Plastiksammelsack: Kehrichtsack vor dem Aus? Abholung in Urdorf!

Dina Müller
Dina Müller

Schlieren,

Schweizer Haushalte sollen zukünftig Plastikmüll vom Restmüll trennen. Dadurch dürfte der Kehrichtsack deutlich an Volumen verlieren.

Recybag Plastik Recycling
Der neue Recybag für das Plastikrecycling könnte den alten Gebührensack wohl schon bald ersetzen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz will zukünftig mehr Plastik recyclen.
  • Daher sollen die Haushalte den Plastikmüll vom Restmüll trennen.
  • Für den typischen Abfallsack bleibt dann wohl kaum mehr etwas übrig.
  • In Urdorf ZH kann man die Plastiksäcke abholen lassen – die Bewohner sind aber skeptisch.

Was in Deutschland schon lang gang und gäbe ist, kennt man in der Schweiz bisher kaum: das Trennen von Plastik vom restlichen Abfall.

Doch das soll sich nun ändern. Derzeit ist eine neue Verpackungsverordnung in der Vernehmlassung.

Sie fordert: 55 Prozent der Plastikverpackungen sollen recycelt werden. Heute sind es gerade einmal 20 Prozent. Schweizer Haushalte sollen also zukünftig den Plastikmüll vom sogenannten Restmüll trennen.

Bei korrekter Abfalltrennung kaum Restmüll

Schaut man sich einen typischen Müllsack genauer an, stellt man fest: Sehr viel vom Inhalt ist Plastikmüll.

Mit 13,4 Prozent macht er nach Bioabfällen (35 Prozent) den zweitgrössten Anteil aus. Weitere 12 Prozent des Schweizer Gebührensacks sind Papierabfälle. Der nicht-recyclebare Restmüllanteil ist klein, wie der «Tagesanzeiger» berichtet.

Würde das Trennen also konsequent durchgeführt, so könnten die Kehrichtsäcke, wie wir sie kennen, bald kaum mehr in Gebrauch sein.

Recyclen neu mit Recybag

Für das Plastikrecycling wurde von Produktherstellern der sogenannte Recybag ins Leben gerufen. Denn: Für das Erreichen der neuen Quote sind die Hersteller verantwortlich.

Durch die Einführung des Plastiksackes wurde in einigen Coop-Filialen dafür die Gratis-Entsorgung von Plastik gestoppt. An Standorten, wo der Recybag neu eingeführt wird, muss man dafür zahlen.

coop
Bei Coop konnte man bis anhin Plastikflaschen (z.B. von Waschmittel) gratis entsorgen. Damit ist jetzt Schluss. - keystone

Das System mit dem Recybag ähnelt dabei der bisherigen Kehricht-Entsorgung: Der Sack muss für eine Gebühr im Laden gekauft werden und kostet ähnlich viel wie der Kehrichtsack.

Trennst du Plastik vom Restmüll?

Einen Unterschied gibt es jedoch: Fast nirgends wird der volle Recybag dann wieder abgeholt. Stattdessen muss man ihn im Detailhandel oder in Werkhöfen entsorgen.

Ausnahme Urdorf ZH

Die grosse Ausnahme: Urdorf ZH im Limmattal. Hier kann man den Sack voller Plastikmüll auch abholen lassen.

Die Abholung hat sowieso einen Haken: Sie kostet die Gemeinde. Die zuständige Bereichsleiterin bei der Gemeinde, Rebecca Broekema, erklärt der Zeitung: «Wir finden die Abholung einen wichtigen Anreiz für eine erfolgreiche Plastiksammlung.»

Glaubst du, dass die klassischen Kehrichtsäcke bald ausgedient haben?

2022 sei das System in Urdorf eingeführt worden. Seither nehme die Anzahl der entsorgten Plastiksammelsäcke ständig zu. Broekema sagt sogar: «Die Menge von klassischem Abfall in Kehrichtsäcken schrumpft.»

Urdorfer: «Für mich nicht attraktiv»

Doch Nau.ch hat mit Einwohnern gesprochen. Sie wussten bisher nichts vom neuen Kunststoffsammelsack.

Pietro M.* (43) gibt zu bedenken: «Der Sack ist für mich nicht attraktiv. Denn ich kann in meiner Stammfiliale der Migros in meiner Nähe Waschmittelflaschen et cetera nach wie vor gratis entsorgen. Warum also sollte ich für einen Sack bezahlen?»

Auch Martina B.* (73) wusste nichts vom neuen Kunststoffsack. Auch sie sagt: «Ich kaufe erst einen Sack, wenn ich in meiner Nähe nicht mehr gratis Plastik entsorgen kann.»

*Name von Redaktion geändert.

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Kommentare

User #8247 (nicht angemeldet)

ich schmeisse alles in den Wald oder Fluss.

User #3365 (nicht angemeldet)

Ist für mich verständlich die Firma die das Recycelt muss ja auch Löhne zahlen und Betriebskosten

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