Schweizer trauen Dr. Google nicht – kommt Qualität-Zertifikat?
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer haben ein «geringes» Vertrauen in Gesundheitsinformationen aus dem Internet.
- Trotzdem suchen viele Menschen mit Symptomen auf Internetseiten nach möglichen Diagnosen.
- Kommt nun die Zertifizierung für zuverlässige Websites?
Ein unangenehmes Kratzen im Hals, ein leichtes Druckgefühl im Kopf: Im Handumdrehen sind Smartphones gezückt und Symptome in die Suchleiste eingetippt. Die harmlosen Kopfschmerzen können dann schnell Angst vor einem gefährlichen Hirntumor auslösen.
Konsultieren Sie das Internet, um Ihren Gesundheitszustand einzuschätzen?
Doch die Symptomsuche im Internet ist ein zweischneidiges Schwert – in den meisten Fällen ist die tatsächliche Diagnose deutlich glimpflicher. Gesundheitsinformationen aus dem Internet haben hierzulande denn auch keinen sonderlich guten Ruf.
Das zeigt jetzt eine neue Studie des Forschungsinstituts «Sotomo»: Lediglich rund 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung Vertrauen in Gesundheitsinformationen aus dem Internet.
«Dr. Google» wird oft konsultiert
Die Umfrage im Auftrag der «Sanitas-Stiftung» kam trotzdem zum Schluss: Viele Menschen suchen im Internet nach Informationen, um zu einer ersten Einschätzung ihres Gesundheitszustandes zu gelangen.
40 Prozent der Befragten nutzen das Internet als erste Anlaufstelle. Nur 20 Prozent der Befragten geben an, im Internet gar nie nach Gesundheitsinformationen zu suchen. Acht von zehn Befragten nutzen das Internet folglich wenigstens gelegentlich zur Einschätzung des Gesundheitszustandes.
Verständlichkeit ist zentral
Gemäss «Sotomo» ist das Vertrauen in medizinische Informationen primär vom Verständnis derselben abhängig: Rund 90 Prozent der Befragten verstehen Informationen von medizinischen Fachpersonen. Entsprechend hoch ist auch das Vertrauen in diese Form von Gesundheitsinformationen.
Bei Gesundheitsinformationen aus dem Internet zeigt sich allerdings ein deutlicher Verständnis- und Vertrauensabfall: Nur 67 Prozent der Befragten verstehen medizinische Empfehlungen aus dem Internet. Folglich vertrauen auch lediglich 29 Prozent der Befragten diesen Informationen.
Die Verständlichkeit einer Information ist also zentral. Doch auch die Umfrageteilnehmer, die eine Fachperson schlecht verstehen, vertrauen ihr noch immer in mehr als der Hälfte der Fälle. Anders verhält sich dies bei den Informationen aus dem Internet: Wer den Ausführungen auf einer Website nicht folgen kann, vertraut der Information fast nie.
Experte fordert Zertifikat für Gesundheitsinformationen
Auch zukünftig werden digitale Informationsmöglichkeiten im Gesundheitswesen an Bedeutung gewinnen. Für Felix Gutzwiller, Präsident der Sanitas-Stiftung, soll die Umfrage eine öffentliche Debatte über die Thematik anstossen.
Gutzwiller erachtet die Kennzeichnung von brauchbaren und sinnvollen Informationen als möglichen Ausweg. Aus diesen Gründen schlägt der emeritierte Professor für Sozial- und Präventivmedizin gegenüber «Blick» ein Zertifikat für vertrauenswürdige Fachwebsites vor.