Die ETH-App Notify-Me soll in die Swiss-Covid-App integriert werden. Dem Epidemiologen Marcel Salathé zufolge sind die Arbeiten bereits weit fortgeschritten.
SwissCovid App Coronavirus
Seit dem 25. Juni 2020 ist die Swiss-Covid-App im Apple Store und Google Play Store verfügbar. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Notify-Me können alle Personen bei einem Anlass rasch registriert werden.
  • Im Falle einer Corona-Ansteckung werden alle Nutzer der App automatisch informiert.
  • Der Bund integriert die ETH-App nun in die Swiss-Covid-App.

Eine erweiterte Swiss-Covid-App mit einem nationalen Registrierungssystem dürfte bald verfügbar sein. Die Arbeiten des Bundes, die ETH-App Notify-Me zu integrieren, sind laut Marcel Salathé schon weit fortgeschritten.

Mit der App Notify-Me von der ETH-Lausanne können alle Personen in einem Restaurant oder an einer Veranstaltung rasch registriert und vor einer möglichen Corona-Infektion gewarnt werden. Auf dem Gelände der ETH-Lausanne kommt die App bereits seit Januar zum Einsatz.

Salathé wünscht sich Erweiterung schon lange

Die Arbeiten zur Integration von Notify-Me in die Swiss-Covid-App seien beim Bundesamt für Information und Technologie (BIT) bereits sehr weit fortgeschritten, sagte Marcel Salathé, Epidemiologe an der ETH Lausanne, auf Anfrage von Keystone-SDA: «Ich wünsche mir eine solche Erweiterung schon lange, denn sie macht auch epidemiologisch sehr viel Sinn.»

Coronavirus Tracing-App
Anzeigen für die Swisscovid-App erscheinen auf elektronischen Plakatanzeigen, am Donnerstag, 2. Juli 2020 beim Bahnhof Bern. - Keystone

Die ETH Lausanne hat mit Einbezug internationaler Kollegen ein technisches Protokoll namens Crowd-Notifier entwickelt. Dieses wurde schon im Oktober 2020 veröffentlicht. Eine Demo-Implementation in Form einer App gibt es auch seit längerem unter dem Namen Notify-Me. «Am sinnvollsten wäre es meiner Meinung nach, wenn man die Funktionalität in SwissCovid einbauen würde, denn diese ist als vertrauenswürdige Contact Tracing App des Bundes gut verankert», so Salathé.

Automatische Information via App

Konkret würde das Programm mit einem QR-Code funktionieren, den Veranstalter, Restaurants oder Fitnesscenter herausgeben, und der möglichst allen Besuchern gescannt wird. Sollten an diesem Anlass Fälle von Covid-19-Ansteckungen auftreten, würden alle User der App automatisch informiert.

Die Datensicherheit ist bei diesem System laut Salathé gewährleistet. Das Crowd-Notifier-Protokoll verhindere Datenmissbrauch durch seinen dezentralen Ansatz, also «by design». «Dies ist ein grosser Unterschied zu vergleichbaren Systemen in anderen Ländern, wo Daten zentral erfasst werden. Bei einer zentralen Erfassung muss dem Staat oder anderen zentralen Akteuren vertraut werden, dass diese nicht missbraucht werden, und gegenüber Hackerangriffen gesichert sind.»

Coronavirus Marcel Salathé Grippe
Epidemiologe Marcel Salathé an einer Pressekonferenz zum Coronavirus. - Keystone

Mit einer dezentralen Lösung wie bei SwissCovid - und eben auch diesem neuen Protokoll - würden diese Probleme von Anfang an «durch die Technologie selber» verhindert. «Das Prinzip des Privatsphärenschutzes ist also dasselbe, wie es bei der Swiss-Covid-App bereits schon zum Tragen kommt. Und wo es sehr gut funktioniert.»

Salathé verfolgt Entwicklung der App

Salathé war bis im Februar Mitglied der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes. Er verliess sie schliesslich, um beim Aufbau der neuen Organisation CH++ mitzuarbeiten. Die Organisation verfolgt das Ziel, technisches Know-how überall dort zu fördern, wo es der Gesellschaft als Ganzes nützt. Zudem will sie aufzeigen, wo öffentliche Institutionen technologisch im Rückstand sind.

Er verfolge die weitere Entwicklung der App mit grossem Interesse, sagt Salathé. «Aber auf der technischen Seite ist das Projekt bereits so gut und so weit vorangeschritten, dass es vonseiten der CH++ keine Unterstützung braucht.»

Das Projekt repräsentiere ja genau die Vision von CH++: «Dass Entscheidungen mit Einbezug wissenschaftlicher Grundlagen gefällt werden, und dass diese dann mit Technologie solide und wirksam umgesetzt werden.»

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