Schauspielhaus Zürich: Pfauen zeigt den Abschluss von Barbara Frey
Zum Abschluss ihrer Intendanz am Schauspielhaus Zürich erweitert Barbara Frey die Dubliner Novelle «Die Toten» von James Joyce auf dem Pfauen.

Das Wichtigste in Kürze
- Barbara Frey hat zum Abschluss ihrer Intendanz «Die Toten» von James Joyce erweitert.
- Sie hat «Die Toten» zu einem hochmusikalischen Requiem angepasst.
Zum Abschluss ihrer Intendanz am Schauspielhaus Zürich zieht Barbara Frey noch einmal alle Register. Sie erweitert die Dubliner Novelle «Die Toten» von James Joyce (1882-1941) zu einem mitreissenden hochmusikalischen Requiem.
Was die Regisseurin zusammen mit ihrem hervorragenden Ensemble vollbringt, ist eine Tiefenbohrung in einen literarischen Text. Ein Text, der das Leben - und dazu gehört hier vor allem auch der Tod - meisterhaft reflektiert.
Diese Tiefenbohrung geht langsam, aber stetig vonstatten. Sie beginnt in den Räumen der Bürgerwohnung in Dublin, wo die Erzählung «Die Toten» spielt. Diese Wohnung erhebt sich auf einer Drehbühne hoch und grosszügig und wirkt dennoch wie eine verwinkelte Gruft.
Mit seiner Bühne trifft Martin Zehetgruber die Grundstimmung des Stücks perfekt. Die sechsköpfige, eng zusammengepferchte Partygesellschaft im schwarzen Frack (Bettina Walter) wirkt so düster wie die Räume.
Schauspielhaus Zürich: Auf dem Pfauen gibt Barbara Frey alles
Noch scheint die dunkle Gesellschaft aus einem Guss zu sein. Das ändert sich im Laufe des Abends. Gabriel (Michael Maertens), zerrissen zwischen Sehnsucht nach Tradition und Hass auf Irland, gerät zunehmend ins Abseits.
Er wird bei seinem Auftritt als Tischredner aus dem Hintergrund von den anderen spukartig gestört. Die Bühne, die sich immer wieder dreht, verstärkt den Perspektivenwechsel. Und macht den Eindruck, diese Gesellschaft, Gespenster ihrer selbst, habe jeden Zusammenhalt verloren.
Die Erzählung «Die Toten», die 1914 in der Sammlung «Dubliners» erschien, ist der rote Faden. Dieser hat der Erzähler Claudius Körber aufgenommen und weitergesponnen. Damit lässt es Barbara Frey aber nicht bewenden. Sie verwebt die Erzählung auch mit Texten aus Joyce’ Romanen «Ulysses» und «Finnegans Wake».
Das Ensemble trägt diese Texte teilweise einzeln, teilweise synchron vor. Dies häufig in eigentümlich eintönigem Singsang, was die musikalische Stossrichtung von Barbara Frey und dem Ensemblemitglied Jürg Kienberger unterstreicht.
Auch Jürg Kienberger ist im Schauspielhaus Zürich auf dem Pfauen in seinem Element
Auch auf der Bühne ist Jürg Kienberger in seinem Element. Virtuos begleitet er die irischen Songs, die allenthalben auch mehrstimmig erklingen, auf dem Xylophon und Klavier. Benito Bause, Elisa Plüss und Lisa-Katrina Mayer, die drei weiteren Mitglieder des Ensembles, erweisen sich als ausgezeichnete Sängerinnen und Sänger.
Zwischendurch ergänzt Barbara Frey den Stoff mit Wortspielereien und satirisch zugespitzten Textfragmenten. Und auch mit wütender, funkelnder Frauenpower, womit sie der Tristesse in den Rücken fällt und ihr Paroli bietet. So geht der Abend auch in Heiterkeit zu Ende.