinformationen

Auch zukünftig werden digitale Informationsmöglichkeiten im Gesundheitswesen an Bedeutung gewinnen. Für Felix Gutzwiller, Präsident der Sanitas-Stiftung, soll die Umfrage eine öffentliche Debatte über die Thematik anstossen.

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Felix Gutzwiller, Präsident der Sanitas-Stiftung, fordert eine Kennzeichnung von vertrauenswürdigen Inhalten von Fachwebsites. (Archivbild) - Keystone

Gutzwiller erachtet die Kennzeichnung von brauchbaren und sinnvollen Informationen als möglichen Ausweg. Aus diesen Gründen schlägt der emeritierte Professor für Sozial- und Präventivmedizin gegenüber «Blick» ein Zertifikat für vertrauenswürdige Fachwebsites vor.

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