Psychotherapie-Systemwechsel führt zu grosser Kostenzunahme

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Bern,

Die Kosten für Psychotherapien sind im Jahr 2023 um 175 bis 200 Millionen Franken gestiegen. Was steckt dahinter?

Psychotherapie Symbolbild
Die Analysen zeigen laut dem BAG, dass gut die Hälfte des Kostenanstiegs durch einen im Vergleich zur delegierten Psychotherapie höheren Tarif bedingt ist. (Symbolbild) - keystone

Die Kosten für psychologische Psychotherapien zulasten der Grundversicherung sind im vergangenen Jahr gegenüber 2022 stark gestiegen. Gründe dafür sind vermehrte Behandlungen, aber auch ein im Juli 2022 eingeführter Systemwechsel vom Delegations- zum Anordnungsmodell.

Das zeigt ein erster Monitoringbericht des Bundesamts für Gesundheit (BAG), der am Freitag publiziert wurde. Demnach gehen Hochrechnungen für das Behandlungsjahr 2023 von Kosten zwischen 700 und 750 Millionen für die psychologische Psychotherapie aus. Die Kostensteigerung gegenüber dem Vorjahr liegt hochgerechnet bei 175 bis 200 Millionen Franken.

Die Analysen zeigen laut dem BAG, dass gut die Hälfte des Kostenanstiegs durch einen im Vergleich zur delegierten Psychotherapie höheren Tarif bedingt ist. Da ein von den Tarifpartnern gemeinsam vereinbarter gesamtschweizerischer Tarifvertrag fehlt, kommen aktuell noch kantonal provisorisch festgesetzte Tarife zur Anwendung.

Kantonale Unterschiede in den Therapiekosten

Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können seit dem 1. Juli 2022 zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) selbstständig und auf eigene Rechnung tätig sein.

Voraussetzung ist eine ärztliche Anordnung. Zuvor wurden ihre Leistungen in der Grundversicherung nur unter ärztlicher Aufsicht im sogenannten Delegationsmodell vergütet. Weitere Gründe für den Kostenanstieg lassen sich gemäss dem Bericht auf den langjährigen Trend einer stetigen Mengen- und Kostenzunahme sowie das Bevölkerungswachstum zurückführen.

Knapp 30 Prozent des Kostenanstiegs seien potenziell mit Verlagerungseffekten aus dem Zusatzversicherungs- und Selbstzahlerbereich in die OKP bedingt, schreibt das BAG. Vertiefte Analysen wie beispielsweise zu den Auswirkungen der Neuregelung auf die Qualität der Versorgung folgen im Rahmen der Evaluation 2024/2025.

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Kommentare

User #5076 (nicht angemeldet)

Die Psychotherapie scheint sich bestens zu eignen, um emotional aufzuwiegeln und Stimmung für den Abstimmungssontag vom 9. Juni zu machen. Der Blick titelte letzthin mit den Zahlen/Erklärungen von Santésuisse: Darum steigen die Kosten immer mehr: 6000 neue Psychologen in zwei Jahren! Die Zeitung "Der Bund" korrigiert: "Bei den insgesamt 6000 zur Abrechnung Berechtigten handelt es sich jedoch nicht um 6000 «neue Psychologen», wie der «Blick» diese Woche schrieb. Die meisten haben bereits vor dem Anordnungsmodell entweder zulasten der Grund- oder einer Zusatzversicherung abgerechnet oder wurden von den Patienten direkt bezahlt". Nun kann jede/r abschätzen, wie unseriös die Aussagen von Blick und gewissen Krankenkassenverbänden sind.

User #5334 (nicht angemeldet)

Raus aus der Grundversicherung. Verstehe, warum die Krankenversicherungen diese Leistungen nicht in der Zusatzversicherung haben wollten.

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