Letzten Winter erreichte die Auslastung des Pfuusbus ein Rekordhoch. Vermutlich durch den veränderten Drogenkonsum überlastete Psychiatrien und Wohnungsnot.
Pfuusbus Zürich
Die neuen Räumlichkeiten der pandemiegerecht ausgebauten Notschlafstelle «Pfuusbus» in Zürich. - Keystone

Der Pfuusbus ist im vergangenen Winter so stark ausgelastet gewesen wie noch nie. Dies dürfte auf einen veränderten Drogenkonsum, eine überlastete Psychiatrie und die Wohnungsnot zurückzuführen sein, vermuten die Verantwortlichen.

Das Sozialwerk Pfarrer Sieber registrierte in seinem Pfuusbus, der Notschlafstelle für einheimische Obdachlose, von Mitte November 2023 bis Mitte April 2024 total 6495 Übernachtungen von 277 verschiedenen Personen. Im Vorwinter waren es 4965 Übernachtungen von 251 Menschen.

Im Iglu, der Notschlafstelle für obdachlose Wanderarbeiter, habe sich die Nachfrage mit 3919 Übernachtungen im Bereich des Vorwinters (3902) bewegt, teilte das Sozialwerk am Dienstag mit.

Veränderter Drogenkonsum als möglicher Grund

Als mögliche Gründe für die trotz eines milden Winters deutliche Zunahme der Übernachtungen im Pfuusbus weist das Sozialwerk auf einen veränderten Drogenkonsum hin.

Denn in dessen Fachspital Sune-Egge hätten Ärzte festgestellt, dass Patienten, die früher Kokain gespritzt hätten, die Substanz vermehrt als Crack rauchten. Dies führe zu einer stärkeren Abhängigkeit und beschleunige die soziale Desintegration.

Im Pfuusbus hätten im Winter 2023/24 auch vermehrt psychisch Erkrankte Schutz gesucht, hält das Sozialwerk Pfarrer Sieber fest. Dies hänge womöglich mit der Überlastung der Psychiatrie nach dem Ende der Coronapandemie zusammen.

Überlastete Psychiatrie und Wohnungsnot

Gerade Patienten ohne tragfähiges soziales Netz, die sich mit Terminen schwer tun und Medikamente nicht regelmässig einnehmen, könnten aus dem System fallen.

Die erhöhte Nachfrage nach Notschlafplätzen könnte auch mit der angespannten Lagen auf dem Wohnungsmarkt zu tun haben: «Wir stellen jedenfalls fest, dass einige Gäste tagsüber einer bezahlten Arbeit nachgingen», heisst es in der Mitteilung.

«Sie hatten ihre prekäre Wohnsituation verloren und wurden von teils überforderten Wohngemeinden an den Pfuusbus verwiesen.»

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