RhB-Züge erreichen ihr Ziel wegen Verspätungen oft nicht
Wenn sich die Rhätische Bahn auf der Albulalinie verspätet, wenden die Züge oft schon in Samedan statt St. Moritz. Das bedeutet Ärger für Gäste und Personal.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommt es zu Verspätungen auf der Albulalinie.
- Die Rhätische Bahn stoppt dann die Züge früher und lässt sie umkehren.
- Das sorgt für Umtrieb und Unmut bei Reisenden.
Ach, es ist ein Traum! Wer bei schönem Wetter mal die Albulalinie der Rhätischen Bahn (RhB) gefahren ist, könnte endlos schwärmen.
Für viele ist sie eine der schönsten Bahnstrecken der Schweiz – seit 2008 ist sie Teil des UNESCO-Welterbes. Die Touristen sind begeistert.
Es gibt da aber ein Problem: Seit dem vergangenen Dezember gilt ein neues Betriebskonzept mit kürzeren Fahrzeiten. Es funktioniert noch nicht gut.
Wenden innert 14 Minuten
Die Interregio-Züge fahren geplant von Chur nach St. Moritz und «wenden» dort innerhalb von vierzehn Minuten.
Will heissen: Alle aussteigen, Führerstandwechsel, betriebliche Checks, eine Reinigung und alle neuen Passagiere steigen wieder ein.
Und das alles in weniger als einer Viertelstunde: Das ist eng. Aber dadurch kann die RhB eine Komposition einsparen.
Hundert Züge wenden in Samedan
Wenn jetzt aber der Zug verspätet eintrifft, wird es unmöglich, pünktlich wieder abzufahren. Und mehr oder weniger zur richtigen Zeit in Chur anzukommen.
Darum haben seit dem Juli mehr als hundert Züge aus Chur St. Moritz gar nicht erreicht, wie die «NZZ» berichtet.
Denn für diese Züge war bereits in Samedan Endstation. Ist ein Zug eine halbe Stunde oder mehr verspätet, stoppt ihn die RhB und schickt ihn zurück.
Die Baustellen sind das Problem
Meistens gibt es in Samedan einen Ersatzzug und die Passagiere kommen doch noch in St. Moritz an. Wenn auch stark verspätet. Wer einen Anschlusszug erreichen will, hat verloren.
Unangenehm für die Zugbegleiter, die oft den Ärger der Fahrgäste spüren. Die Rhätische Bahn gesteht auf Anfrage der Zeitung, dass die Pünktlichkeit auf der Albulalinie nicht zufriedenstellend sei.
Laut dem Bericht sorgen die Verspätungen vermehrt für Reklamationen.
Die Hauptursache seien die vielen Baustellen, sagt ein RhB-Sprecher. Im laufenden Jahr habe sich die Pünktlichkeit dank des neuen Betriebskonzeptes aber verbessert.
Sie stieg bis Ende September auf 78,6 Prozent gegenüber 73,9 Prozent im Jahr 2024.
SBB ist viel pünktlicher
Natürlich, das sind Zahlen eines Eisenbahnunternehmens, das im Bergkanton Graubünden unterwegs ist und nur wenig Flachland befährt.
Und doch lässt sich feststellen: 78,6 Prozent Pünktlichkeit ist für Schweizer Verhältnisse tief. Zum Vergleich die Pünktlichkeitswerte der Gesamt-SBB im Jahreswert 2024:
93,2 Prozent aller Züge hatten an allen Bahnhöfen weniger als drei Minuten Verspätung. Und 98,7 Prozent aller Anschlüsse für Reisende konnten garantiert werden.
Solche Spitzenwerte sind für die RhB auf der Albulalinie derzeit in weiter Ferne. Dafür ist die Aussicht umso schöner.












