Populismus und Rechtsextremismus gibt es auch unter Reichen. Kinder aus wohlhabenden Familien denken gar häufiger populistisch. Was steckt dahinter?
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Laut einer Studie denken Jugendliche aus wohlhabenden Familien leicht öfter populistisch. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Wohlhabende Teenager neigen öfter zu populistischem Denken.
  • Ein möglicher Grund: Wer mehr hat, hat auch mehr Angst, es zu verlieren.
  • Auch Rechtsextremismus gibt es unter Reichen – dort hat er mit Klassismus zu tun.
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Eine Studie untersucht populistisches Gedankengut – und entdeckt, dass Teenies aus wohlhabenden Familien leicht häufiger so denken.

Das ist interessant: Bei Populismus geht es um Schwarz-Weiss-Denken, klare Vorstellungen von Gut und Böse. Damit gemeint ist oft das reine und gute Volk gegen die böse Elite. Ausgerechnet Teenager, die aus Aussensicht selbst der Elite angehören, denken also öfter so.

Die Studienergebnisse werden kurz nach dem Eklat auf Sylt in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Zur Erinnerung: Auf der deutschen Insel haben wohlhabende Partygäste «Ausländer raus» gegrölt, es wurde sogar der Hitlergruss gezeigt.

Prosecco-Schnösel, die rechtsextreme Parolen grölen und Rich Kids, die denken, eine Elite sei gegen sie: Was ist in der Welt der Grossverdiener los?

«Wer eine andere Meinung hat als ich, ist dumm»

Die Studie liefert keine klare Antwort darauf, warum wohlhabende Teenager öfter populistisch denken. Soziologe Marko Kovic meint aber: «Man könnte spekulieren, dass jene, die mehr haben, Angst haben, dass es ihnen weggenommen wird. Darum könnten sie anfälliger für Populismus sein.»

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Eine Studie zeigt, dass Teenies aus wohlhabenden Familien leicht häufiger so denken. (Symbolbild)
Elite
Bei Populismus geht es um Schwarz-Weiss-Denken, klare Vorstellungen von Gut und Böse – meist das gute Volk gegen die böse Elite.
Reich
Ausgerechnet Teenager, die aus Aussensicht selbst der Elite angehören, denken also öfter so. (Symbolbild)
Sport
«Man könnte spekulieren, dass jene, die mehr haben, Angst haben, dass es ihnen weggenommen wird. Darum könnten sie anfälliger für Populismus sein.» (Symbolbild)
Donald Trump
Rechtspopulisten wie Donald Trump setzen sich bekanntlich gegen staatliche Regulierungen ein, die Wohlhabende Geld kosten könnten.

Rechtspopulisten wie Donald Trump setzen sich bekanntlich für niedrige Steuern und wenig Staat ein. Mehr Staat wird im Populismus als mehr Macht der bösen Elite wahrgenommen.

Kovic fasst die Einstellung so zusammen: «‹Die da oben› sind pauschal korrupt; die Mainstream-Medien belügen uns; wer eine andere Meinung hat als ich, ist dumm.»

Fake News verstärken Populismus

Grundlage für Populismus ist oft Desinformation. «Populismus und Fake News begünstigen sich gegenseitig», erklärt der Verschwörungstheorie-Experte. Denn Fake News seien oft mit einfachen Elite-vs.-Volk-Mustern gestrickt. «Das spricht die populistischen Instinkte an und verstärkt sie.»

Kovic stellt aber auch klar: Die Tatsache, ob man aus einer wohlhabenden Familie stamme, habe punkto Populismus nur einen sehr kleinen Effekt. Wichtiger seien das Geschlecht, der Migrationshintergrund und der Bildungsgrad.

Neigst du zu Schwarz-Weiss-Denken?

Konkret: Buben sind populistischer als Meitli und Jugendliche mit Migrationshintergrund sind öfter populistisch als solche ohne. Und je höher der Bildungsgrad, desto weniger populistisch sind junge Menschen.

Wer Ärmere verachtet, ist auch eher rassistisch und sexistisch

Nun zum Prosecco-Nazi-Eklat auf Sylt. Das Bild der Menschen mit dem teuren Pulli über der Schulter widerspricht dem Klischee der rechten Protestwähler aus Ostdeutschland. Trotzdem zeigt man sich in Fachkreisen wenig überrascht.

Die Sozialpsychologin Beate Küpper sagt gegenüber der «Süddeutschen»: «Es gab und gibt immer schon elitäre und sich elitär gebende Kreise, die rechtsextreme Positionen teilen.»

Rot eingekreist: der Mann, der auf Sylt Hitlergesten macht. - Instagram/pony_kampen

Laut Küpper paart sich rechtsextremes Gedankengut bei Reichen mit Klassismus. «Also mit der Verachtung von Menschen, die ärmer sind. Auch mit der Verachtung der normalen Mittelschicht.» Dieser Klassismus sei eng mit Rassismus, Sexismus und Antisemitismus gekoppelt.

Auch beim Rechtsextremismus zeigen Studien jedoch immer wieder, dass er unter ärmeren Menschen verbreiteter ist. Das liege aber mehr an der Bildung als am Einkommen.

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