Stadt Zürich

Rätsel um abgetrennte Tierköpfe in Zürcher Wald

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Zürich,

Abgetrennte Tierköpfe, Perlen, Spielzeug: Ein gruseliger Fund an der Sihl bei Zürich sorgt für Spekulationen – und eine Anzeige bei der Polizei.

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Eine Zürcherin hat einen Haufen mit Spielzeug, verwesenden Hühnerköpfen und Plastikperlen an der Sihl gefunden. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Spaziergängerin hat am Stadtrand von Zürich einen bizarren Fund gemacht.
  • Sie entdeckte einen Haufen mit Spielzeug, Perlen und abgetrennten Hühnerköpfen.
  • Der Fund sorgt nicht nur für Spekulationen, sondern auch für polizeiliche Ermittlungen.

Ein gruseliger Fund am Zürcher Stadtrand sorgt für Aufsehen: An der Sihl entdecken mehrere Spaziergänger abgetrennte Vogelköpfe neben Kinderspielzeug, Plastikperlen und Kräutern. Einer der Köpfe dürfte von einem Huhn stammen.

Eine der Finderinnen ist Raven L.* Sie ist entsetzt: «Was zur Hölle! Das ist nicht okay.» Sie spekuliert bei Nau.ch, dahinter könnte «eine Art Ritual» stecken.

Klar ist für sie jedoch: «Mich macht es traurig, dass die Leute Tierleben und die Umwelt nicht respektieren. Ich will Antworten.»

Polizei ermittelt wegen Tierquälerei

Die Überreste wurden auch von mindestens einer weiteren Person gefunden, die Anzeige bei der Stadtpolizei Zürich erstattet hat.

«Die Meldung erreichte uns, dass am Flussufer Tierkadaver liegen würden», bestätigt Polizeisprecher Pascal Siegenthaler gegenüber Nau.ch.

Ritual
Hier wurden die Tierkadaver entdeckt. - Google Maps

«Diese wurden dann eingesammelt und untersucht. Aufgrund der vorgefundenen Situation ging man von einer Ritualtötung aus.» Ermittlungen wegen Tierquälerei seien eingeleitet worden.

Die Meldung ging vor rund zwei Monaten ein. Die Ermittlungen wurden inzwischen eingestellt, wie die Stadtpolizei Zürich Nau.ch Mitte Juli mitteilt.

Die Kadaver seien derart verwest gewesen, dass man keine brauchbaren Hinweise gefunden habe. «Die Tierkadaver und die Gegenstände wurden fachgerecht entsorgt.»

Knochen in den Bäumen und kopflose Tierkadaver

Raven L. ist immer wieder in der Gegend unterwegs und hat über die Jahre schon diverse bizarre Funde gemacht.

«Ein kopfloser Hühnerkadaver im Winter und Munition in der Erde. Vor drei Jahren entdeckte ich zudem Knochen in den Bäumen.»

Die Knochen seien mit abgerissenen Ästen verwebt gewesen. Auch auf dem Waldboden lag ein grosses Tierskelett.

In dem ganzen Gebiet habe es abgerissene Äste gehabt, auf einem hatte jemand eine Flasche platziert. Auch diese Szenen sahen also menschengemacht aus.

Spaziergängerin sorgt sich um Hunde und Kinder

Darum meldete die Anwohnerin den Fall damals den für den Wald zuständigen Behörden. «Sie sagten mir, sie erhalten viele solche Anrufe», erzählt L. So viel sie weiss, unternahmen sie jedoch nichts.

Neben den Rätseln, die dieser neueste Fund aufgibt, stört sie auch die Gefahr, die davon ausgeht.

Hast du schon einmal einen gruseligen Fund in der Natur gemacht?

«Hunde könnten sterben, wenn sie davon essen würden. Oder ein kleines Kind könnte die Sachen anfassen und sich mit einer Krankheit anstecken», warnt sie.

Was geht in dem Wald am Zürcher Stadtrand vor sich?

Ritual-Überreste werden «immer wieder» gefunden

Zuständig für den Wald ist das Amt Grün Stadt Zürich. Dort zeigt man sich auf Anfrage von Nau.ch bedeckt. Sprecher Markus Gamper erklärt lediglich, zu dem Fund sei nichts bekannt.

Die Frage, ob die Försterinnen und Förster der Stadt Zürich dort schon ähnliche Funde gemacht haben, beantwortet er nicht.

Mehr Antworten hat Sekten- und Religions-Experte Georg Otto Schmid von der Religionsinformationsstelle Relinfo.

Er erklärt bei Nau.ch: «In der Tat finden sich in Schweizer Wäldern in der Nähe von grösseren Zentren immer wieder Überreste von Ritualen.»

Hexen und Voodoo stecken oft dahinter

Am häufigsten seien Spuren von Ritualen aus der Hexenbewegung, dem Neopaganismus, traditionellen schamanischen Religionen, dem Neo-Schamanismus sowie von afroamerikanischen Religionen. Darunter auch Voodoo.

Hexenbewegung, Neopaganismus und Schamanismus

Hexenbewegung: Manche moderne Hexen folgen neuen spirituellen Wegen, andere alten Traditionen. Wichtig ist ihnen vor allem die enge Verbindung zur Natur. Diese Natur-Spiritualität zeigt sich in besonderen Festen, die sie feiern. Hexen glauben, dass der Mond eine starke, magische Kraft hat. Magie und Geheimwissen (Okkultismus) spielen eine Rolle. Viele Hexen wenden sich von der christlichen Religion ab und suchen eigene spirituelle Wege. Grosse Bedeutung haben für sie: Das eigene Bauchgefühl, Symbole und Zeichen und die enge Verbindung mit Tieren und der Natur. Quelle: Relinfo

Neopaganismus: Neopaganismus ist eine moderne Glaubensrichtung, die sich stark an der Natur orientiert. Viele glauben an Göttinnen und Götter und erleben ihre Spiritualität auf persönliche Weise – ohne feste Regeln oder Priester. Viele lehnen organisierte Religionen wie das Christentum ab. Es gibt viele verschiedene Gruppen, aber kaum eine gemeinsame Organisation. Das Weibliche spielt eine wichtige Rolle, besonders in der Verehrung von Göttinnen. Neopagane leben möglichst naturnah und setzen sich für Umweltschutz und Tierschutz ein. Quelle: Eric S. Raymond

Schamanismus: Im klassischen Schamanismus glauben die Menschen, dass alles auf der Welt eine Seele hat – nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, Pflanzen und Dinge. Es gibt für sie eine Verbindung zwischen dieser Welt und der Geisterwelt. Schamanen können mit den Geistern Kontakt aufnehmen. Wenn jemand krank wird oder etwas Schlimmes passiert, glauben Schamanen, dass das Gleichgewicht in der Welt gestört wurde – zum Beispiel, weil eine Regel gebrochen wurde. Dann muss die Harmonie wiederhergestellt oder «geheilt» werden. Quelle: Relinfo

«Hühneropfer spielen bei vielen traditionell schamanischen und afroamerikanischen Ritualen eine Rolle», sagt der Experte. Sie sollen die Kraft des Rituals verstärken.

Und: «Bei magischen oder Opfer-Ritualen ist es nicht unüblich, die Ritualobjekte nach dem Ritual in ein Paket zusammenzubinden.» Oftmals werde das Paket dann in der Natur verborgen.

«Gut möglich, dass dies auch hier eine Rolle gespielt hat.»

Die Verwendung von Salbei sei bei Ritualen aus diversen Traditionen üblich, sei es als Opfergabe oder als Räucherung. Auch im Bild von der Sihl erkennt Schmid Salbei.

Wurden Hühner für ein Kind geopfert?

Ob es sich um die Spuren eines magischen Rituals handelt, sei unsicher, betont der Religionsexperte.

Aber: Falls es so wäre, «könnte inhaltlich ein Bezug zu einem Kind bestehen. Möglicherweise zu demjenigen, dem das Spielzeug gehört hat».

Mögliche Zwecke des Zaubers: «Sollte das Ritual ein krankes Kind heilen? Sollte ein verschwundenes Kind wiedergefunden werden?»

Schmid
«Hühneropfer spielen bei vielen traditionell schamanischen und afroamerikanischen Ritualen eine Rolle», sagt Religionsexperte Georg Otto Schmid. - Relinfo

Spezifische Hinweise auf Schadenszauber – dass etwa einem Kind etwas Negatives gewünscht wurde – finden sich nicht, sagt Schmid. «Auszuschliessen ist aber natürlich nichts.»

Zusammengefasst: Solche Funde, wie den an der Sihl, gibt es in der Schweiz immer wieder. Oftmals dürften sie tatsächlich im Zusammenhang mit religiösen Ritualen stehen.

Interessierst du dich für Sekten und Religionen?

Doch: «Immer möglich sind aber auch ganz andere Erklärungen, die nicht in unser Fach fallen», sagt Schmid.

Seit die abgetrennten Tierköpfe vor zwei Monaten für Aufsehen sorgten, hat die Stadtpolizei keine Meldungen über ähnliche Funde erhalten.

*Name von der Redaktion geändert

Kommentare

User #5706 (nicht angemeldet)

6350 zum Beispiel, muss Alicehockler sein. Immer schön Stimmung gegen andere machen. Die anderen sind an allem Schuld. So kann man davon ablenken, dass sie die Lebensbedingungen der Schweizerinnen und Schweizer verschlechtern. Denkt mal darüber nach, wie die davon ablenken, dass sie nichts tun oder gegen das Volk arbeiten.

User #2714 (nicht angemeldet)

Dr. Prügelpeitsch hält die gelegentliche Hexerei für bedingt unbedenklich, warnt jedoch vor Realitätsverlust, besonders bei Leuten wie BB, die ihre Fabelwesen einbeziehen und es zum Hobby machen.

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