Die Schweizer Covid-App ist laut Epidemiologe Marcel Salathé punkto Contact Tracing weiterhin wichtig. Umso wichtiger: Sie dürfe nicht in Vergessenheit geraten.
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Marcel Salathé war an der Entwicklung der Schweizer Corona-App mitbeteiligt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Covid-App wurde vor mittlerweile knapp acht Monaten lanciert.
  • Zuletzt spielte diese in der öffentlichen Wahrnehmung kaum noch eine Rolle.
  • Epidemiologe Marcel Salathé fordert ein stärkeres Engagement der Behörden.

Knapp acht Monate ist es her, seit die Schweizer Covid-App mit Pauken und Trompeten lanciert wurde. Mittlerweile ist es ruhig geworden um die digitale Unterstützung des Contact Tracings.

An den Pressekonferenzen der Behörden ist die App seit Wochen kein Thema mehr. In den sozialen Medien häufen sich Posts von Usern, die bekannt geben, sie gelöscht zu haben.

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Die SwissCovid App fungiert als Unterstützung fürs herkömmliche Contact Tracing. - Keystone

Doch wie weiter rund um die Schweizer Corona-App? Für Mitentwickler Marcel Salathé hat sie nach wie vor grosses Potenzial im Kampf gegen die Pandemie. Im Interview mit Nau.ch nimmt der Epidemiologe Stellung.

Nau.ch: Herr Salathé, entwickelt sich die Schweizer Covid-App nach und nach zur «toten App», sprich es nutzen sie je länger, je weniger?

Marcel Salathé: Nein, es wurden ja schon rund 70'000 Covid-Codes eingegeben.

Nau.ch: Es scheint, als sei die App im Zuge der «Impfhysterie» in Vergessenheit geraten. Müssten die Behörden sie nicht aktiver bewerben?

Marcel Salathé: Es wäre sicher sehr gut, wenn man kommunikativ sicherstellen würde, dass die App nicht in Vergessenheit gerät. Eine Studie aus England mit der UK-Version der App hat geschätzt, dass bisher rund 600’000 Infektionen und auch rund 8700 Todesfälle verhindert wurden.

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Epidemiologe Marcel Salathé lauscht an der Pressekonferenz zur Covid-App-Lancierung am 25. Juni 2020 der Frage eines Journalisten. - Keystone

Nau.ch: Welche Rolle spielt die App aus Ihrer Sicht heute noch beim Contact Tracing?

Marcel Salathé: Eine wichtige. Die App skaliert ganz einfach, und die Zahlen aus UK sind sehr vielversprechend. Für jedes eine Prozent mehr App-Nutzung schätzt man, dass 08 bis 2,3 Prozent der Fälle verhindert werden können. Wir konnten noch nicht die gleiche Analyse machen wie in den UK, aber ich gehe davon aus, dass wir – korrigiert für die Bevölkerungsgrösse – einen ähnlichen Impact haben in der Schweiz. Wir haben aus Zürich Daten, die zeigen, dass die App das Contact Tracing beschleunigt.

Haben Sie die Schweizer Covid-App auf Ihr Smartphone runtergeladen?

Nau.ch: Was sollte aktuell im Zusammenhang mit der App verbessert werden und was läuft gut?

Marcel Salathé: Ich würde mir schon lange wünschen, dass man die App mit QR-Code-Scanning erweitern würde, um auch den neuesten Kenntnissen der Aerosol-Verbreitung gerecht zu werden. Wir haben dafür spezifisch ein technisches Protokoll namens «CrowdNotifier» entwickelt, welches dies auch dezentral ermöglichen würde. Damit wäre, wie schon bisher, die Privatsphäre geschützt. Wir testen das Prinzip gerade in einem Pilotprojekt an der EPFL.

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