Die Wohnungen sind in gutem Zustand, dennoch soll die Zürcher Siedlung Heuried neu aufgebaut werden. Bisherige Mieter werden aus der Gegend verdrängt.
Zürich Heuried
Die Wohnungen in der Siedlung Heuried in Zürich wurden vor 20 Jahren totalsaniert. Jetzt sollen sie abgerissen und neu aufgebaut werden. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zürcher Siedling Heuried soll einem Ersatzneubau weichen.
  • Dabei liegt die letzte Totalsanierung erst 20 Jahre zurück.
  • Bei den derzeitigen Mieterinnen und Mietern herrscht Unverständnis.
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In Schweizer Städten herrscht Wohnungsnot. Und Besserung ist keine in Sicht. Denn während der Wohnraum immer knapper wird, steigen die Mieten weiter in die Höhe.

Insbesondere in Zürich ist die Situation prekär. Hier sind die Mietpreise innerhalb von 20 Jahren um 40 Prozent gestiegen. Und obwohl sich Häuser teilweise noch in gutem Zustand befinden, werden sie abgerissen und neu aufgebaut.

Genau das soll auch mit der Siedlung Heuried passieren, wie SRF im «Kassensturz» berichtet. Alle Bewohnerinnen und Bewohner der 108 Wohnungen müssen raus. Denn es soll ein Ersatzneubau entstehen.

Dabei wurden die sechs Häuser erst vor 20 Jahren totalsaniert. Und erst vor vier Jahren gab es neue Heizungen und Solarpanels.

Mit Neubau sollen zusätzliche Wohnungen entstehen

Eigentümerin der Siedlung ist der CS-Fonds Livingplus. Die Verwalterin CS Asset Management begründet den Neubau mit ökologischen Gründen. Und: «Die Liegenschaft ist über 80 Jahre alt und müsste in naher Zukunft umfassend saniert werden.»

Heuried Zürich
Erst vor vier Jahren wurden bei den Häusern neue Heizungen und Solarpanels installiert.
Heuried Zürich
Der geplante Abriss und Neubau sorgt bei den derzeitigen Bewohnern für Unverständnis.
Heuried Zürich
Für Mieterin Liliane Forster steht fest: Die Eigentümerin will mehr Profit machen. Denn ohne Mieterwechsel können sie die Mietpreise nicht erhöhen.

Mit dem Neubau könnten zudem 41 zusätzliche Wohnungen angeboten werden, was zur Linderung der Wohnungsnot in der Stadt Zürich beitrage.

David Kaufmann, Assistenzprofessor für Raumentwicklung und Stadtpolitik an der ETH Zürich, widerspricht dem ökologischen Aspekt jedoch: «Ein Abriss stösst sehr viel C02-Emissionen aus, es ist sehr unökologisch, abzureissen und wieder neu zu bauen.»

Bereiten Ihnen die steigenden Mieten Sorgen?

Und auch aus sozialer Sicht sei es nicht nachhaltig. Denn bisherige Bewohnerinnen und Bewohner erhalten im Neubau zwar eine Wohnung zugesichert. Allerdings können sie die hohen Mietpreise, die aufgrund der Sanierung entstehen, gar nicht mehr bezahlen.

«Es ist der Profit»

Für die derzeitige Mieterin Liliane Forster ist klar, warum die Häuser abgerissen werden: «Es ist der Profit.» Ihre 3,5-Zimmer-Wohnung kostet derzeit 2500 Franken.

Das ist sehr günstig, wenn man sich die Preise in der Umgebung anschaut. Ausgeschriebene 4,5-Zimmer-Wohnungen kosten teilweise um die 5000 Franken.

Bisherige Mieterinnen und Mieter werden also aus den Wohnungen verdrängt. So wohl auch Susanne Haug. Die Seniorin ist pensioniert und lebt von der AHV. Von diesem Geld zahlt sie ihre 2-Zimmer-Wohnung, die zurzeit noch 1250 Franken netto kostet.

Mieterin Heuried
Rentnerin Liliane Forster ist ebenfalls von den Kündigungen betroffen. Der Seniorin geht es deswegen sehr schlecht. - Screenshot SRF

«Ich verkrafte es schier nicht, hier auszuziehen», sagt sie gegenüber SRF. Es gehe ihr sehr schlecht damit. Denn sie weiss auch: «Etwas Vergleichbares zu finden, das man bezahlen kann, ist eigentlich unmöglich.»

Haug hat sich in Briefen bereits an den UBS-CEO Sergio Ermotti, die CS und sogar den Bundesrat gewandt. Bisher jedoch ohne Erfolg.

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