Pratteln BL verkauft Einbürgerungen zum Spottpreis
Die Bürgergemeinde Pratteln BL will mehr Inländer beheimaten. Zum 500-Jahr-Jubiläum können sich Schweizer für nur 500 Rappen einbürgern. Die Aktion zieht.

Das Wichtigste in Kürze
- Pratteln BL nervt sich ab seinem schlechten Image und will mehr Schweizer anziehen.
- Zum Jubiläum «500 Jahre Eidgenossenschaft» startet die Gemeinde jetzt eine Aktion.
- Schweizer können das Bürgerrecht in Pratteln für nur einen Fünfliber erwerben.
Pratteln BL feiert am 14. Dezember ein Jubiläum: Vor genau 500 Jahren verkaufte die Familie Eptinger das Dorf an die Stadt Basel. Die Ortschaft zwischen dem Rheinknie und Liestal wurde somit eidgenössisch.

Das nimmt die heute rund 16'500 Einwohner grosse Gemeinde zum Anlass für eine spezielle Aktion: Die Einbürgerungsgebühr für Schweizerinnen und Schweizer wird symbolisch auf 500 Rappen gesenkt. So will man den Inländer-Anteil von jenen Personen steigern, in deren Pass Pratteln als Heimatort eingetragen ist.
Bürgerrat will Schweizer-Anteil steigern
Hintergrund ist eine Bürgergemeindeversammlung von 2018. Damals wurde der Bürgerrat aufgefordert, sich zu bemühen, dass wieder vermehrt Schweizer eingebürgert werden. Denn normalerweise streben das Bürgerrecht in Pratteln hauptsächlich Ausländer an. Fast 40 Prozent der Einwohner sind keine Schweizer.

Der Bürgergemeinde gefällt das eigene Image nicht. In einer Mitteilung beschreibt sie Klischees zu Pratteln gleich selbst: «Waaas, Du wohnst in Pratteln? Da gibt es doch nur Industrie, hässliche Bauten und viele Ausländer! Ojeh, da bist Du aber echt nicht zu beneiden». Oder: «Die klauen Dir dort die geliebten Nikes direkt ab den Füssen».
Zehn Prozent gewachsen über Nacht
Die Rabatt-Aktion sei ein «grosser Erfolg», erklärt Bürgergemeindepräsidentin Verena Walpen-Wolf jetzt gegenüber der «bz Basel». Über 109 Einbürgerungsgesuche von insgesamt 207 Personen wurden an der Jubiläums-Bürgerversammlung abgestimmt. Somit wächst die Bürgergemeinde auf einen Schlag um fast zehn Prozent.
Abgesehen vom Fünfliber kann die Sache aber ins Geld gehen: Ein Vater mit zwei Kindern beschreibt im Bericht, wie er für das Beschaffen aller Bescheinigungen etwa 400 Franken aufwendete.
Walpen-Wolf betont, dass sich am Verfahren nichts geändert habe und es das Gleiche sei, wie bei ausländischen Gesuchen.