Frankreich wird von einer neuen Welle des Frauenhasses überrollt. In der Schweiz ist es anders: Sexisten werden weniger, dafür lauter, erklärt ein Experte.
Hass
In der Schweiz werden Frauenhasser radikaler – einem Experten zufolge hat das vor allem mit Social Media zu tun. (Symbolbild) - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Frankreich haben sich heftige Formen von Sexismus gegen Frauen verschärft.
  • Auch in der Schweiz hat sich die Geschlechterungleichheit gewandelt, so ein Experte.
  • Bei uns gibt es eher weniger Sexismus – einzelne Frauenhasser sind aber radikaler.

In Frankreich verschärfen sich heftige Formen von Sexismus. Dazu zählen etwa verbaler Missbrauch auf Social Media oder barbarische Pornografie. Vor allem die jüngeren Generationen sind betroffen. Zu diesem Schluss ist kürzlich der Jahresbericht des französischen Gleichstellungsbüros gekommen.

Frauenhass-Influencer wie Andrew Tate haben heute auch in der Schweiz Fans. Zwar ist hier keine Zunahme wie in Frankreich zu beobachten. Handfeste Daten gebe es jedoch nicht, sagt Kriminologe Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW zu Nau.ch.

Es gebe Hinweise, dass die Entwicklungen nicht so negativ seien, wie man vermuten könnte.

Dirk Baier
Laut Kriminologe Dirk Baier von der ZHAW ist Sexismus in der Schweiz nicht wirklich mehr geworden – aber Frauenhasser wurden zuletzt immer lauter.
Sexismus
Ein Grund dafür ist laut dem Experten Social Media – dort erhalten polarisierende Meinungen am meisten Aufmerksamkeit. (Symbolbild)
Twitter
Baier: «Es gibt eine Mehrheit in der Bevölkerung, die solche Haltungen strikt ablehnt. Und es gibt eine Minderheit in der Bevölkerung, die sie vehement befürwortet und dies laut kundtut.» (S

Befragungen zeigen zum Beispiel, dass ausländerfeindliche, muslimfeindliche und homophobe Einstellungen zwischen 2018 und 2021 zurückgingen. «Ich denke daher, dass auch der Sexismus in der Schweiz nicht weiter um sich greift, tendenziell sogar zurückgeht.»

Sexisten werden lauter

Doch es gebe ein grosses Aber: «Auch wenn es weniger Menschen sein dürften, die sexistisch und frauenfeindlich denken; sie haben weniger Hemmungen, diese Positionen laut und energisch zu artikulieren.»

Baier spricht von Polarisierung. «Es gibt eine Mehrheit in der Bevölkerung, die solche Haltungen strikt ablehnt. Und es gibt eine Minderheit in der Bevölkerung, die sie vehement befürwortet und dies laut kundtut.»

Das lasse den Eindruck entstehen, dass diese Minderheit zunimmt. «Was sich verändert, ist aber eher die Art und Weise, wie die Haltungen kommuniziert werden.»

Wie tun Sie im Netz Ihre Meinung kund?

Einen Grund dafür sieht der Experte in den sozialen Medien. «Diese bieten eine Plattform, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und sich dadurch in seinen Positionen noch stärker zu radikalisieren.»

Laut Dirk Baier verliert man so viel schneller als in der realen Lebenswelt die Hemmung, Frauenverachtendes zu sagen. Ein weiterer Effekt von Social Media, der zur Radikalisierung beiträgt: «Am Ende erhalten nur extreme Positionen Aufmerksamkeit. Das heisst, man muss quasi provozieren, um gehört zu werden.»

Sexistische Einstellungen können für Frauen gefährlich werden. Das Denken teile die Bevölkerung dem Experten zufolge in Gruppen ein, die mehr oder weniger wert sind. In einer Gesellschaft, in der solche Haltungen verbreitet sind, würden mehr Hassverbrechen geschehen.

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