«Ich bin kein ärztliches Hilfspersonal»: Psychotherapeuten möchten ihre Leistungen direkt über die Grundversicherung der Krankenkasse abrechnen können.
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten fordern Anerkennung.
Gabriela Ruettimann (Präsidentin ASP), Yvik Adler (Co-Präsidentin FSP), Stephan Wenger (Co-Präsident FSP) und Csilla Kenessey (Vorstandsmitglied SBAP) (v.l.n.r.) übergeben über 3600 persönliche Briefe dem Eidgenössischen Departement des Innern. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Psychotherapeuten fordern mit 3600 Briefen die Aufnahme in die Grundversicherung.
  • Mit schrillenden Weckern versuchten sie den Gesundheitsminister Alain Berset aufzuwecken.

Psychotherapeuten möchten seit längerem ihre Leistungen direkt über die Grundversicherung der Krankenkasse abrechnen können. Heute Freitag haben sie Bundesrat Alain Berset über 3600 Briefe überbracht, in denen sie ein «Ende der Diskriminierung» fordern.

«Ich bin kein ärztliches Hilfspersonal» war auf dem T-Shirt eines Therapeuten aufgedruckt, der mit rund 50 Berufskolleginnen und -kollegen die Briefe beim Eidgenössischen Departement des Innern in Bern ablieferte. Mit schrillenden Weckern versuchten die Teilnehmenden der Aktion Gesundheitsminister Alain Berset symbolisch aufzuwecken.

Konkret geht es darum, dass Psychotherapeutinnen und -therapeuten ihre Leistungen heute nur über die Grundversicherung abrechnen können, wenn diese unter ärztlicher Aufsicht erbracht werden. Dies empfinden sie als Diskriminierung ihres Berufsstands.

In den über 3600 Briefen legen die Therapeutinnen und Therapeuten ihre Qualifikation zur selbständigen Ausübung ihres Berufs dar. Nach ihrem Masterstudium in Psychologie absolvierten sie eine mindestens fünfjährige postgraduale Weiterbildung, «um danach als Hilfskräfte in Arztpraxen angestellt zu werden», kritisieren die drei hinter der Briefaktion stehenden Berufsverbände in einer Mitteilung von heute Freitag.

Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutinnen und -therapeuten seien vom Gesetz her ermächtigt, Psychotherapie in eigener fachlicher Verantwortung auszuüben. Auf Seiten der Krankenversicherung schlage sich dies bis heute nicht in den Ansätzen nieder, monieren die Verbände.

Wechsel zum Anordnungsmodell gefordert

«Das heutige Delegationssystem ist unwürdig. Es war als befristete Übergangslösung gedacht», wird Yvik Adler, Co-Präsidentin der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) in einer Mitteilung von heute Freitag zitiert.

Der FSP und zwei weitere Berufsverbände, die hinter der Briefaktion stehen, fordern seit längerem einen Wechsel vom Delegations- und Anordnungsmodell. «Faire Arbeitsbedingungen gewährleisten auch eine gute Behandlungsqualität», ergänzte Gabriela Rüttimann, Präsidentin der Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP).

Das heutige System ist nach Ansicht der Berufsverbände aber nicht nur negativ für die Leistungserbringer. Vielmehr schaffe es auch Hürden im Zugang zur Versorgung für psychisch Kranke. Dies führe zu langen Wartelisten. Dieser Missstand müsse rasch korrigiert werden, denn nicht behandelte psychische Störungen belasteten unter anderem auch das Sozialsystem.

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